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Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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regte sich nichts. Von der linken Seite her fiel ein Schatten dagegen und machte es düster.
    Shirams Hände bewegten sich. Sie ließen das Kreuz nicht los und tasteten es während der Bewegungen ab. Ich sah dies als zufriedenstellend an und auch als einen Vorteil, denn ich hatte befürchtet, daß die negativen Kräfte zu groß waren und den Menschen vor mir vernichteten.
    Zumindest die gesunde Gesichtshälfte des Mönchs veränderte sich. Sie zeigte so etwas wie ein Lächeln, und dann hörten wir aus seinem Mund einen geflüsterten Satz, der uns sehr zufrieden machte.
    »Ich fühle mich gut«, sagte er. »Ja, ich fühle mich wunderbar. Ich liebe es. Neue Kraft und…« Er brach ab, hob aber die Hände und zeigte uns das aus ihnen hervorstechende Kreuz. Wir waren sehr zufrieden.
    »Gut, Bruder Shiram«, flüsterte Ignatius. »Mach bitte weiter so. Versuche es einfach! Denk nicht mehr an deine schlechten Zeiten. Das Kreuz wird dir Kraft geben, um sie überwinden zu können. Schau nach vorn. Öffne deinen Kopf. Erinnere dich daran, was sie dir angetan haben. Finde wieder zurück auf den rechten Weg…«
    Shiram nickte.
    Gleichzeitig erwischte unsere Ohren das Geräusch eines regelrechten Donnerschlags. Wir zuckten zusammen, schauten uns einen Moment lang an, dann bemerkten wir, was an den Fenstern geschehen war. Eine urplötzliche und heftige Windbö hatte die äußeren Läden bewegt und mit Vehemenz gegen die Hauswand geschlagen. »Sturm?« flüsterte ich.
    Father Ignatius antwortete. Dabei lächelte er beruhigend. »John, das ist nichts Ungewöhnliches zu dieser Zeit. Der Winter will noch nicht weichen, doch das Frühjahr drängt mit großer Macht herbei. Deshalb dieser Sturm.«
    »Verstehe.«
    »Oder glaubst du an etwas anderes?«
    Mein Lächeln war kantig. »Wäre das denn zu weit hergeholt?« fragte ich leise.
    »Wir wollen es nicht hoffen.«
    »Er hat uns gewarnt, Ignatius.«
    Shiram rührte sich nicht. Er bewegte sich auch dann nicht, als der Monsignore zum Fenster ging, davor stehenblieb und nach draußen schaute, wo ein wildes Naturschauspiel wie ein Film vor seinen Augen ablief. Am Himmel kämpften die Gewalten gegeneinander. Dunkel und Hell. Wolken und Licht, alles befand sich in Bewegung. Vor und zurück, gleichzeitig kreisend, als wäre in einem gewaltigen Topf etwas umgerührt worden. Es schneite nicht, es regnete auch nicht, es war von einem Augenblick zum anderen entstanden, ein böser Vorbote des herannahenden Schreckens.
    Bentini kehrte zurück. Ich sprach ihn an. »Finden Sie das noch immer normal?«
    Er blieb an seinem alten Platz stehen und senkte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, Mister Sinclair.«
    »Was ist mit dir, Ignatius?«
    Er hob die Schultern. »Alles ist möglich. Ich spüre Unruhe in mir. Ich habe den Eindruck, daß die Luft anders geworden ist. Das Böse umlauert das Haus, aber die Wände schaffen es nicht, es zurückzuhalten. Sie sind einfach nicht abwehrstark genug. Die andere Seite ist zu stark.« Er schaute zur Tür. »Ich könnte nachschauen.«
    »Nein!« erklärte ich. »Wir bleiben zusammen.«
    »Es wird auch besser sein«, sagte Bentini und wollte noch etwas hinzufügen, als es passierte.
    Aus dem Mund des Bruders drang ein tiefes Stöhnen. Ein gequälter Laut. Shiram zitterte, öffnete den Mund, Speichel erschien zwischen seinen Lippen, klebte dort fest, als wollte er die nächsten Worte verhindern.
    Shiram brachte sie trotzdem hervor. »Sie… sie kommen. Einige sind schon da…«
    »Wo?« fragte ich.
    »Draußen. Ich spüre sie. Mir ist so schrecklich kalt geworden. Ich friere ein. Aber es ist eine andere Kälte, eine sehr böse, eine tiefe aus dem Höllen…« Er verstummte, sein Körper krampfte sich zusammen, und ebenso umkrampfte er auch das Kreuz.
    Ich wollte sehen, ob es sich verändert hatte. Noch war das nicht der Fall.
    Es sandte nach wie vor seinen normalen Schimmer ab, und keine Lichtreflexe flirrten über das Silber hinweg.
    Shiram hatte von außen lauernden Gefahren gesprochen, dem wollte ich auf den Grund gehen. »Gebt auf ihn acht«, bat ich die beiden anderen und verließ meinen Platz, um zum Fenster zu huschen. Ich hatte mir das mittlere ausgesucht, so konnte ich zu beiden Seiten hin gleich weit schauen.
    Die Landschaft lag vor mir wie das düstere Gemälde eines lebensmüden Malers. Am Himmel tobten sich die Gewalten aus, sie drückten das Licht zurück und drängten die Schatten dem Erdboden entgegen. Waren es echte Schatten oder Vorboten der

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