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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ausgestattete Sportstudio betrat, das die Drogenbehörde ihren Agenten im Keller der New Yorker Abteilung zur Verfügung stellte.
    Es war fünf Uhr zwanzig in der Frühe. Also sehr, sehr früh. Dafür hatte Ellen das Studio ganz für sich allein, was nicht verwunderlich, aber vor allem gut war. So konnte sie etwas Mineralwasser in ein Handtuch gießen und sich ihr T-Shirt nass machen, ohne jemandem eine Erklärung abgeben zu müssen. Auch nicht dem Mann, auf den sie wartete: ihrem Chef.
    Sie wusste, dass Ian McIntyre wochentags jeden Morgen um halb sechs mit seinem Training begann. Er war ein Fitnessfreak und hatte bis Ende vierzig beim Iron Man mitgemacht. Jetzt, da er bereits frühzeitig Mitglied in der Amerikanischen Vereinigung der Ruheständler geworden war, hatte er etwas zurückgeschraubt. Er beteiligte sich nur noch an Marathons. Dreimal im Jahr, um genau zu sein. Boston, New York und seine alte Heimatstadt Philadelphia.
    Unnötig zu erwähnen, dass dieser Mann ein harter Bursche war. Umso mehr bestand für Ellen Anlass zu dieser kleinen Scharade, um sich mit ihm unterhalten zu können.
    Tagsüber arbeitete Onkel Sams Vorzeigebeamter Ian McIntyre beinahe streng nach Vorschrift. Nur der Inhalt von Dienstgesprächen mit Agenten wurde in das berühmte »Grab« eingeschlossen, was im Zeitalter, in dem man
sich vor Anhörungen vor dem Kongress nicht mehr retten konnte, ziemlich schlau war.
    Dies hatte auch einen weiteren Vorteil. Das Grab hielt Agenten davon ab, McIntyres Zeit zu vergeuden. Wenn weit hergeholte Verdachtsmomente ins Spiel kamen, mochte niemand aktenkundig werden. Im jährlichen Leistungsbericht jedenfalls machte sich so etwas nie besonders gut.
    Punkt halb sechs wippte Ian McIntyre von der Männerumkleide aus in den Trainingsraum. Verdutzt blickte er zu Ellen Pierce, die von einem Laufband trat. Gesellschaft zu so früher Stunde war er nicht gewohnt.
    »Guten Morgen, Ian«, grüßte ihn Ellen und wischte sich den Quellwasser-Schweiß von der Stirn.
    »Morgen, Ellen. Was für eine Überraschung. Ich wusste gar nicht, dass Sie hier trainieren.«
    »Tue ich sonst auch nicht. Aber im Sportstudio bei mir zu Hause gab es einen Rohrbruch. Deswegen bin ich schon in aller Herrgottsfrühe hier.«
    McIntyre nickte, als er sich zu seinen Dehnübungen auf die Matte niederließ. Ellen wollte authentisch wirken, weswegen sie einen Moment verstreichen ließ, während sie die Griffe des Laufbands mit ihrem Handtuch abwischte.
    Schließlich fragte sie so ungezwungen wie möglich: »Hey, haben Sie diese Sache mit Peter Carlyles Familie mitbekommen?«
    »Sie meinen die mit dem verschwundenen Segelboot? Ja, ein bisschen. Schrecklich, was?«
    »Echt schrecklich für die Kinder und seine Frau. Hätte nie gedacht, dass ich mit dem Kerl mal Mitleid haben würde.«
    McIntyre warf ihr ein wissendes Lächeln zu. »Geht mir genauso. Zumindest was seine Familie betrifft.«

    Sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, hielt aber inne. Dies war der Moment der Wahrheit.
    »Was wollten Sie sagen?«, fragte McIntyre.
    »Ach, nichts«, wiegelte Ellen mit einem Schulterzucken ab. »Ich hatte nur so ein Gefühl, als ich Carlyle zufällig in der Judith Fox Show gesehen habe.«
    »Was für ein Gefühl?«, bohrte er nach.
    »Ein komisches. Es war, als ob er …«
    »Hören Sie auf«, schnitt McIntyre ihr das Wort ab. »Ich will das nicht hören.«
    »Was hören?«
    »Was auch immer Sie mir sagen wollen.«
    »Sie wissen doch gar nicht, was ich sagen will.«
    »Das brauche ich auch nicht, Ellen. Dies ist nicht der richtige Ort und Zeitpunkt.«
    »Jetzt hören Sie mir doch erst mal zu«, bat sie. »Es ist die Art, wie Carlyle sich verhält. Da stimmt was nicht. Dessen bin ich mir hundertprozentig sicher. Carlyle weiß etwas.«
    McIntyre erhob sich von seiner Matte. Weniger als zwei Sekunden später klebte er fast an Ellens Gesicht. »Hören Sie mir gut zu«, begann er. »Der Kerl ist in hochgradigem Maße ein A-Loch, der uns vor Gericht bloßgestellt hat und Ihren Fall wie eine Luftblase platzen ließ. Ich weiß, das treibt Sie immer noch in den Wahnsinn, das kann ich verstehen. Aber was ich nicht verstehe – und was ich nicht dulde – ist, wenn eine meiner Agentinnen zulässt, dass ihre Wut ihr Urteilungsvermögen beeinträchtigt. Halten Sie Ihre Fantasie im Zaum! Haben Sie das verstanden? Das gilt auch für Ihre weibliche Intuition.«
    Ellen blickte ihn verständnislos an. Fantasie? Weibliche Intuition? Wie wär’s mit Köpfchen

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