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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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lügen. Ich möchte Ernie sagen, dass sich alles wieder einrenken wird. Ich möchte, dass er mir glaubt, weil ich es selbst glauben möchte. Doch ich kann nicht. Dazu wurde ich nicht ausgebildet, und es entspricht nicht meiner Art. Er legt einen Arm um meine Schulter. Er sieht so klein aus in seiner Rettungsweste. »Keine Sorge, Mom«, versichert er mir. »Es wird sich alles wieder einrenken. Das verspreche ich dir.«
    Ich möchte weinen.
    Das ist die schönste Lüge, die mir je aufgetischt wurde.

44
    Heiliger Strohsack, was war denn das?
    Als Carrie ihre flatternden Augenlider öffnete, schwappte ihr eine Welle mit kaltem Salzwasser ins Gesicht. Ihr Kopf zuckte nach hinten, und im gleichen Augenblick begann sie zu husten. Überall um sie herum war Rauch.
    Sie fühlte sich nicht nur erleichtert, sondern unglaublich glücklich. Sie war bewusstlos gewesen, während ihr Kopf seitlich an ihrer Rettungsweste gelehnt hatte. Eine oder zwei Minuten später wäre sie vielleicht tot gewesen, wenn ihr Gesicht unter Wasser gerutscht wäre.
    Zuerst wusste sie nicht, wo sie war, auch nicht, als sie Mark drei Meter entfernt erblickte. Aber sie wusste, dass ihr Bruder Hilfe brauchte.
    Ebenso wie sie war auch er durch die Explosion auf der Familie Dunne bewusstlos geworden. Im Unterschied zu ihr war er es immer noch.
    So schnell Carrie konnte, schwamm sie zu ihm. Mit jedem mühsamen Zug erinnerte sie sich ein bisschen mehr: Jake hatte sie quer übers Boot gejagt … einen nach dem anderen ins Wasser geworfen … ihre Mutter war die Letzte gewesen, die über Bord gegangen war. Hey, Moment mal! War Mom überhaupt ins Wasser gefallen?
    Dann war alles um sie herum schwarz geworden. Sie wusste immer noch nicht, was passiert war. Oder wo das Boot abgeblieben war. Oder der Rest der Familie steckte.
    »Mark!«, rief sie ihren Bruder und streckte die Hand aus. »Wach auf! Wach auf!«

    Er wachte aber nicht auf. Sie packte seine Rettungsweste und klopfte seine Wangen. »Ich habe gesagt, du sollst aufwachen, Mark. Komm schon, wach auf, verdammt noch mal!«
    Schließlich wanderten seine Lider nach oben, und er richtete seine Augen auf Carrie. »Was ist passiert?«, fragte er benommen. »Was ist hier los?«
    Carrie war sich selbst nicht sicher. »Ich nehme an, es gab eine Explosion«, erklärte sie.
    Mark betrachtete die immer noch brennenden Überreste ihres Bootes. Sein Haar war versengt, und eine klaffende Wunde an seiner Stirn blutete, doch seinen Sarkasmus hatte er nicht verloren. »Ui, echt?«, witzelte er.
    Carrie wollte gerade sagen, sie hätte ihn doch lieber nicht wachrütteln sollen, als sie beide den Kopf drehten.
    »Hast du das gehört?«, fragte Mark.
    Carrie nickte. »Es ist Mom!«
    Und sie hörten noch eine Stimme. Das war Ernie, Gott sei Dank. Noch nie in ihrem Leben war Carrie so glücklich gewesen, ihren geschwätzigen kleinen Bruder zu hören.
    Mark und Carrie machten sich ihrerseits lautstark bemerkbar und begannen, durch den wabernden Rauch und die Wrackteile in Richtung der Stimmen zu schwimmen.
    »Hier!«, rief ihre Mutter. »Wir sind hier drüben!«
    Eine Minute später waren die Dunnes wieder vereint, wenn auch nur im Wasser.
    Alle bis auf Jake.

45
    »Seht mal da!« Ernie streckte den Arm aus. »Da drüben! Jetzt guckt doch mal endlich! «
    Überall hing Rauch über dem Wasser wie dichter Nebel, der eine klare Sicht verhinderte. Doch als sich der Wind leicht drehte, konnten sie einen Blick auf das erhaschen, was Ernie sah.
    Jake.
    Er war fünfzehn, vielleicht zwanzig Meter entfernt.
    »Onkel Jake!«, rief Carrie.
    Doch sie mussten schmerzlich feststellen, dass Jake nicht antworten konnte. Er lag mit dem Gesicht nach unten und ausgestreckten Armen reglos im Wasser. Als spielte er »Toter Mann«.
    »O Gott, nein!«, keuchte Katherine.
    »Ihr beiden bleibt hier bei Mom«, wies Mark seine beiden Geschwister an. »Ich hole Onkel Jake.«
    Er löste sich aus dem engen Viereck, das seine Familie gebildet hatte.
    »Warte, ich komme mit«, meldete sich Carrie. Ihr war eingefallen, wie Jake sie am ersten Tag der Reise gerettet hatte.
    »Gut, dann los«, forderte Mark sie auf.
    Beide schwammen los. Mark war schnell, doch Carrie war schneller. Schließlich war eine der beiden Meisterschaften, die sie in der Schule gewonnen hatte, im Fünfzig-Meter-Freistil gewesen. Kein Wunder, dass sie Jake als Erste erreichte.
    Doch sie wünschte, Mark wäre ihr zuvorgekommen. Jakes Arme und Beine – zumindest das, was sie von ihnen
sehen konnte

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