Höllische Versuchung
Bei zwei stinksauren Jägern stehen die Chancen schon besser.«
Nun saß er also hier in ihrem Hotelzimmer und lauschte dem Geräusch fließenden Wassers, während er sich vorstellte, wie er sich langsam ihren Körper hinunterküsste. Diese Vorstellung trug kaum dazu bei, seine Lust zu mindern. Und er wusste genau, dass er die Nacht wohl auf dem Flur verbringen würde, wenn sie in diesem Moment zur Tür hereinkäme und seinen Ständer sähe.
Das konnte er auf keinen Fall riskieren, schließlich durfte er sie nicht aus den Augen lassen. In dieser Hinsicht hatte sich Simon unmissverständlich ausgedrückt. Wenn die Erzengel sie prüfen wollten, würden sie eine Gelegenheit abpassen, in der Sara verwundbar schien. Also würde er dafür sorgen, dass sie es nie sein würde. Deacon fuhr sich mit der Hand durchs Haar und stand auf, um den Raum zu überprüfen. Alles wirkte sicher. Fenster gab es keine – klaustrophobisch, aber sicher – und abgesehen von der Eingangstür, die er mit einer selbstgebauten Spezialvorrichtung sicherte, gab es keine anderen Zugänge oder Lüftungsschächte, durch die etwas hereinkrauchen konnte.
Als Sara mit einem flauschigen Hotelbademantel bekleidet aus der Dusche trat und sich mit dem dazu passenden Handtuch die Haare trocken rubbelte, hatte Deacon sich so weit von der Sicherheit des Raumes überzeugt, dass er selbst duschen konnte. Eiskalt. »Verdammt!« Mit zusammengebissenen Zähnen ertrug er den kalten Strahl. Das Fortbestehen der Gilde war schließlich wichtiger als das Wohlbefinden seines Schwanzes.
Er hatte Simon gefragt, warum die Erzengel eine Einrichtung sabotieren sollten, die ihr Leben verdammt vereinfachte.
»Es ist ein Spiel«, hatte Simon gesagt. »Sie brauchen uns, aber sie werden uns nie vergessen lassen, dass sie die Mächtigeren sind. Bei einem Angriff auf mich oder auf Sara geht es nicht um die Abschaffung der Gilde. Es ist lediglich eine Erinnerung daran, dass der Kader uns im Auge behält.«
Sara hörte, wie das Wasser angestellt wurde, und trocknete sich rasch die Haare, bevor sie zu ihrem Handy griff. Sie hatte keinen Schimmer, in welcher Zeitzone sich Ellie gerade befand, doch ihre Freundin nahm schon nach dem ersten Klingeln ab.
»Sara«, sagte sie, »weißt du eigentlich, wie viel Geschick es bedarf, riesige Porzellanvasen so einzupacken, dass sie den Transport heil überstehen? Und ich habe es geschafft. Keinen Kratzer haben meine beiden Schätze abbekommen. Ich bin einfach genial!«
»Darf man fragen, woher du sie hast?«
»Ich habe sie geschenkt bekommen«, sagte Elena freudestrahlend. »Die werden sich toll in meinem Wohnzimmer machen. Oder vielleicht stell ich auch nur eine ins Wohnzimmer und die andere ins Schlafzimmer.«
Dass Elena sich so emsig mit ihrer Inneneinrichtung beschäftigte, war typisch für Jäger. Jäger bauten Nester. Vielleicht lag es daran, dass sie kaum zu Hause waren und so viel Zeit in der Gosse verbrachten. Bei Sara war der Nestbautrieb besonders ausgeprägt. Ihre Eltern, die sie aufrichtig liebte, waren herumvagabundierende Hippies. Im Alter von sieben Jahren war sie schon auf zehn verschiedenen Schulen gewesen. Ein beständiges Zuhause war für sie so wichtig wie die Luft zum Atmen. »Bin mal gespannt, wie sie aussehen.«
»Du hörst dich irgendwie seltsam an.«
»Ich habe den Henker getroffen.«
Stille. »Ehrlich?« Sie pfiff anerkennend. »Gruselig?«
»Und wie. Breit wie ein Schrank.« Sollte Deacon jemals hinter ihr her sein, würde sie darauf achten, nicht in Reichweite seiner Fäuste zu geraten. Ein einziger Schlag mit diesen Riesenfäusten und ihr Genick wäre hin. »Ellie, ein Jäger mordet Vampire.«
»Scheiße.« Ellies Stimme klang auf einmal ganz anders, dunkler. »Du bist hinter ihm her?«
»Ja.«
»Ich bin in New York, vor ein paar Stunden angekommen. Wenn du willst, setze ich mich in den nächsten Flieger.«
Sara schüttelte den Kopf. »Bisher weiß ich ja noch nicht einmal genau, was eigentlich los ist.«
»Du kannst den Mörder nicht allein verfolgen.«
»Ich bin nicht allein. Deacon ist bei mir.«
»Der Henker?« Sie klang unüberhörbar erleichtert. »Gut. Hör mal, Sara. Ich hab da so dies und das aufgeschnappt.«
»Was denn?«
»Jeder weiß, dass du nur die Hand auszustrecken brauchst, um Simons Job zu bekommen. Aber auf dem Rückflug saß ich neben einem ziemlich hochrangigen Vampir und er kannte deinen Namen.«
Simon hatte sie davor gewarnt. »Der Kader interessiert sich eben für den
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