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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Polster, braungrau gemustert, nicht mehr die neuesten, das staubige Armaturenbrett, das braune Lenkrad, links daneben ein CD -Player - ein altes Modell – darunter der Aschenbecher zum Herausziehen, direkt davor der kugelige Schaltknüppel... Als habe er auf Stopp gedrückt, hielt der Film an, das Bild gefror - und er schlug wieder die Augen auf.

    Das milchige Licht des frühen Morgens tauchte sein Zimmer in diffuse Helligkeit. Zu unruhig, um wieder einzuschlafen, stand er aus dem Sessel auf, ignorierte die Rückenschmerzen, duschte, putzte sich die Zähne, rasierte sich, nahm das letzte frische Hemd sowie Unterwäsche und Strümpfe aus der Reisetasche, und versuchte während all dieser Tätigkeiten, den Traum zu wiederholen, die Bilder bewusst zu betrachten. Etwas hatte ihn stutzig gemacht, aber er wusste nicht, was es war. Mit offenem Fenster fuhr er durch die noch feuchte Morgenluft ins Büro. Einer der Constables von letzter Nacht sah ihn erstaunt an als er grußlos an ihm vorbei lief . Am Schreibtisch nahm er sich den Bericht der Spurensicherung vor, zerriss beinahe beim Blättern die Seiten. Er wusste nicht, was er suchte, hoffte aber, dass die Bilder aus seinem Traum wiederkehren und genau an derselben Stelle einfrieren würden, an der er im Traum gestutzt hatte. Da war sie, die Beschreibung des gefundenen Autos. Weißer Toyota Corolla Kombi...Sitzbezüge aus Stoff..., Autoradio..., Handschuhfach..., Aschenbecher – da , da war es. Aufgeregt suchte er die Kopie des Versicherungsscheins, fand sie, verglich die dort vermerkte Angabe mehr mal s mit dem Bericht der Spurensicherung. Er erinnerte sich an Barrys Worte. „ Wenn Romaine nicht ein solches Auto gefahren hätte, hätte ich Sie nie benachrichtigt.“
    Das auf Barrys Land gefundene Auto hatte ein Schaltgetriebe. Doch laut Versicherung fuhr Romaine einen Toyota Corolla Kombi – mit Automatikgetriebe. Außerdem rauchte Romaine, doch im Aschenbecher hatte man keine Asche gefunden. Sie waren bedenkenlos davon ausgegangen, dass es sich um Romaines Wagen handelte - nur weil sie ein solches Auto suchten!
    E r füllte Wasser in die Kaffeemaschine. Jetzt, a llmählich erhielten einige rätselhafte Fakten ein en Sinn. Ed war von Anfang an überrascht, ja sogar erschrocken gewesen, als sie ihm von der Entdeckung des Autos berichteten. Vermutete er Romaines Auto woanders? Die Beweise gegen ihn waren mehr als dürftig. Nun hatte er sogar noch den Brief geliefert, den Romaine angeblich geschrieben hatte. Fühlte er sich so sehr in die Enge getrieben, dass er diesen Beweis jetzt hatte erbringen müssen, um sich zu entlasten?
    Er musste die Schriftenanalyse abwarten. Halb sieben zeigte seine Armbanduhr. Die Kaffeemaschine gab ein vertrautes Gurgeln von sich. Aber wenn das Auto nicht Romaine gehörte, wem gehörte es dann?

69

    Lichtes Blätterdach, silbrig-grünlich, blaue Himmelsschnipsel dazwischen. Zweige rascheln, Vögel singen, Insekten summen. Wärme auf der Haut - und ein brennender Schmerz. Der Film reißt. Nein, sie will die Augen nicht öffnen, der Film soll weiterlaufen. Der Film läuft weite r . Gut. Auf ihrem nackten Knöchel hockt eine fette, schwarze Ameise. Ein neues Bild leuchtet wie ein Dia auf. Das Auto, das sie noch im Rückspiegel gesehen hat, bevor sie in den Busch gerannt war. Der Film soll reißen, soll nicht mehr weiterlaufen – doch er ist nicht zu stoppen, läuft weiter. Archie war ihr gefolgt. Im Film sieht sie auf ihre Armbanduhr, früh am Morgen ist es. Mindestens fünfzehn Stunden liegt Sophies Schrei zurück.
    Fünfzehn dunkle Stunden. Sie bemüht sich Kraft zu sammeln . Hilfe holen - den Weg finden, hallt es in ihrem Kopf. Bäume. Büsche. Abgeknickte Äste, sie muss zum Auto zurückzufinden. Muss! Sie will nicht mehr hinsehen, doch der Film läuft, lässt sich nicht anhalten. Sie stolpert los. Ihm Knie ein stechender Schmerz. Zunge und Gaumen staubtrocken, ihr ganzer Körper lechzt nach Wasser. Die Plastikflasche auf dem Rücksitz fällt ihr ein, die sie noch am Fluss mit Wasser aufgefüllt hat. Mit ein bisschen Glück, könnte sie den Weg, der auf die Hauptstraße führt, bald erreichen. Doch sie weiß, wie weit das Land ist, und sie kennt die wichtigste Regel fürs Überleben im Busch: Verlasse niemals deinen Wagen! Sie hat den Wagen verlassen...
    Der Film droht wieder zu reißen, ja, er soll endlich reißen, doch wenn er reißt, was wird sie dann sehen? Der Geruch, den sie schon die ganze Zeit riecht, macht ihr Angst.

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