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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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Vorschein. Alle gut zehn Zentimeter größer als ich, wirkten sie nicht einen Hauch weniger bedrohlich als ihre männlichen Kollegen. Sie waren identisch schwer bewaffnet und ihre Flügel nur unmerklich kleiner. Ihre Haut schimmerte etwas heller, doch ihre Augen leuchteten genauso grell. Die langen mattschwarzen Haare hatten sie in straffen, komplizierten Hochsteckfrisuren gebändigt. Sie sahen eindrucksvoll aus, wie sie mit ihren scheinbar endlos langen Beinen im geschmeidigen Gleichschritt auf ihre Kollegen zuliefen.
    Ich fragte mich ernsthaft, wie Narkas auf die Idee gekommen war, mir mehr als einen Blick zu widmen bei diesen umwerfenden Kolleginnen, die ihm jeden Tag zur Seite standen.
    »Habt ihr euch noch die Nase gepudert oder warum hat das so lange gedauert?«, wurden sie mit freundlichem Spott begrüßt.
    Eine der fünf Flugdämoninnen lachte leise und ihre natürliche Autorität umgab sie wie eine unsichtbare Aura.
    »Was soll die Aufregung, meine Damen«, erwiderte sie lässig in Richtung ihrer männlichen Kollegen. »Wir wollten doch bloß euer kleines Kaffeekränzchen hier oben nicht stören.«
    Sie sah prüfend in die Runde, dann drehte sie sich zu Narkas und mir, die mittlerweile zu den anderen Flugdämonen gestoßen waren.
    »Und wer ist das?«
    Narkas straffte die Schultern unter ihrem scharfen Blick.
    »Das ist Nikka, Boss. Sie ist eine Jägerin aus B7.« Er wandte sich zu mir. »Nikka, das ist mein Boss.«
    »B7, soso«, nickte die Flugdämonin. »Dann grüßen Sie Yaris von mir.«
    Ich nickte höflich. »Das werde ich gern tun.«
    Die Flugdämonin warf Narkas einen auffordernden Blick zu. »Wir müssen los. Zeit, um Herzen zu brechen, ist später noch genug.«
    »Ich würde niemals …«, begann Narkas und plusterte sich empört auf.
    Sie winkte ab. »Genug davon. Bring sie runter und dann schwing deinen Hintern zurück aufs Dach. Du hast zwei Minuten.«
    Narkas nickte knapp. Offenbar war ihr Wort tatsächlich Gesetz. Ich kam nicht umhin, ihr unter leicht gesenkten Lidern einen bewundernden Blick zuzuwerfen. So eine Sechsergruppe männlicher Flugdämonen, mit Egos groß wie Hochhäuser, zu bändigen, kostete schon eine ganze Portion Coolness. Und die hatte sie ganz offensichtlich. Ihr orange glühender Blick ruhte auf mir und sehr wahrscheinlich hielt sie mich für eine von Narkas’ kleinen Eroberungen. Doch das war mir im Moment egal.
    Als Narkas den Arm um mich legte und wir uns zu den Aufzügen drehten, erklang verhohlenes Gekicher in der Gruppe.
    »Nur keinen Neid«, witzelte Narkas und sein Lächeln war zu verschmitzt, um nicht etwas anzudeuten, das die anderen noch mehr zum Johlen brachte.
    »Sie geht doch bloß aus Mitleid mit einem hässlichen Vogel wie dir«, rief eine der Flugdämoninnen lachend und ihr Ausruf wurde mit weiterem Gelächter belohnt.
    »Genau«, pflichtete einer ihr bei. »Und er spricht im Schlaf! Lass dir das eine Warnung sein, Jägerin. Mit ihm hast du keine ruhige Nacht mehr!«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie bei mir nachts zum Schlafen kommt«, konterte Narkas lässig. Die fünf Flugdämonen brachen in beifälliges Gelächter aus, ihre weiblichen Kolleginnen schüttelten nur den Kopf über so viel Prahlerei.
    »Ich wusste gar nicht, dass eine Nacht bei dir nur fünfzehn Minuten dauert«, rief einer und spielte damit wohl auf Narkas’ Qualitäten als Liebhaber an. Wieder lachten sie dröhnend.
    »Dann dauert meine Nacht immerhin vierzehn Minuten länger als deine!« Narkas’ Grinsen war mittlerweile so breit, dass es seine leicht spitzen Eckzähne entblößte. Er zog mich noch enger an sich und genoss die johlenden Zurufe, als wir durch die sich öffnenden Aufzugtüren in die stahlglänzende Kabine traten.
    Ich sah zu ihm hoch, direkt in sein verschmitzt lächelndes Gesicht. Als er meine ernste Miene bemerkte, löste er sanft seinen Arm von mir und blickte mich besorgt an.
    »Du bist sicher, dass es dir wieder etwas besser geht?«
    »Hast du mitbekommen, was heute Nacht passiert ist?«
    Narkas senkte den Blick und nickte langsam.
    »Meine Schicht beginnt zwar gerade erst, aber wir sind vorhin davon unterrichtet worden, dass es in allen Teams Verletzte gegeben hat.«
    »Sie haben meiner Kollegin Pina die Hand abgeschlagen«, flüsterte ich, immer noch unfähig, wirklich zu realisieren, was dort draußen passiert war. »Diese blaue Flamme scheint zu einer wirklichen Bedrohung zu werden. Du hättest sehen müssen, wie chaotisch es überall verlaufen ist.

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