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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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hatte ihn auf den Lautsprecher gelegt.
    Tatem ging zum Funkgerät und ergriff das Mikrofon. »Wie sieht’s da draußen aus?«, dröhnte seine Stimme. Er bat nicht um eine Antwort, er verlangte sie. »Das ergibt bisher alles keinen Sinn.«
    Der Pilot erklärte, sie seien dreimal über die angegebenen Koordinaten hinweggeflogen, hätten aber kein Boot, keine Besatzung, kein Anzeichen von irgendwas im Wasser gefunden. Sie würden beginnen, den angrenzenden Bereich abzusuchen, doch der knapp werdende Treibstoff mache eine ausgedehnte Suche unmöglich.
    »Besteht die Möglichkeit, dass Ihre Koordinatenanzeige ausgeschaltet ist?«, fragte Tatem.
    »Nein, Sir«, antwortete der Pilot. »Wir haben alles bereits zwei – oder dreimal überprüft.«
    Wieder zuckte Millcrest mit den Schultern. »Vielleicht lag es am EPIRB, Andy. Vielleicht hat es nicht richtig funktioniert, bevor es ausfiel, und es hat die falschen Koordinaten gesendet.«
    »Vielleicht«, stimmte Tatem zu. »In diesem Fall hoffen wir, dass die Zahlen nur leicht abweichen. Andernfalls ist unser Suchgebiet noch etwas größer als der Bereich, in dem der Sturm gewütet hat.«
    »Selbst beim Einsatz mehrerer Such- und Rettungsmannschaften
würden wir mehr als eine Woche brauchen«, gab Millcrest zu bedenken.
    »Genau. Deswegen fangen wir lieber gleich an.« Tatem verschränkte die Arme und wandte sich zur Tür, um zu gehen. »Hoffen wir, die Familie Dunne gibt sich nicht so schnell geschlagen«, sagte er mehr zu sich als zu seinen Kollegen.

58
    Der Sonnenuntergang ist wundervoll. Klingt ironisch, nicht?
    Wenn wir dieses unglaubliche Orange nur genießen könnten, das sich zum Horizont senkt, das Blau des Ozeans, das mit den lilafarbenen Wolken zu verschmelzen scheint. Stattdessen schaukeln wir auf diesem Floß endlos vor und zurück und können an nichts als an die uns bevorstehende Nacht denken. An die Dunkelheit. Und an die betäubende Kälte, die mit ihr einhergeht.
    Nie wieder werden zwei Decken in ihrem Leben eine solche Leistung erbringen müssen.
    »Ich denke, Carrie hatte recht«, sagt Mark niedergeschlagen. »Niemand wird kommen, um uns zu retten.«
    »So etwas dürfen wir nicht denken«, ermahne ich ihn. »Wir müssen positiv denken, und das ist kein Klischee.«
    Es ist, als hätte Mark mich nicht gehört. »Wenn die Küstenwache unsere Koordinaten hat, warum sind sie dann noch nicht hier?«
    »Ja, da stimmt was nicht«, pflichtet ihm Carrie bei.
    Auch Ernie, unser kleiner, weiser Buddha, nickt zustimmend.
    »Hört mal, uns bleibt nichts anderes übrig als hier zu bleiben und zu warten, bis sie kommen«, bringe ich unsere Situation auf den Punkt.
    Dies gehört nicht gerade zu den überzeugendsten Argumenten, die ich in meinem Leben vorgebracht habe, aber es funktioniert aus einem Grund, den ich nicht beabsichtigt habe – wegen des Wortes »warten«.

    Bei diesem Wort blickt Mark auf mein Bein hinab. Als er den Kopf wieder hebt, sagt sein Blick alles: Da gibt es etwas, das nicht warten kann. Jedenfalls nicht mehr lange.
    Eine offene Schienbeinfraktur der Klasse III B.
    »Es ist Zeit, dass es gerichtet wird, oder?«, fragt er schließlich.
    Beide blicken wir auf mein Bein. Ich nicke. »Ja, ich brauche aber jemanden, der mir dabei hilft.«
    »Mich kannst du vergessen, tut mir leid«, wehrt sich Carrie im gleichen Moment. »Ich habe dir ja gesagt, dass ich den Grundkurs in Medizin nicht belegen konnte.«
    Marks Augen beginnen beinahe Funken zu sprühen. »Ach, hör doch auf. Nach dem, was du heute schon alles erlebt hast, willst du behaupten, du hättest Angst vor einem kleinen, gebrochenen Bein?«
    »Wenn es ein Knochen ist, den man sehen kann, dann ja.«
    O weh, meine Tochter, die Superheldin, reagiert auf einen Knochen, als bestünde er aus Kryptonit.
    »Schon in Ordnung, Mom. Ich helfe dir«, bietet Ernie an.
    Wow. Das sagt er so lieb, dass ich weinen möchte. Doch einen Knochen durch offenes Fleisch zurückzudrücken und zu richten, ist nichts für einen Zehnjährigen, egal wie reif er ist.
    Igitt, und für eine fünfundvierzigjährige Frau taugt das genauso wenig. Aber mir bleibt ja kaum eine andere Wahl.
    »Danke, Schatz, aber ich brauche nur deinen Bruder dafür«, erkläre ich.
    Und eine Menge Morphium, sollte ich hinzufügen.
    In dem Moment greift Mark in seine Hosentasche. Unsere Kleider sind seit Stunden trocken, doch Marks Tascheninhalt ist sicherlich noch pitschnass.

    Doch was sehe ich? Eine Plastiktüte und ein Feuerzeug.
    Er lässt die

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