Hoellentrip
– waren schwer verbrannt, und Blut sickerte aus den Wunden. Die Blasen auf seiner Haut sahen aus wie Lack unter starker Hitzeeinwirkung. Carrie hatte Mühe, ihren Mageninhalt bei sich zu behalten.
Doch sie bezwang den Drang, sich zu übergeben, während sie versuchte, Jake umzudrehen. Er war zu schwer. Zum Glück hatte ihr Bruder sie eingeholt und konnte ihr helfen. Gemeinsam drehten sie Jake auf den Rücken. Sie mussten es tun.
»Er atmet nicht, oder?«, fragte Carrie mit zitternder Stimme. »Er ist tot, Mark.«
Mark öffnete Jakes Rettungsweste und legte sein Ohr auf Jakes Brust. »Ich höre keinen Herzschlag«, stellte er fest. »Vielleicht ist er zu schwach.«
Carrie erstarrte. Sie hatte Todesangst. Bis sie eine Stimme aus der Vergangenheit hörte, ihren Lehrer vom Erste-Hilfe-Kurs. Um den war kein Mitglied des Schwimmvereins herumgekommen.
Es war lange her, doch nach und nach erinnerte sie sich an die Einzelheiten.
»Halte seinen Kopf nach oben!«, bat sie ihren Bruder. »Ich kann Mund-zu-Mund-Beatmung machen. Wir müssen es versuchen.«
Mark hielt Jake am Hals nach oben, während Carrie Jakes Kopf nach hinten drückte, um den Luftweg zu öffnen. Sie presste die Nasenlöcher zusammen, legte ihre Lippen auf seine und blies Luft in seinen Mund.
»Komm schon, Onkel Jake!«, flehte sie zwischen den Atemzügen. »Komm!«
Mindestens dreißig Sekunden vergingen. Carrie war erschöpft, ihre Lungen über ihre Grenzen beansprucht. Doch sie wollte nicht aufgeben.
»Verdammt, Onkel Jake! Jetzt atme!«, schrie sie ihn an.
Genau das tat er dann auch.
Ein schwacher Atemzug, gefolgt von einem stärkeren.
Und einem noch stärkeren.
Bis er selbstständig atmete.
Seine Augen waren noch geschlossen, und er war noch nicht bei Bewusstsein. Aber er war zurück von den Toten.
Mark lauschte wieder auf den Herzschlag, nur um sicherzugehen. Als er Jakes Herz fester und regelmäßiger schlagen hörte, stieß er die Faust in die Luft. »Jesses, Carrie, du hast es geschafft! Du hast es echt geschafft!«
Die beiden schlangen ihre Arme um Jake und zogen ihn langsam zu ihrer Mutter und zu Ernie.
Die Besatzung der Familie Dunne war wieder vereint. Genau so, wie es sein sollte.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Ernie. »Hat jemand eine Idee?«
»Wir warten«, antwortete Mark. »Wie Jake gesagt hat, die Küstenwache müsste bald hier sein.«
Er blickte hinauf zu der riesigen Rauchwolke, die über ihnen schwebte. »Es dürfte nicht schwer sein, uns zu finden. «
46
Lieutenant Andrew Tatem stand am Rand des riesigen Simulationsbeckens in der US-Küstenwachenbasis in Miami. Mit langsamem, emotionslosem Blick überwachte er die sechs Rettungsschwimmer, die im Rahmen ihrer Ausbildung versuchten, sich in Kälteschutzanzügen über Wasser zu halten.
Sie waren ein junger, starker und ziemlich wilder Haufen Kinder, die hinter den Ohren noch grün waren.
Das würde sich allerdings bald ändern. Es war Tatems Aufgabe, dafür Sorge zu tragen.
Zumindest derzeit.
Noch vor zwei Jahren war er einer der Besten bei der Küstenwache gewesen. Das wäre er immer noch, wenn er sich nicht bei einer Rettungsaktion vor der Küste von Grenada das rechte Bein gebrochen hätte. Dank eines Dutzends Metallschrauben war das Bein geheilt. Er hatte keine Probleme beim Gehen; mit dem Rennen war das schon eine andere Sache, und mitten über dem Meer aus einem Hubschrauber zu springen, daran war überhaupt nicht mehr zu denken.
Jetzt verbrachte er den halben Tag hinter dem Schreibtisch, die andere Hälfte versuchte er als Trainer, die Schüler nach seinem Ebenbild zu klonen. Er war nicht verbittert, vermisste aber das Abenteuer.
»Wann immer Sie bereit sind, Sir!«, witzelte einer der Jungs im Becken. Er und der Rest der Gruppe machten bereits seit über zwanzig Minuten nichts anderes als Wassertreten.
Tatem blickte auf seine Uhr: seit dreiundzwanzig Minuten, um genau zu sein.
Sie waren fix und fertig. Das Ziel dieser grausamen Übung war erreicht.
Weil sie jetzt für die Fortsetzung bereit waren.
»Dann quirle sie mal durch!«, rief er in die Schaltkabine.
Sein oberster Lieutenant, Stan Millcrest, hob den Daumen in Tatems Richtung und legte einen Schalter um, mit dem er den weltgrößten Deckenventilator einschaltete. Die sieben Meter langen Rotorblätter begannen, sich über dem Becken zu drehen. Nach wenigen Sekunden hatten sie ihre Höchstgeschwindigkeit von dreitausend Umdrehungen pro Minute erreicht. Apocalypse Now sagte Tatem liebevoll
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