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Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schritten ging er zum Krankenzimmer. Der Vorhang war zurückgezogen. Er hörte die tiefen Atemzüge des Mannes, als er die Tür öffnete. Auf dem Nachttisch brannte noch immer die Lampe, sie schickte ihr Licht über die ruhende Gestalt.
    Ignatius holte sich einen Stuhl. Er stellte ihn neben das Bett, nahm Platz.
    Sein Blick streifte das Gesicht des Schlafenden. Abgesehen von der verbrannten Hälfte, sah es auf keinen Fall entspannt aus. Eher verzerrt, als würde dieser schlafende Mensch von bösen Träumen gequält…
    ***
    Ich war nackt!
    Ja, ich hatte keinen Fetzen mehr am Leib. Alles hatte ich ausgezogen und war mir dabei vorgekommen wie jemand, der Mühe hatte, auch nur den kleinsten Finger zu bewegen, denn alles an und in mir war so verdammt kalt.
    Was ich danach tat, sah im ersten Augenblick zwar wie verrückt aus, aber es hatte einen Sinn, denn das Einreiben des Körpers mit Schnee förderte die Durchblutung. Es brachte den Kreislauf in Gang, machte mich warm und sorgte dafür, daß ich nicht einfror, und ich gab auch nicht auf. Ich hielt eisern durch. Ich rieb und rieb, so daß die Haut sich rötete und aussah, als würde sie in Flammen stehen.
    Niemand beobachtete mich dabei. Kein Wagen passierte diese Stelle, aber welcher Fahrer hätte schon einen nackten Mann mitgenommen.
    Wichtig war nur, daß ich lebte.
    Ja, ich, aber wo steckte dieser Jack Moran?
    An ihn hatte ich während des Einreibens öfter gedacht, doch mir war keine Antwort eingefallen. Er mußte verschwunden sein, denn ertrunken war er wohl nicht.
    Nein, nicht dieser Typ. Der gehörte zu der Sorte Überlebenskünstler, und je länger ich über ihn nachdachte, um so mehr sah ich ihn als negative Existenz an.
    Ich dachte an sein Verhalten, an seine Reden, an die Gespräche, die wir geführt hatten, und im nachhinein mußte ich auch an den Treffer denken, der mein Kinn erwischt hatte.
    Das war kein Zufall gewesen. In der Hektik hätte dies durchaus passieren können.
    Nicht bei ihm.
    Dieser Mann hatte nach meinem Kinn gezielt. Er hatte gewollt, daß ich bewußtlos wurde, und nur das Wasser hatte den harten Treffer gebremst. Ich war wirklich nicht so leicht k.o. zu schlagen, dieser Hieb war wie ein Hammerschlag gewesen, und wenn ich über mein Kinn fuhr, dann spürte ich noch jetzt die Nachwirkungen. Es war etwas geschwollen und hatte sicherlich auch eine andere Farbe angenommen.
    Das ärgerte mich. Auch deshalb, weil ich diesem kleinen Kerl nicht mit dem gehörigen Mißtrauen begegnet war. Wenn alles stimmte, was ich mir ausgedacht hatte, dann war er von der anderen Seite geschickt worden, um mich aufzuhalten.
    Man wußte Bescheid.
    Ich fluchte leise vor mich hin, was allerdings mehr einem Keuchen gleichkam, noch immer stand ich unter einer hohen Anstrengung. Kein Atem floß mehr normal über meine Lippen. Ich war durch das Rubbeln erschöpft, aber Ruhe konnte ich mir nicht gönnen. Ich wollte so schnell wie möglich hoch zum Kloster, auch wenn ich jetzt zu Fuß hinlaufen mußte.
    So gut es ging, rieb ich den Schnee von meiner geröteten Haut ab und ging dann zu meiner Kleidung, die ich auf dem Boden ausgebreitet hatte.
    Sie lag in der Sonne, sie dampfte sogar. Ich schaute zu dem hellen Ball hoch und wünschte mir, daß er jetzt, im März, die Kraft des Sommers haben würde.
    Leider war das nicht möglich. Die Natur ließ sich eben nicht überlisten, und so blieb mir nichts anderes übrig, als die feuchte Kleidung anzuziehen.
    Kaum spürte ich die Unterwäsche auf der Haut, zog diese sich zusammen. Trotz guter Durchblutung fing ich an zu frieren, ich klapperte mit den Zähnen, aber ich biß mich durch und zog alle feuchte Lappen wieder an. Sogar Wasser kippte ich aus den Schuhen.
    Das Leder war steif geworden, aber es würde sich geben, wenn ich wieder lief.
    Auf der Straße blieb ich stehen. Das Kloster war von dieser Stelle aus zu sehen. Einige Meilen mußte ich laufen.
    Auch ein Grinsen huschte über meine Lippen. Ich stellte mir Sir James’ Gesicht vor, wenn er erfuhr, in welch einer ›Garage‹ der Dienstrover jetzt stand. Ich hatte mein Bestes getan, die Umstände waren gegen mich, und die waren für mich greifbar, weil sie auch einen Namen hatten Jack Moran.
    Auf ihn konzentrierte ich mein Denken. Ich ging einfach davon aus, daß er hinter allem steckte. Er war der Mann, der mich hatte aufhalten wollen, er war derjenige, der zur anderen Seite gehörte. Er hätte es beinahe geschafft, und ich fragte berechtigterweise nach, wo er sich jetzt

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