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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Tüte an seinem Finger herabhängen und schüttelt sie, bevor er lächelt. »Hey, sieh mal einer an, knochentrocken. «
    Ich weiß nicht, ob ich ihn umarmen oder verhauen soll. »Du solltest doch alles Jake geben.«
    »Ich weiß. Wie soll ich das erklären? Ich hebe immer ein Fitzelchen auf«, erwidert er, nimmt den bereits gedrehten Joint aus der Tüte und reicht ihn mir. »Denk einfach, es ist medizinisches Marihuana. Das ist doch legal, oder?«
    Ein paar Sekunden lang kann ich nichts anderes tun als auf den Joint zu starren. Soll ich wirklich das Gras meines Sohnes rauchen?
    Doch ein Blick auf mein Bein erinnert mich an die gottserbärmlichen Schmerzen, die mich erwarten. Es ist doch verblüffend, wie sehr sich die Welt an einem Tag verändern kann.
    »Gib mir das Feuerzeug«, fordere ich Mark auf.

59
    Das Gras zeigt Wirkung. Jedenfalls irgendwie.
    Es lindert den Schmerz etwas. Statt Todesqualen zu erleiden, habe ich eher das Gefühl, in abgeschwächter Form gefoltert zu werden.
    Aber sobald ich von diesem Floß steige und ins Krankenhaus gehe, werde ich alle Anästhesisten umarmen. Es ist ja nicht so, als hätte ich sie bisher als Selbstverständlichkeit betrachtet. Ich habe ihre Arbeit nur nicht genügend gewürdigt.
    Jedenfalls war die »Operation« ein Erfolg, soweit ich das beurteilen kann. Mark verhielt sich wie ein Veteran und zuckte kein einziges Mal, als wir mein herausgesprungenes Schienbein zurechtrückten. »In Kettensägenfilmen sieht man viel schlimmere Sachen«, erklärte er tapfer.
    Jetzt drücke ich mir die Daumen, dass sich die Wunde nicht entzündet.
    In der Zwischenzeit kämpfe ich mit einer Nebenwirkung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte: dem Kohldampf.
    Vier Stunden nach der OP liege ich hellwach auf dem Floß, während die Kinder zusammengerollt schlafen, und tue alles, um nicht die letzten Kalorien unserer Ration zu verputzen.
    Ach, und habe ich schon erwähnt, wie kalt es ist? Und windig?
    Ich frage mich, warum die Küstenwache so lange braucht. Liegt es am Sturm? Hat er das Festland erreicht, oder sind auch die Rettungsmannschaften untergegangen?
    Oder was ist mit dem EPIRB? Es hat doch funktioniert, oder? Doch, ja, dessen bin ich mir ganz sicher.
    Ich bin mir auch sicher, dass wir nicht sehr weit von den Wrackteilen des Bootes abgetrieben wurden. Den ganzen Nachmittag haben wir entgegen der Strömung gepaddelt, und selbst wenn wir zwei oder drei Kilometer entfernt sind, müssten wir von einem Flugzeug oder Hubschrauber aus noch zu sehen sein.
    Zumindest rede ich mir das ein.
    Ich lehne mich auf dem Floß zurück und blicke zu den Sternen. Es sind Millionen, so scheint es. Ich denke wieder an meinen Vater und sein Teleskop im Garten. Ich höre sogar seine beruhigende Stimme. Wir sind alle Große Bären. Wir sind Teil eines viel größeren Systems.
    Plötzlich höre ich eine andere Stimme, ganz schwach, kaum wahrnehmbar. Wahrscheinlich spricht eins der Kinder im Schlaf.
    Bis mir klar wird: Es ist Jake.
    Ich rutsche rasch zu ihm hinüber. Seine Augenlider flattern, er ist kaum bei Bewusstsein.
    »Jake, hörst du mich?«, flüstere ich in sein Ohr.
    Er lässt ein leises Stöhnen hören.
    »Jake«, versuche ich es noch einmal. »Ich bin’s, Katherine. Jake?«
    Er dreht seinen Kopf in meine Richtung. »Was ist passiert? « Die Worte schaffen kaum den Weg über seine Lippen.
    »Auf dem Boot gab es eine riesige Explosion. Erinnerst du dich an irgendwas?«
    Fehlanzeige. Das merke ich an seinem Gesichtsausdruck, seinem verwirrten Blick – und an seiner Angst.
    »Du hast uns auf dem Deck herumgejagt und ins Wasser
geworfen«, fahre ich fort. Und während ich das sage, wird mir klar: »Deswegen haben wir überlebt … deinetwegen.«
    »Ich war …«
    Jake zuckt vor Schmerzen zusammen. Das Sprechen bereitet ihm höllische Qualen, sodass ich ihn bitte zu schweigen. Doch er redet trotzdem. Jake bleibt eben Jake, egal was um ihn herum passiert. Selbst jetzt.
    »Ich war … am … Bug … mit dir«, bringt er heraus. »Jetzt erinnere ich mich.«
    »Stimmt, in dem Moment gab es diese Explosion. Du warst der Letzte an Bord. Deswegen hast du Verbrennungen erlitten.«
    Verdammt, wo sind denn meine Manieren am Krankenbett geblieben? Das brauchte er nicht zu wissen. Nicht jetzt.
    Jake müht sich ab, an sich hinunterzublicken, was ihm noch mehr Qualen bereitet als der Versuch zu sprechen. »Wie schlimm?«, fragt er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    Ich nehme seine Hand in meine. »Es wird alles

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