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Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sideboard aufgefallen, in das dicht unter der Platte drei Schubladen eingebaut waren. Moran konnte sich gut vorstellen, daß die Nonne dort die Bestecke aufbewahrte, unter anderem auch Messer…
    Sie war in ihrem Element, lächelte ihren Gast spitzbübisch an und sprach davon, daß sie noch Kuchen hatte.
    »Das ist doch nicht nötig.«
    »Sie müssen, und meine beiden anderen Gäste werden schon nicht verhungern.«
    »Oh – Sie haben noch weitere Wanderer aufgenommen?«
    »Nein, keine Wanderer, zwei Mönche.« Die Schwester plauderte unbefangen weiter. »Sie werden auch nicht lange bleiben, denke ich, denn sie haben noch andere Aufgaben zu erfüllen.«
    »Was tun sie denn hier? Sind deshalb ihre Mitschwestern aus dem Kloster geflüchtet?« Er lachte, weil sich die Frage anhören sollte wie ein Witz.
    Am Schrank stehend drehte sich die Nonne um. »Das auf keinen Fall, sie haben andere Aufgaben zu erledigen.«
    Moran nickte. Nachfragen wollte er nicht mehr, das hätte ihn verdächtig gemacht. So schaute er zu, wie die Nonne den mit Kuchen gefüllten Teller auf die Tischmitte stellte. »So, Mr. Moran, jetzt dürfen Sie sich bedienen.«
    »Danke, aber ich möchte warten, bis Sie den Tee zubereitet haben.«
    »Das wird gleich soweit sein.« Sie deutete auf den Kessel. »Das Wasser kocht schon. Die Kanne steht ebenfalls bereit, ich muß noch die beiden Tassen holen.«
    Als sie das tat, erhob sich Jack Moran. Er ging mit möglichst leisen Schritten zum Sideboard und blieb so dicht davorstehen, daß die vorspringenden Knöpfe der Schubladen ihn beinahe berührten. Er hatte den Blick nach unten gerichtet, lächelte, schaute noch einmal nach links, wo die Schwester werkelte und völlig ahnungslos war. Er drehte sich in die andere Richtung und räusperte sich dabei einige Male, weil er vermeiden wollte, daß die Frau das Geräusch der sich öffnenden Schublade hörte, denn sie kratzte in den Holzfugen.
    In ihr glänzte es, und auch die Augen des Mannes nahmen einen harten Glanz an.
    Messer, Gabeln, Löffel, wie auf dem Präsentierteller lagen die Bestecke vor ihm.
    Doch auch Messer, die nicht dazugehörten. Es waren die mit der breiten Klinge, mit ihnen konnte man Fleisch schneiden, und sogar ein kleines Metzgerbeil sah er. Es lag auf der Seite, in der glatten Klinge spiegelte sich sein Gesicht als verschwommener Schatten.
    Er griff nach dem Beil! Kaum hatte er Kontakt, als er den Strom spürte, der wie heiße Lava durch seine Adern glitt. Es war der Fluß der Gewalt und gleichzeitig der der Veränderung und der Wahrheit.
    Aus seinem Mund drang ein Knurren. Der Mann duckte sich.
    Dann zog er das Beil hervor und drehte sich langsam um…
    ***
    Die Nonne hatte es aufgegeben, über den Besucher nachzudenken. Sie wurde aus ihm einfach nicht schlau, weil er sich ihrem Geschmack nach zu wechselhaft benahm. Einmal konnte er richtig freundlich sein, zum anderen lag in seinen Fragen stets ein gewisses Lauern, wie auch manchmal in seinen Augen. Das war ihr besonders nach dem Eintritt in das Kloster aufgefallen, und ihr kam zwangsläufig der Gedanke, ob die Hilfsbereitschaft doch nicht ein Fehler gewesen war.
    Aber hätte sie ihn draußen in der Kälte stehenlassen sollen? Dann wäre er möglicherweise erfroren.
    Sie schaute zu, wie das Wasser aus der Halsöffnung des Kessels in die Kanne rann, auf deren Boden sich schon die dunklen Teeblätter ausgebreitet hatten und ihn wie eine dünne Schicht bedeckten.
    Das Wasser vermischte sich mit dem Tee und schickte der Frau den ersten Duft entgegen.
    Sie hatte auch bemerkt, daß ihr Besucher nicht mehr an seinem Platz stand. Im ersten Augenblick war sie irritiert, dann entdeckte sie ihn an der Konsole. Allerdings hatte er sich gedreht und zeigte ihr den Rücken.
    Dabei sah er aus, als hätte er eine Schublade aufgezogen.
    Der Kessel war leer, die Frau stellte ihn wieder auf den Ofen zurück und wollte den Deckel auf die Kanne drücken.
    Dazu kam es nicht mehr.
    Moran drehte sich um.
    Langsam, sehr langsam. Sie sah dabei seinen linken Arm, der lang am Körper herabhing, den rechten konnte sie zwar auch sehen, der aber war angewinkelt, und auch die Hand war für die Nonne unsichtbar.
    Er schaute sie an.
    Sie blickte ihn an.
    Und plötzlich wußte sie, wie der Teufel aussah. Ja, so wie dieser Mensch vor ihr, der beides zugleich war. Trotz seines normalen Gesichts schimmerte dahinter eine zweite Fratze. Sie glühte in einem grellen und hellen Rot und hatte ein breites Maul und eine Schnauze, die in

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