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Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hölle?
    Mir kam vieles in den Sinn. Selbst eine beklemmende Kälte überkam mich. Es konnten die Zeichen einer Vorahnung sein, denn andere Kräfte würden versuchen, dieses Haus zu stürmen. Es war ein Hort des Guten gewesen, diese Abtrennung gab es jetzt nicht mehr. Allein durch das Eindringen eines Jack Moran war sie zerstört worden, und diese Lücke würde sich vergrößern, wenn wir nicht achtgaben.
    Im Prinzip wußte ich viel zu wenig über die Kreaturen der Finsternis. Mir warnicht bekannt, welche Mittel ihnen zur Verfügung standen, wie sie kämpften, mit welchen bösen Tricks sie uns noch überrumpeln wollten.
    Ich erinnerte mich daran, daß Father Ignatius von den Horror-Reitern gesprochen hatte. So abwegig fand ich den Gedanken nicht mehr. Sie konnten durchaus erscheinen, und wenn ich nach draußen schaute, sah ich dort die passende Kulisse zu ihrem Auftritt.
    Jemand rief nach mir. Er hatte es flüsternd getan, und ich hatte nicht heraushören können, wer es gewesen war. Langsam drehte ich mich um. Ignatius winkte mir heftig zu. Bentini stand noch immer hinter dem Verletzten, er schaute starr nach unten und hielt seinen Blick auf das Gesicht des Mannes gerichtet, mit dem irgend etwas geschehen sein mußte, was ich nicht erkennen konnte.
    Ich drehte den Fenstern den Rücken zu und blieb vor Shiram stehen. Er war sehr ruhig. Der Atem ging flach, ich hörte ihn kaum. Das Kreuz hielt er noch immer fest. Seine Hand zitterte leicht, und mit dem Zeigefinger deutete Father Ignatius auf eine bestimmte Stelle am Kopf des Mannes.
    Er meinte damit die Augen, und ich konzentrierte meinen Blick auf die Pupillen.
    Ich sah nichts und fragte: »Was ist denn?«
    »Da war etwas, John.«
    »Wo?«
    »In den Augen.«
    Zweifel stiegen in mir hoch, dementsprechend schaute ich Ignatius auch an. »Bist du sicher?«
    »Ja, es ist ein Bild gewesen, eine magische Projektion, aber nur für einen Moment.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Etwas Düsteres, John. Einen Teil der Landschaft draußen, glaube ich. Wolken und Himmel, als hätte er das Bild, das du vorhin gesehen hast, in seine Augen hineinprojiziert.«
    »Er hat recht«, bestätigte Monsignore Bentini. »Auch ich habe es gesehen, zwar nicht so gut wie er, aber…«
    Ich nickte und senkte den Kopf dem Gesicht des Verletzten entgegen.
    Die linke Seite hatte sich nicht verändert. Das verbrannte Fleisch, die zusammengerollte Haut, die Adern, der Geruch nach kaltem Rauch und vielleicht auch nach Schwefelgasen. Das Auge stand weit hervor, als hätte es noch mehr Druck von innen her bekommen. Es war wie eine gelierte weißliche Kugel mit der deutlich erkennbaren Pupille, in der die Bilder zu sehen gewesen waren.
    Jetzt zeigte sich nichts.
    Ich wandte mich wieder an Ignatius. »Gab es denn einen besonderen Grund für die Veränderung?«
    »Kann ich dir nicht sagen, John. Ich habe es nur plötzlich gesehen. Wir sollten abwarten. Was ist dir denn draußen aufgefallen? Hast du was gesehen?«
    »Nichts, nur den Umschwung des Wetters. Der Wind, die Wolken…«
    »Das ist schon okay.«
    »Aber keinen Horror-Reiter!«
    Ignatius duckte sich, als er den Begriff hörte. Dagegen war er allergisch.
    Sie hatten ihm schon zu oft Schwierigkeiten gemacht und ihn auch bedroht.
    Meine Gedanken irrten ab. Eine Veränderung zwang mich zur Konzentration auf das Auge. Ignatius hatte sich nicht geirrt. Er mußte tatsächlich ein Bild gesehen haben, und das bekam auch ich präsentiert.
    Ich wurde daran erinnert, wo ich mal in den Augen eines Dämons zukünftige Situationen bestimmter Fälle entdeckt hatte, die dann über mich gekommen waren.
    Hier war es ähnlich.
    Eine Szene konzentrierte sich auf die Pupille. Ich sah eine Bewegung, Schatten waren entstanden, die von einer Seite zur anderen huschten.
    Etwas Konkretes entdeckte ich nicht, rechnete aber damit, daß sich die Szene noch veränderte.
    Dann tauchte etwas auf.
    Tief aus dem Pupillenschacht, wo das Böse am Tunnel zur Hölle lauerte, erschien ein schreckliches Gesicht, das ich zwar nur verkleinert sah, doch seine Scheußlichkeit direkt mitbekam, weil es eben so anders war.
    Es war das Gesicht eines Toten, der wohl uralt sein mußte. Die Haut war straff über die Knochen gezogen, die Nase fehlte, dafür war der Mund noch vorhanden. In dem Gesicht spielte sich eine furchtbare Qual. Ich sah es nur für einen Moment, dann war es verschwunden, und in diesem Zeitraum hatte sich auch Shirams Verhalten verändert. Er hatte leise geschrien, und mit einem

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