Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
befand.
    Spuren hatte ich keine entdecken können. Er war verschwunden, einfach wie weggeschmolzen, doch ich konnte mir ebenfalls vorstellen, daß er seine eigentliche Aufgabe doch nicht beendet hatte.
    Für ihn ging es weiter.
    Sein nächstes Ziel lag bestimmt nicht in einem Dorf im Tal, sondern weiter weg.
    Mein Blick streifte das Gemäuer des Klosters.
    Wieder fror ich. Diesmal allerdings war daran nicht die Kälte schuld…
    Auch Schwester Anna genoß die warme Märzsonne. Sie trat hinaus in den Garten, der noch sehr winterlich aussah. Wo Beete abgedeckt waren und einige sogar unter einer Glashaube verschwanden.
    Schmale Pfade durchkreuzten den Garten. Einer von ihnen führte dorthin, wo die Nonnen einen Zaun errichtet hatten. In seinem Winkel befand sich ihre Schmuddelecke denn dort stand der Komposthaufen.
    Die Schwester ließ sich Zeit. Sie ging gern durch die Sonne, und sie dachte auch nicht so mißtrauisch wie Father Ignatius. Zwar wußte die Nonne, daß es das Böse gab und es auch immer wieder versuchte, Einfluß in der Welt zu gewinnen, dagegen standen jedoch Trutzburgen wie dieses Kloster hier oben. Nie hatte sich die Frau hinter diesen Mauern unsicher gefühlt. Im Gegenteil, in der ›normalen‹ Welt war sie nur unzureichend zurechtgekommen, und so hatte sie ihre Besuche dort im Laufe der Jahre immer mehr reduziert.
    Das Kloster und dessen herrliche Umgebung war ihre Welt. Zudem kamen genügend Besucher im Sommer, die von der Welt draußen berichteten und von Schwester Anna gern bewirtet wurden.
    Vor dem Komposthaufen blieb sie stehen und stellte fest, daß die Holzbalken erneuert werden mußten, denn sie waren an der Westseite ziemlich faul.
    Die Nonne hob den Eimer an, stellte ihn für einen Moment auf den Rand und leerte ihn dann aus.
    Dabei schaute sie zu, wie der Abfall auf den übrigen Kompost klatschte und sich mit dem weichen Zeug vermengte. Im Sommer würden sich hier wieder die Schmeißfliegen versammeln, um diese noch kalte Jahreszeit herum war das kein Thema.
    Mit den Händen holte sie noch die letzten Gemüseschalen aus dem Eimer, wandte sich wieder ab und ging zurück. Diesmal schien ihr die Sonne ins Gesicht und blendete sie. Schwester Anna genoß die Wärme und freute sich auf den Frühling.
    Sie hätte auch blind durch den Garten gehen können, so gut kannte sie sich hier aus. Nur wenige Minuten brauchte sie, um die Tür zu erreichen.
    Dort stellte sie den Eimer wieder für einen Moment ab, denn die Tür war zugefallen.
    Da hörte sie die Stimme. »He, Schwester…«
    Die Nonne erstarrte. Sie duckte sich. Das Herz klopfte schneller. Mit dieser Männerstimme hatte sie nicht gerechnet. Sie wußte auch nicht, wer sie angesprochen hatte, denn diese Stimme war ihr unbekannt.
    Sie drehte sich nach links.
    Neben einem struppigen Gebüsch stand ein Mann, ein Fremder, und die Nonne erschrak im ersten Augenblick, weil er auf sie einen so fremden Eindruck machte.
    Das konnte an der Größe, an der dunklen Kleidung, aber auch an der Baskenmütze liegen, und sie stellte fest, daß der Mann zitterte. Der Grund dafür war wohl seine Kleidung, die den Körper wie ein feuchtes Tuch umhing.
    Das Gesicht des Mannes wirkte auch fremd. Es war zu groß für einen Körper, auch zu breitflächig, die Augen standen weit auseinander, die Nase war flach, der Mund breit, die Haut schimmerte bläulich. Der ganze Kerl befand sich in einem erbarmungswürdigen Zustand, und das Herz der Schwester schmolz dahin.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße Jack Moran.«
    »Und wo kommen Sie her?«
    »Ach«, er winkte ab. »Das ist eine lange Geschichte.« Er deutete zum Himmel. »Sie können sich nicht vorstellen, wie das Wetter unten im Tal aussieht. Ich… ich war so dumm und bin mit einem Motorrad gefahren. Habe leider nicht mehr daran gedacht, daß ich von einem regelrechten Schneesturm überfallen werden könnte. Nun ja, da ist es eben passiert. Ich kam nicht mehr weiter, die Straße war zu glatt. Ich… ich verunglückte und bin noch mit der Maschine in den See gerutscht. Ich konnte mich retten, aber die Maschine ist hin.«
    Schwester Anna strich mit einer Hand über ihre linke Wange. »Himmel, das ist ja schlimm gewesen, aber Sie leben, das ist wichtig.«
    Er nickte und wischte über sein Gesicht. »Ja, ich lebe, nur komme ich mir vor wie ein Eiszapfen, den man auf ein Schüttelrost gestellt hat.«
    »Das kann ich mir denken. Sie sind ja völlig durchgefroren.«
    Moran nickte. »Sie haben recht. Wenn Sie so gütig sein

Weitere Kostenlose Bücher