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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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»Lass uns die Gegend kreisförmig im Uhrzeigersinn absuchen.«
    »Wird gemacht«, stimmt Carrie zu.
    »Bleibt dicht beieinander. Bitte«, rufe ich ihnen hinterher.
    In der Zwischenzeit versuche ich, Jake am Reden zu halten. Vielleicht gibt es etwas, womit ich seine Schmerzen lindern kann. Doch es ist sinnlos. Sein Mund ist wieder verschlossen.
    »Ist schon in Ordnung«, sage ich ihm.
    Er ist kaum bei Bewusstsein, half uns aber mit zwei entscheidenden Worten: Ave Maria.
    Er ist immer noch unser Kapitän.

49
    Etwa zehn Minuten später dringen Carries erschöpfte Jubelrufe durch den Nebel.
    »Ich hab sie gefunden!«
    Ich kann es kaum glauben. Sie muss über siebzig Meter entfernt sein und wirkt wie ein kleiner Punkt da draußen.
    »Ich hab sie gefunden!«, ruft sie noch einmal. »Die Ave-Maria-Kiste! «
    Halleluja! Ein Wunder ist geschehen!
    »Carrie hat die Kiste gefunden!«, rufe ich Mark zu, der in der entgegengesetzten Richtung ungefähr genauso weit entfernt ist. »Komm zurück!«
    Er hört mich und schwimmt zurück, lässt sich aber Zeit. Wer könnte ihm daraus einen Vorwurf machen? Ich wundere mich, dass er und seine Schwester sich unter diesen Umständen überhaupt fortbewegen können. Sie sind in besserer körperlicher Verfassung, als ich dachte.
    »Meinst du, in der Kiste ist auch was zu essen?«, fragt Ernie. »Ich sterbe schon vor Hunger.«
    Ich überlege, ob ich etwas Essbares gesehen habe, als ich in der Kiste nach der Tauchermaske und dem Schnorchel gesucht hatte, kann mich aber nicht erinnern.
    »Hoffen wir’s«, antworte ich. »Es wird schon wieder werden, Ernie.«
    Carrie schwimmt langsam auf uns zu. Sehr langsam, weil sie sich mit der schweren Kiste abmühen muss. Die Erschöpfung, die sich in ihrem Gesicht eingegraben hat, wird immer deutlicher, je näher sie kommt. Die Arme, sie ist fix und fertig.

    »Carrie, mach eine Pause!«, rufe ich.
    Natürlich tut sie das nicht.
    Ich wende mich zu Ernie. »Typisch Carrie«, witzle ich. »Tut immer das Gegenteil von dem, was ich sage.«
    Allerdings hört mir auch Ernie nicht zu. Er blickt nicht einmal in meine Richtung. Ich kann nicht erkennen, worauf er starrt, doch ich höre sofort, dass es ein Problem gibt.
    Als Kleinkind gab er immer seitlich aus dem Mund einen seltsamen Schnalzlaut von sich, wenn er Angst hatte, aber so leise, dass man ihn nur hören konnte, wenn man ihm sehr nahe war. Wie ich jetzt.
    »Was ist los, Ernie? Was siehst du da?«
    »Ich bin mir noch nicht sicher«, antwortet er. »Aber da ist was.«
    Er deutet mit dem Finger darauf. Ich kann es immer noch nicht sehen. Wenn Mark und Carrie jeweils rechts und links von uns sind, befindet sich das, was Ernie scheinbar sieht, direkt dazwischen.
    »Ernie, mir ist nicht …«
    Meine Lippen erstarren plötzlich. Ja, jetzt sehe ich es. »Oh, Gott. Ist es das, wofür ich es halte?«
    Ernie schnalzt schneller und lauter als jemals zuvor.
    »Ja«, sagt er. »Carrie, pass auf! Carrie! Carrie!«

50
    Es ist nicht die Rettungsmannschaft, das ist schon mal sicher.
    Ein Dreieck, einen halben Meter hoch und dunkelgrau, schneidet sich durchs Wasser.
    Ein schreckliches Wort liegt mir auf der Zunge: Hai!
    »Er kommt direkt auf uns zu. Was sollen wir tun?«, fragt Ernie.
    Panik will mich überfallen, jeden Muskel in meinem Körper und jeden Knochen erfassen, ob gebrochen oder nicht. Eine Panik, als gäbe es kein Morgen. Aber ich lasse sie nicht zu. Ich schiebe sie mit meiner OP-Ruhe beiseite.
    »Mom«, wiederholt Ernie. »Was sollen wir tun?«
    »Es geht darum, was wir nicht tun«, antworte ich. »Wir bewegen uns nicht. Dann wird er uns vielleicht nicht finden. «
    »Ich glaube, er hat uns schon gefunden. Ich bin mir ziemlich sicher. Schau.«
    Ernies Blick ist auf die Wasseroberfläche gerichtet. Sie ist rot. Das Blut aus meinem Bein und Jakes Verbrennungen sind für diesen Hai eine Einladung zum Mittagessen.
    Toll.
    Unsere Blicke sind auf die Flosse gerichtet, die uns entgegenkommt. Eigentlich sind es zwei Flossen! Eine kleinere befindet sich etwa fünf Meter hinter der ersten. Zuerst denke ich, es ist ein zweiter Hai, ein kleinerer, vielleicht ihr Junges. Bis ich die fürchterliche Feststellung machen muss: Das ist kein Baby – das ist die Schwanzflosse desselben Hais.

    Diese Mutter ist ein Ungeheuer!
    »Mark? Carrie?«, rufe ich.
    Mark antwortet als Erster, und ich brauche ihn auch nicht weiter aufzuklären. Er sieht dasselbe wie wir. »Scheiße! «, ruft er. »Ich komme zurück!«
    »Nein!«, rufe ich.

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