Hoellentrip
Feldweg sah aus, als hätte sich dort ein Tornado gebildet.
Während der Staub um Ellen herum aufwirbelte, drehte sie ihre zweite Runde, bei der sie sich aber etwa hundert Meter vom großen Geheimnisvollen entfernte.
Sie schaltete nur etwa fünf Sekunden lang in die Parkposition, um den Fuß zu heben und das, was von der Windschutzscheibe noch übrig war, nach draußen zu treten. Als die Splitter über die Motorhaube segelten, hob sie die Waffe.
Und drückte aufs Gaspedal.
Der kleine, blaue Honda hustete und spuckte, als er auf fünfzig Sachen beschleunigen musste, dann auf siebzig und auf hundert. Als er die Staubwolke durchbrach, hatte er es fast auf hundertvierzig geschafft!
Und, bist du noch da, großer Geheimnisvoller? Wartest du auf mich? Ich habe eine Überraschung für dich: Heute wirst du erschossen, nicht ich!
In dem Bruchteil der Sekunde, in dem Ellen ihn sah, eröffnete sie das Feuer. Er stand noch immer mitten auf der Straße, genau an derselben Stelle wie vorher. Doch es gab einen Unterschied: Seine Waffe war nicht mehr zu sehen.
Der Durchgeknallte stand da und schoss nicht zurück. Was? War er von einer Todessehnsucht beseelt?
Gut! Dann sollte er bekommen, was er wollte.
Ellen war eine hervorragende Schützin, doch aus einem über einen holprigen Feldweg immer schneller fahrenden Auto zu schießen, gehörte nicht unbedingt zur Ausbildung
einer Agentin. Nach dem dritten Schuss passte sich ihr Hirn der Situation an: Sie war in der Klemme.
In dem Moment zog der große Geheimnisvolle die Beretta hinter seinem Rücken hervor.
99
Devoux schnellte mit dem Arm nach vorne und fixierte seinen Ellbogen mit der anderen Hand, bevor er einen einzelnen Schuss abgab.
Volltreffer!
Mit einem donnernden Peng! explodierte der rechte Vorderreifen. Gummifetzen wirbelten herum, während der kleine Wagen außer Kontrolle geriet.
Der Rest war reine Physik. Devoux wusste, die Frau würde versuchen, auf die Bremse zu treten. Das war egal. Dafür ist es viel zu spät, Schätzchen. Es ist vorbei – du hast es nur noch nicht gemerkt.
Die beiden linken Reifen hoben vom Boden ab. Dann alle vier. Der Wagen sprang in die Luft, drehte sich einmal, zweimal um die eigene Achse und landete auf dem Dach.
Der Motor zischte, als Flammen aus dem Kühlergrill züngelten, umgeben von dichtem, schwarzem Rauch. Mit immer noch gezogener Waffe wartete Devoux vor dem sich lichtenden Staub, ob er ein Lebenszeichen bemerkte.
Sie streckte ihre blutverschmierte Hand aus dem Fenster auf der Fahrerseite, krallte die Finger in die Erde und versuchte, sich herauszuziehen.
Dieses zähe, kleine Luder!
Aber nicht mehr lange. Devoux ging langsam auf sie zu, bevor er anfing zu rennen. Es war Zeit, sie zu erledigen, ob sie nun bei der Drogenfahndung war oder nicht.
Es musste getan werden. Sie war ein Haar in der Suppe, ein unberechenbarer Faktor, ein Risiko, das er sich nicht
leisten konnte. Solange sie lebte, würde sie Peter Carlyle hinterherspionieren, und sie könnte fündig werden.
Plötzlich blieb er stehen.
Ein Auto kam ihnen auf dem Feldweg entgegen. Ein Augenzeuge, vielleicht auch zwei.
Doch die Zeit reichte noch. Er blickte zurück zu Agent Ellen Pierce, um zu ihr zu rennen und sie zu erschießen.
Mist.
Sie schob ihre zweite Hand aus dem Wagen. In dieser hielt sie ihre Waffe. Langsam und unbeholfen richtete sie den Lauf auf ihn aus.
Zeit zu verschwinden. Devoux zog sich zu seinem Mercedes zurück und jagte mit schleuderndem Hinterteil davon. Im Rückspiegel sah er, wie sich die blutüberströmte Ellen Pierce mühsam auf ihre wackligen Beine erhob und ihm hinterherblickte.
Dich erledige ich später, Schätzchen.
100
Lieutenant Andrew Tatem raste in die Notaufnahme des Princess Margaret Hospital in Nassau, wo er sogleich ins Untersuchungszimmer geführt wurde. Dies gehörte zu den Zusatzleistungen für Uniformierte und Beamte. Die meisten Menschen ließen alles stehen und liegen, um einem zu helfen. Das war gut.
In der ihm von der Leitung der Bahamas Air Sea Rescue Association übermittelten Nachricht hieß es nur, Ellen Pierce sei ins Krankenhaus gekommen. Warum, wusste er nicht. Er wusste nicht einmal, ob sie oder jemand anderes verletzt war.
Dieses kleine Rätsel löste sich in dem Moment, in dem er sie im Bett liegen sah. Ja, sie war es, und sie war eindeutig als Patientin hier. Schnitte, blaue Flecken, von Kopf bis Fuß eine Menge Verbände.
»Jesses, was ist passiert?«, fragte er.
»Probleme mit dem Auto«,
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