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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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direkt vor ihr und jagte die staubige Straße entlang. Dieser Mercedes war bereits ein winziger Punkt am Horizont. Bald würde sie ihn überhaupt nicht mehr sehen. Oder doch?
    Ellen blinzelte ungläubig. Der Punkt wurde größer!
    Dieser große Geheimnisvolle hatte keinen Bleifuß, eher einen aus Helium. Er ließ sich Zeit.
    Vielleicht liegt es an der Straße, überlegte Ellen.
    Während Carlyle denselben Weg zurückfuhr, den Ellen gekommen war, hatte der große Geheimnisvolle die andere Richtung eingeschlagen, passenderweise ins Unbekannte. Es war ein holpriger, gewundener Feldweg. Kein Gebäude in Sicht. Nicht einmal ein Schild oder eine Reklametafel. Wenn das Billy Rosa’s abgelegen war, war diese Gegend hier auf keiner Karte erfasst.

    Schließlich musste Ellen das tun, was sie als Letztes erwartet hätte: auf die Bremse treten. Sie fuhr dem Mercedes zu dicht hinterher und lief Gefahr, Verdacht zu erregen.
    Wohin soll’s denn gehen, großer Geheimnisvoller?
    Das verriet er ihr noch nicht.
    Der Feldweg führte einen Kilometer nach dem anderen weiter, während Ellen das Heck des Mercedes im Auge behielt. Ihre Gedanken jedoch begannen abzuschweifen. Aus dem Nichts heraus hörte sie eine Stimme aus ihrer Vergangenheit. Es war ihr Großvater, als säße er direkt neben ihr auf dem Beifahrersitz. Mit seiner schweren, abgehackten Sprechweise sagte er einen seiner Lieblingssätze.
    Pack den Teufel, den du kennst, bei den Hörnern, und nicht den, den du nicht kennst.
    Damals, als junges Mädchen, hatte Ellen nicht verstanden, was der Satz bedeutete. Deswegen hatte sie ihn wahrscheinlich vergessen.
    Bis jetzt.
    Ellen blickte nach unten auf den Tacho. Der große Geheimnisvolle tuckerte mit fünfzig Stundenkilometern vor sich hin. Wo auch immer er hinfuhr, er hatte es nicht eilig.
    Bis sich alles schlagartig änderte. Der Mercedes bot seine gesamten fünfhundert PS auf und raste los. Bevor Ellen auch nur annähernd an Geschwindigkeit zulegen konnte, war der Mercedes hinter einer Wand aus Staub verschwunden.
    Mist!
    Ellens Fuß wusste endlich, wie man Gas gab, doch sie war auf verlorenem Posten. Dies hier war doch kein Wettrennen, oder? Sie konnte den großen Geheimnisvollen nicht mehr sehen. Sie sah überhaupt nichts mehr.
    Auch nicht die Kugel, die genau auf ihren Kopf zuflog.

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    Zwei Zentimeter.
    Vielleicht auch ein Stück mehr. So nah war sie also dem Tod irgendwo auf den Bahamas.
    Die Kugel durchschlug die Windschutzscheibe und pfiff zwischen umherwirbelnden Glassplittern an Ellens Ohr vorbei. Sie hatte keine Ahnung, was los war, bis …
    Duck dich!
    Direkt vor ihr stand der große Geheimnisvolle breitbeinig auf der Straße und blickte über den Lauf einer Neunmillimeter Beretta.
    Als er erneut abdrückte, warf sich Ellen auf den Beifahrersitz und trat gleichzeitig auf die Bremse. Zack! Sie knallte mit der Stirn gegen das Handschuhfach, als der Wagen schleudernd zum Stehen kam.
    Eine Sekunde lang lag sie einfach so da, während ihr Schädel brummte. Sie erwartete den nächsten Schuss, der aber nicht kam. Stattdessen hörte sie etwas Schlimmeres. Schritte.
    Er kam auf sie zu.
    Meine Waffe! Wo ist meine Waffe?
    Sie griff nach unten zum rechten Bein, ertastete das wellige, abgenutzte Leder des Schienbeinhalfters, aber keine Waffe.
    Da Ellen die Lasche nie verschloss, musste die Waffe herausgerutscht sein.
    Der Mann blieb stehen. Panisch wirbelte Ellen herum und blickte nach oben zum Seitenfenster auf der Fahrerseite. Da war er! Genau dort am Fenster!

    Mit seinem Körper verdeckte er die untergehende Sonne, hob seinen Arm und spannte den Hahn, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen. Dieser Kerl, dieser große Geheimnisvolle, war das Töten gewöhnt.
    Und er würde es eindeutig wieder tun.
    Nein!
    Ellen riss den Schalthebel in den Rückwärtsgang und trat das Gaspedal durch. In dem Moment zerbarst das Seitenfenster.
    Bin ich tot? Oder schwer verwundet?
    Nein, er hatte danebengeschossen.
    Sie jagte rückwärts, hielt aber den Kopf unterhalb des Armaturenbretts. Mit einer Hand umklammerte sie das Lenkrad und bemühte sich, die Spur einigermaßen zu halten, mit der anderen suchte sie hektisch unter dem Sitz nach ihrer Waffe.
    Da!
    Sie legte ihre Finger um den Griff und hob sie hoch. Noch nie hatte sich kühler, gebürsteter Stahl so gut angefühlt.
    Dann drehte sie ruckartig das Lenkrad herum, um mit dem Wagen im Kreis zu fahren. Eine Staubwand nach der anderen bildete sich.
    Jetzt bin ich mal an der Reihe, du Schwein.

98
    Der

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