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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Catherine fing den Schlüssel auf, den er ihr in die Hand fallen ließ.
    „Dann gute Nacht , und schlaf t gut !“
    „Gute Nacht!“ Catherine holte ihre Reisetasche aus dem Kofferraum. „Ich weiß nicht, was du hast, Sophie, er ist doch ganz nett.“
    Ohne etwas zu erwidern nahm Sophie ihre Reistasche vom Rücksitz.
    „Ich will zuerst ins Bad“, sagte sie nur, als Catherine die dünne Holztür aufschloss und ihnen ein Geruch nach Desinfektionsmitteln entgegenschlug.
    „Ja, ja, kannst du“, Catherine tastete nach dem Lichtschalter. Flackernd sprang in der Mitte der Decke eine Neonröhre an und erleuchtete den Raum in seiner ganzen Hässlichkeit. Catherine pfiff durch die Zähne, und Sophie schüttelte angeekelt den Kopf .
    Catherine stellte ihre Reisetasche neben den braunen, abgestoßenen Schrank.

    Zwar war Catherine schon daran gewöhnt, zuerst Sophie das Bad zu überlassen, dennoch störte es sie immer wieder. Ihren Ärger herunterschluckend streckte sie sich in ihren Kleidern auf dem durchgelegenen Bett aus, zappte durch die wenigen Programme des altmodischen kleinen Fernsehers und wurde immer müder. Ab und zu dachte sie an die Bücher in der Reisetasche, die das schlechte Gewissen sie hatte einpacken lassen. „Globale Wirtschaft – Eine Einführung“, „Das Ende der Unschuld – Die Interessen der Mächtigen“, und ein kompaktes Buch „Grundwortschatz Englisch“, in dem sie bisher jeden Tag zwei Seiten durchgegangen war. Nur heute noch nicht. Ab diesem Moment konnte sie dem Fernsehen nicht mehr folgen. Sie wollte nicht schon am ersten Tag ihrer Reise ihre Disziplin verlier en. Seufzend stand sie auf und kramte aus ihrer Tasche das Englischbuch hervor, legte sich wieder aufs Bett und begann dort, wo sie gestern aufgehört hatte. To pick up – aussuchen, aufheben; to pick a quarrel with – mit jemandem Streit anfangen. Sie lächelte kurz, pig – Schwein, pigeon – Taube, pity – Mitleid... Sie gähnte, setzte die Brille ab und machte die Augen zu.
    Nachdem Sophie schließlich fertig und eingecremt war, die Zähne geputzt und das frisch gewaschene Haar gekämmt hatte, legte sie sich zwischen die weißen Laken des Doppelbettes. Catherine, wieder aufgewacht, beeilte sich mit ihrer Toilette und atmete auf, als sie endlich auch ins Bett steigen konnte.
    „Gute Nacht“, sagte sie und wollte das grelle Licht ausschalten .
    „Hast du auch immer Angst, dass du überfallen wirst?“, sagte Sophie, „In der Nacht? In fremden Motels?“ Sie setzte sich wieder auf.
    Catherine drehte sich schläfrig auf die andere Seite. „Nein.“
    „Ich schon“, flüsterte Sophie, „ist die Tür auch wirklich zugeschlossen?“
    „Sicher“, gähnte Catherine.
    Sophie stand trotzdem auf und rüttelte an der Tür.
    „Ich weiß nicht, ob ich schlafen kann“, sagte sie als sie sich wieder ins Bett legte.
    „Bestimmt“, murmelte Catherine. „Du kannst sicher sein. Uns passiert nichts.“
    „Bestimmt?“
    „Ja.“
    Manchmal war Sophie wie ein kleines Mädchen, dachte Catherine, und plötzlich tat ihr Sophie leid. Ich will nicht mehr so eifersüchtig sein, nahm sie sich vor.
    „Gute Nacht, Sophie.“
    „Gute Nacht, Catherine.“
    Sophie starrte solange an die Decke bis die verschiedenen Grautöne durcheinanderwirbelten und sie ihre Augen schloss, weil sie brannten. Wenn man einen Schlüssel besitzt, kann man die Tür von außen öffnen, dachte sie, und dann sah sie die tote Frau vor sich, von der der Mann gesprochen hatte. Wie alt war sie? Jung, sie musste jung gewesen sein, bestimmt. Wie war sie ermordet worden?

24

    Dienstagmorgen. Hinter dem Gatter mit der Aufschrift Ashwood , derselbe gelbliche Sand, dasselbe Geröll, dazwischen trockene Büsche und zerbrechliche Bäume. Wilde Ziegen galoppierten in der Ferne. Eine Gruppe Kängurus brach aus einem Gebüsch hervor, flüchtete über die Straße und verschwand wieder. Der Himmel war gleißend blau. Ohne Sonnenbrille wäre die Helligkeit nicht zu ertragen.
    Shane schmeckte noch den Hamburger, den er vor einer Stunde gegessen hatte. Gut gelaunt, wie er heute M orgen war , hatte er Tamara ein vegetarisches Sandwich mitgebracht. Was ihn weniger gut gelaunt stimmte, war die Tatsache, dass die Spurensicherung mitgeteilt hatte, Barry Denham habe seinen Wagen, dessen Reifen sie überprüfen sollten, zur Werkstatt gebracht. Warum sollte Barry es darauf anlegen, sich verdächtig zu machen?
    Der Weg zu Barrys Farm blieb ihnen also nicht erspart. Was war mit Tamara los?

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