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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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erleidet mein Körper einen Schock. Meine Arme, meine Hände, mein unverletztes Bein – sie sind nutzlos. Ich kann keinen Muskel bewegen. Ohne Rettungsweste würde ich untergehen.
    Das ist unglaublich! Was ist passiert? Ich kann mir keinen Reim darauf machen.
    Ich drehe mich zum Boot – aber es ist weg!
    Wie durch Zauberhand hat sich die Familie Dunne in Luft aufgelöst.
    In dem Moment nimmt ein schrecklicher Gedanke in meinem Gehirn Gestalt an und schnürt mir mit Warpgeschwindigkeit beinahe die Blutzufuhr zu meinem Herzen ab.
    Meine Familie!
    Ich sehe nur dichten, schwarzen Rauch von der Wasseroberfläche aufsteigen. Züngelnde Flammen ragen von
den Einzelteilen des Boots nach oben. Jede Sekunde, die vergeht, ohne dass ich Carrie, Mark oder Ernie sehe, lässt meine Angst, meine Panik ansteigen. O Gott, wo sind die Kinder? Wo ist Jake?
    Hilfos treibe ich auf dem Wasser, während ich zwischen schmerzhaften Hustenkrämpfen ihre Namen rufe. Der wabernde Rauch dringt in meine Lungen, und mir schwinden die Kräfte. Ich verliere zu viel Blut aus meinem verletzten Bein und bin einer Ohnmacht nahe.
    Dennoch kann ich nur an die Kinder denken.
    »Carrie! Mark! Ernie!«
    Immer wieder rufe ich ihre Namen, doch ich höre keine Antwort. Ich höre überhaupt nichts. Niemand ruft mich. Das einzige Geräusch ist ein gedämpftes, hohles Klingeln in meinem Kopf, verursacht von der Explosion, wie ich weiß. Geplatztes Trommelfell.
    Der schwarze Rauch umgibt mich mittlerweile wie eine schwarze Wand und nimmt mir die Luft zum Atmen. Jeder Versuch, nach den Kindern zu rufen, endet in Husten, während mir Blut von den Lippen läuft. Als ich die Hand über den Mund lege, färbt sie sich rot vom Blut. Woher stammt es? Habe ich mir eine Rippe gebrochen? Hat sie die Lunge durchbohrt? Oder habe ich mir lediglich beim Aufprall auf die Zunge gebissen?
    Und was ist mit Jake?
    Er war im Moment der Explosion auf dem Boot. Jetzt ist er nirgendwo zu sehen.
    Sind sie alle tot?
    Bin ich die einzige Überlebende?
    Nein, nein, nein! Bitte nicht! Ich bringe es kaum fertig, den Gedanken zu Ende zu denken:
    Meine gesamte Familie ist tot.

43
    Immer wieder rufe ich ihre Namen.
    Und endlich höre ich eine Stimme, die durch die Mauer aus Rauch dringt und mich durch ein einziges Wort, das schönste Wort, das es für mich in diesem Moment gibt, mit Hoffnung erfüllt.
    »Mom!«
    Es ist Ernie, und er lebt.
    Mein Gehör funktioniert wieder, und ich drehe mich in die Richtung, aus der Ernie mich gerufen hat. Er schwimmt mit vor Angst erstarrtem und rauchschwarzem Gesicht auf mich zu. Doch er lebt!
    Ich will ihm entgegenschwimmen, doch der Schmerz, der mir durchs Bein fährt, erinnert mich daran, dass ich dazu nicht in der Lage bin. Ich kann nur weinen, während ich warte, bis Ernie mich erreicht hat.
    Sofort werfe ich meine Arme um seine Rettungsweste und drücke ihn so fest an mich, wie ich kann.
    »Bist du okay?«, frage ich ihn.
    »Ich glaube«, antwortet er. »Und du, Mom?«
    Ich will ihm gerade eine Lüge auftischen, weil ich ihn nicht noch mehr verängstigen will, als er das Blut um meinen Mund bemerkt.
    »Es wird schon wieder werden«, sage ich schließlich.
    Er glaubt mir auch nicht annähernd. »Was ist das? Was kann ich tun?«, fleht er.
    »Nichts«, versichere ich ihm, als sich mein Blickfeld schmälert. Ich spüre, wie sich meine Augen nach innen drehen. Das ist gar nicht gut. Ich könnte ohnmächtig werden,
dann wäre Ernie hier draußen ganz allein. Schließlich beginne ich zu zittern und mit den Zähnen zu klappern. Nein, das ist gar nicht gut.
    »Mom!«, ruft er. »Mom!«
    Ich bemühe mich zu blinzeln, mich bei Bewusstsein zu halten. Ich muss klar denken, wie eine Ärztin, wie ich es sonst tue. Ich muss die Blutung an meinem Bein stoppen.
    Ich brauche einen Druckverband.
    Die Ärztin in mir übernimmt die Führung: Sie löst rasch einen der Gurte meiner Rettungsweste, greift nach unten ins Wasser und zieht ihn oberhalb meines Knies so fest zu, wie sie kann. Innerhalb weniger Sekunden fühle ich mich besser, wenn auch nur unwesentlich.
    »So, jetzt geht’s schon«, beruhige ich Ernie. »Tut dir was weh? Sag mir die Wahrheit.«
    »Nein, mit mir ist alles in Ordnung.«
    »Sicher?«
    »Sicher.«
    Er nickt, und ich frage ihn, ob er seine Geschwister gesehen hat. Die Antwort will ich eher nicht hören. Er schüttelt den Kopf. »Nein, bis jetzt nicht. Was ist mit Onkel Jake?«
    »Ich weiß nicht, Schatz. Du bist der Erste, den ich sehe.«
    Wieder will ich

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