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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Versicherung verhandelte. Der Vergleich war Ellen wahrscheinlich eingefallen, weil sie während ihres Studiums in Wake Forest überlegt hatte, einen Grundkurs in Medizin statt in Recht zu belegen.
    Kein Wunder, dass dieser Tag so schleppend verging. Im Moment lenkte sie sich mit dem Kreuzworträtsel der New York Times ab, bei dem sie bei sieben waagerecht, einem Wort mit dreizehn Buchstaben für »ungebunden«, hängen blieb.
    »Alleinstehend!«, rief sie schließlich und lächelte. Sie war überrascht, dass ihr die Lösung nicht früher eingefallen war. Schließlich redete ihre Mutter von nichts anderem.
Warum ist meine wunderschöne Tochter noch alleinstehend?
    Weil sie mit ihrer Arbeit verheiratet ist, Mom, deswegen. Und vielleicht, weil sie nicht mehr ganz so schön ist.
    Ellen machte sich wieder an die Arbeit und stellte die Quittungen für ihren Ausgabenbericht zusammen. Mitten in ihren Berechnungen wurde sie von einer vertrauten Stimme unterbrochen, bei der sich ihr der Magen umdrehte.
    Sie blickte zum kleinen Fernseher, der immer eingeschaltet war. Gewöhnlich diente er als Hintergrundgeräusch, dem sie kaum Beachtung schenkte. Ein paar Minuten Nachrichten. Hin und wieder ein Blick in die Sportschau.
    Bis jetzt.
    Auf dem Bildschirm war kein Geringerer als Rechtsanwalt Peter Carlyle zu sehen. Bäh! Zweimal bäh!
    Ellen knirschte mit den Zähnen. Diesen Wichser konnte sie einfach nicht vergessen. Bis zu diesem Tag löste er bei ihr das gleiche Gefühl aus wie über eine Tafel kratzende Fingernägel. Zwei lange Jahre ihres Lebens hatte sie damit zugebracht, Beweise gegen einen Mafiaboss wegen Bestechung und Erpressung zu sammeln, die Carlyle im Prozess dank seiner unbarmherzigen Bühnenpräsenz und, schlimmer noch, seiner offensichtlichen Lügen im Namen seiner Mandanten ausgehebelt hatte.
    Schalte um, sagte sie sich. Schau dir dieses Miststück nicht an.
    Doch sie konnte nicht anders, starrte gebannt auf den Bildschirm. Sie musste wissen, was passiert war.
    Ellen griff zur Fernbedienung auf ihrem Schreibtisch und stellte den Ton lauter. Carlyle wurde von Judith Fox
interviewt. Hatten die beiden nicht mal ein Verhältnis gehabt?
    Sie überlegte, wofür er jetzt Werbung machte. Ein neues pikantes Buch? Einen Urteilsspruch? Es war egal, worum es eigentlich ging, Peter Carlyle warb vor allem für sich selbst.
    Ihr schlechtes Gewissen löschte diesen Gedanken jedoch gleich wieder aus. Er wurde zu seiner vermissten Familie interviewt. Mist, selbst ein Wichser wie er verdiente es nicht, seine Frau und Stiefkinder durch einen Schiffbruch zu verlieren.
    Er wirkte auch sehr mitgenommen. Seine markante Stimme zitterte leicht, als er erzählte, wie er die Nachricht erhalten hatte. »Ich bin der festen Überzeugung, dass die Küstenwache sie finden wird«, sagte er mit steifer Oberlippe. »Diesen Glauben darf ich mir nicht nehmen lassen.«
    »Ich glaube, mehr können Sie selbst auch nicht tun«, stimmte Fox zu und wandte sich an ihr Publikum. »Die Küstenwache ist bekannt für erfolgreiche Such- und Rettungsaktionen, und ich bin sicher, ihre Mannschaften tun alles in ihrer Macht Stehende, um Ihre Familie wohlbehalten zu finden, Peter.«
    Ohne es zu merken, war Ellen bereits dermaßen von der Geschichte vereinnahmt, dass sie gemeinsam mit Judith Fox nickte – der Beweis für packendes Fernsehen. Da gab es Dramatik, Spannung und genau die richtige Portion Hoffnung in den leidenden Gesichtern. Jetzt war Ellen sogar heiß darauf, zu erfahren, wie die Geschichte ausgehen würde.
    Doch im gleichen Augenblick hatte sie ein seltsames Gefühl.
    Sie wusste nicht, woher dieses Gefühl stammte, sie spürte
es aber. Je mehr sie zuhörte, desto stärker wurde es. Sie stand auf und trat näher an den Fernseher.
    Es war die Art, wie Peter Carlyle seine Geschichte erzählte. Fast ausschließlich in der Vergangenheitsform.
    Als wüsste er bereits, wie sie enden würde.

56
    Mit einem raschen Zug an dem schwarzen Riemen füllt sich das Rettungsboot aus der Ave-Maria-Kiste mit Luft. Gott sei Dank kommen wir endlich aus diesem Wasser raus. Kein Hundepaddeln und keine Haie mehr.
    Mark und Carrie klettern als Erste hinein, dann helfen sie Ernie. Ich bin die Nächste. Als sie mein Bein – oder vielmehr, meinen weißen Schienbeinknochen – sehen, herrscht tödliches Schweigen zwischen den Kindern. Wahrscheinlich braucht man öfter ein drastisches Mittel wie dieses, damit sie und vor allem Ernie einmal den Mund halten.
    »Gibt es einen Arzt an

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