Höllgasse - Thriller (German Edition)
bei ihnen der Verlierer gewesen? Wahrscheinlich irgendwie beide. Er versuchte die Gedanken an Emilia von sich zu schieben. Er hatte endlich einen Ansatzpunkt.
Am späten Nachmittag kam Emilia zurück aus München. Sie sollte bleiben bis der Fall gelöst war. Der Polizeichef stand mächtig unter Druck. Zwar hatte die Presse noch nichts von dem Verschwinden eines neuen Paares erfahren, doch es würde nicht lange dauern. Horst erklärte ihr, was er herausgefunden hatte.
„Ich möchte mit dem Ex-Freund von Tamara Klein sprechen.“ Emil ia hatte zwar gehört, dass Horst diesen Verdacht hatte, doch sie war nicht überzeugt.
„Ok, ich komme mit. Wir haben im Moment sowieso nichts anderes.“
Sie machten sich auf den Weg zur Arbeitsstelle von Toni Ziegler. Er arbeitete bei einer der größten Firmen der Gegend als Zerspannungsmechaniker. Den Job hatte er erst seit sieben Monaten. Sie fragten am Empfang nach ihm und zehn Minuten später stand er vor ihnen. Ein dünner, junger Mann. Unscheinbar, uninteressant. Emilia konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Kerl ein psychopatischer Mörder sein sollte. Doch unscheinbar musste nicht unbedingt unschuldig heißen.
„Ja bitte?“
„Sind sie Herr Ziegler?“
„Ja, der bin ich. Wieso?“
„Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?“
„Ja, klar. Aber um was geht es überhaupt?“
„Wir sind von der Kriminalpolizei und müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.
Emilia bemerkte, dass der junge Mann nervös wurde. Dies war aber eine normale Reaktion , wenn die Kriminalpolizei vor einem stand. Emilia beobachtete ihn genau. Jede Bewegung analysierte sie.
„Sie haben ihrer Ex-Freundin Tamara Klein gedroht. Ist das richtig?“
Toni sah Horst erstaunt an.
„Deshalb kommen Sie vorbei? Das war vor Monaten und es waren auch keine Drohungen.“
„Was war es dann?“
„Naja, gedroht würde ich nicht unbedingt sagen. Aber ja, ich habe ihr gewünscht, dass sie auf die Schnauze fällt. Ich war verletzt, ja und ? Hat Sie mich etwa angezeigt?“
„So sehr verletzt, dass Sie ihr etwas antun würden?“
Erschrocken starrte Toni Ziegler Emilia an. Er wirkte ehrlich erstaunt.
„Sagen Sie mir bitte, um was es eigentlich geht?“
„Ihre Ex-Freundin und ihr neuer Freund sind seit ein paar Tagen vermisst.“
„Und was habe ich damit zu tun?
„Sie haben ihr gedroht. Ihr nachgestellt. Si e kamen mit der Trennung offenbar nicht zurecht.“
„Und deshalb entführe ich sie? Das ist doch lächerlich. Ich habe seit Monaten keinen Kontakt mehr zu Tamara.“
„Wieso hat Sie sie verlassen?“ Emilia wollte mehr erfahren.
„Sie hatte einen anderen – Tobias. Sie ist mir fremdgegangen, hat mich belogen und mich dann abserviert.“ Emilia bemerkte die Härte in seiner Stimme , als er über Tobias sprach.
„Haben Sie schon wieder eine neue Freundin?“
„Nein, habe ich nicht. Und was hat das damit zu tun?“
Emilia sagte darauf nichts. Sie hatten nichts gegen ihn in der Hand. Und er hatte ja auch Recht, seit Monaten hatte er keinen Kontakt mehr zu Tamara. Sie gingen, ohne etwas Neues herausgefunden zu haben.
Toni hielt das Päckchen in seinen Händen. Es war ein kleines Fläschchen mit mehreren Pillen darin. Er selbst hatte nie zu Drogen gegriffen, er kannte sich demnach nicht so gut aus. Doch seine Internetbekanntschaft hatte ihn aufgeklärt. Die Wirkung war angeblich heftig. Die Opfer werden sozusagen richtig geil und können gar nicht genug Sex bekommen. Genauso wie es Toni wollte. Langsam ging er die Treppe zum Keller hinunter. Als er die Tür öffnete, lagen die beiden auf ihren Betten. Tamara lag mit dem Gesicht zur Wand da und regte sich nicht, als er den Raum betrat. Tobias starrte ihn nur an, sagte aber nichts. Sie wirkten immer noch sehr mitgenommen von den Verbrennungen. Er würde noch warten müssen. In diesem Zustand wollte er sie nicht unter Drogen setzen. Er ging nochmal nach oben und holte eine Brandsalbe, die er besorgt hatte. Er beachtete Tobias nicht, doch umso mehr zog ihn Tamara in seinen Bann. Er liebte sie. Sie gehörte einfach zu ihm. Er setzte sich zu ihr aufs Bett und nahm ihre Hand. Sie zuckte nur ein bisschen, zog die Hand aber nicht weg. Zärtlich trug er ihr die Salbe auf. Die Hand sah schlimm aus. Das nackte Fleisch, die Brandblasen. Sie musste höllische Schmerzen haben. Doch das hatte sie verdient. Sie sollte erkennen, wie es ist, schlimme Schmerzen zu spüren. Wie es ist, wenn man gefangen ist und keinen Ausweg mehr sieht.
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