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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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die gerade erst hinzugekommen war.
    »Ich bleibe hier«, sagte ich, weil mich sowieso nur meine viel zu stille Wohnung erwartete.
    »Ich auch«, sagten Mik und Hento gleichzeitig.
    »Und dann? Wo wollt ihr schlafen? Auf dem Fußboden?«
    »Hento passt auf den Zweisitzer dort, Pina kann auf der Couch bleiben und für Püppi und mich hole ich meine Matratze von zu Hause. Das ist ein Doppelbett, da passen wir beide problemlos drauf«, sagte Mik ganz pragmatisch. Vil zog eine Schnute und zuckte dann gleichgültig die Schultern.
    »Na, wenn ihr meint.«
    Als Yaris wiederkam, hatte sie keine guten Neuigkeiten. Auch die anderen verletzten Jäger waren in einem schlimmen Zustand. Und bei keinem schienen die abgeschlagenen Gliedmaßen wieder anwachsen zu wollen. Hento erzählte ihr von unserem Vorhaben und sie nickte anerkennend.
    »Eine gute Idee. Wenn es Pina morgen Abend nicht wieder besser geht, übernehme ich die nächste Wache.«
    Riki sah mich an und nickte verächtlich, als wollte sie mir zeigen, dass sie durchschaut hatte, dass mich natürlich mein schlechtes Gewissen zu einer solch selbstlosen Handlung zwang. Ich war froh, als sie endlich ihren Rucksack nahm und ging. Mik war schon unterwegs und holte die Matratze, Hento organisierte sich gerade eine Decke. Mir war ganz komisch, wenn ich mir Pinas verfärbten Arm ansah, weil er mich an meine eigene Verletzung erinnerte und wie sehr sie angefangen hatte zu brennen, als das blaue Feuer durch meine Adern raste.
    Ich dachte an Levian und fragte mich, ob er mittlerweile auch schon mit der neuen Wunderwaffe der Engel kämpfte. Wut stieg in mir auf, hitzig und brennend wie Galle bahnte sie sich ihren Weg durch meinen Körper, doch dann, ganz plötzlich, wich sie einem Gefühl der Resignation. Es brachte nichts, sauer auf ihn zu sein, es war verschwendete Kraft, die ich im Kampf vermutlich dringend brauchen würde. Er hatte mich für seine Zwecke benutzt und ich war so dumm gewesen, ihm all seine Lügen zu glauben. Ich hatte meine Lektion gelernt, auch wenn es immer noch wehtat.
    Auf einmal hielt ich es nicht mehr aus in diesem Zimmer, in dem die Stimmung so negativ aufgeladen war. Ich stürzte aus unserem Aufenthaltsraum und sprang wie blind in einen der Aufzüge, dessen Türen sich gerade wieder schlossen. Irgendjemand hatte den Knopf D für »Dach« gedrückt und ich sah es als Zeichen, einfach nach oben zu fahren.
    Ich lehnte in der hell erleuchteten Kabine an dem gebürsteten Edelstahl der Kopfwand und lauschte dem mechanischen Surren der Stahlbänder. Je mehr ich darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich, dass es Zeit war, den Engel aus meinen Gedanken zu drängen.

Kapitel 3
    »Abschied«
     
     
     
    O ben auf dem Dach war es ruhig. Ich ging vor bis zum Rand, der nur mit einer knapp knöchelhohen Umgrenzungsmauer gesichert war. Vor mir gähnte ein dunkler Abgrund und nur mit Mühe konnte ich weit unter mir den Asphalt der Straße erkennen. Seufzend schlang ich die Arme um meinen Körper und mein Blick glitt unbestimmt in die Ferne.
    Der Engel, mein Engel, Levian, dem ich nun schon so lange hinterhertrauerte, würde nicht wiederkommen. Unsere Rassen waren erbitterter verfeindet als jemals zuvor. Ein Krieg war ausgebrochen, der nun plötzlich auf beiden Seiten Opfer forderte.
    Als er mich verließ, hatte ich mir nichts mehr gewünscht, als zu sterben. Sterben zu können. Das alles nicht ertragen zu müssen. Den Schmerz, den Verlust, den Vertrauensbruch. Meine Sehnsucht nach ihm schien grenzenlos. Noch vor einigen Wochen hätte ich niemals geglaubt, dass ich an ihn denken könnte, ohne direkt in Tränen auszubrechen. Doch die Zeit, die grausame, stetig voranschreitende Zeit, heilte die klaffende Leere in meinem Herzen, besänftigte diese ohnmächtige Wut und ließ ihn zu einem verblassenden Puzzlestück meines Lebens werden. Ich merkte, wie ich langsam losließ, wie mein Verstand nach erfolglosem Wehren endlich begriff, dass der Engel gegangen war. Für immer.
    Meine Finger wanderten in meine Hosentasche und zogen eine schimmernde graue Feder hervor. Sie gehörte zu seinen prachtvollen staubgrauen Flügeln. Ich hatte es nicht übers Herz gebracht, sie einfach wegzuwerfen.
    Ich hatte zugelassen, dass sie mich traurig machte, wann immer ich sie ansah. Vorsichtig strich ich mit einem Finger über die flaumigen Fasern.
    »Levian«, flüsterte ich in Richtung der Feder, als würde der Engel leibhaftig vor mir stehen. »Du hast mich belogen und benutzt. Du hast es darauf

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