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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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Pina.«
    Langsam trudelte auch der Rest des Teams ein und alle waren zu früh dran, weil es wohl niemand auf der heimischen Couch aushalten konnte. Zu Beginn unserer Schicht wiederholte Yaris alles, was sie auch uns schon erzählt hatte.

Kapitel 4
    »Der Bluff«
     
     
     
    D ie ganze Nacht warteten wir auf das schrille Erklingen der Sirenen, doch nichts passierte.
    Auf den Straßen war es gespenstisch ruhig. Nirgendwo fing eine Kamera einen Engel ein und auch die Flugpatrouillen brachten keine Neuigkeiten. Wieder einmal schienen die Engel wie vom Erdboden verschluckt .
    Pina ging es unverändert schlecht. Das Weiß ihrer Augen war immer noch blau verfärbt, die Adern hatten ihren gesamten Arm wie ein undurchdringliches Geflecht durchzogen und die blaue Flüssigkeit, die ab und zu aus dem offenen Stumpf austrat, begann sogar den Stoff des Verbands aufzulösen.
    Da sie nicht ansprechbar war, wussten wir nicht, ob sie noch etwas sehen konnte oder bereits erblindet war. Hento hatte begonnen, eine Schiene für Pinas Arm zu bauen, weil er hoffte, dass ihre Hand so wieder anwachsen konnte, ohne durch Nahtmaterial zusammengehalten zu werden. Das gesamte Team wirkte wie verkatert. Das vorher bunte Stimmengewirr war einer düsteren Stille gewichen, die über dem Raum schwebte wie eine düstere Wolke. Niemand fluchte mehr scherzhaft laut bei einem Würfelspiel, keiner prahlte mit seinen Abschussquoten und auch die fröhlichen Tischrunden, bei denen alles wild durcheinandergegessen und ausgelassen gelacht worden war, fanden nicht mehr zusammen. Stattdessen hatten sich kleine Grüppchen gebildet, die in angespanntem Schweigen zusammensaßen und nicht wirklich viel mit sich anzufangen wussten.
    Wir wechselten uns mit der Betreuung von Pina ab, weil die Organisation der Krankenversorgung immer noch zu wünschen übrig ließ. Die Sanitätsräume waren geplündert und die Nachbestellungen ließen auf sich warten, weil niemand jemals mit so einem großen Bedarf gerechnet hatte.
    Da Mik seine Matratze in seinem eigenen Bett brauchte, hatten wir uns im Materiallager ein paar quietschende Klappbetten besorgt, auf denen wir schliefen, wenn wir tagsüber bei Pina blieben, damit sie nie unbeaufsichtigt war.
    Der Große Rat beschloss, für ausgewählte Jäger Sanitätskurse ins Leben zu rufen und ein Team von Experten wurde beauftragt, ausreichend Informationen zu sammeln, um die Jäger dann gezielt weiterzubilden. Hento kümmerte sich aufopfernd um Pina und hin und wieder musste Yaris ihn per Befehl zwingen, sich ein wenig auszuruhen.
    Da die Nachricht über die beunruhigenden Verletzungen durch die Engel ganz sicher irgendwann bis zu meinem Vater durchdrang, rechnete ich fast täglich mit Mutters Anruf, die mich mal wieder zur Kündigung meines Jobs überreden wollte .
    Als mein Telefon dann tatsächlich irgendwann klingelte, hatte ich allerdings nicht damit gerechnet, wie hysterisch sie klingen würde. Doch es kam noch dramatischer, denn als ich sie beruhigen wollte , drohte sie mir, Vaters Beziehungen zu nutzen, um mich zur Kündigung meiner Wohnung und meines Jobs zu zwingen. Irgendwann legte ich einfach auf und schaltete mein Handy aus.
    Natürlich machte sie sich Sorgen, was ich auch gut verstehen konnte, doch ich hatte immer noch das komische Gefühl, dass es nicht nur die plötzliche Gefahr durch die Engel war, die sie so vehement für meine Rückkehr ins elterliche Haus kämpfen ließ.
     
    Sechs Tage nach ihrer Verwundung schlug Pina plötzlich die Augen wieder auf. Als sie Hento erkannte, waren wir alle mehr als erleichtert. Das Weiß ihrer Augen leuchtete immer noch schillernd blau, doch die Linsen wirkten nicht mehr so trüb. Dank Hentos selbst entworfener Metallschiene, begann ihre Hand an einigen Stellen wieder anzuwachsen. Zwar wurde das Gewebe durch die sporadisch austretende blaue Flüssigkeit am Stumpf immer wieder verletzt, doch Pinas Selbstheilungskräfte schienen langsam die Oberhand zu gewinnen.
    Hento hatte mit ein paar Freiwilligen angefangen, für alle Verletzten die von ihm entwickelte Schiene zu bauen, damit auch ihnen geholfen werden konnte. Yaris platzte fast vor Stolz, als Hentos Engagement von ihren Vorgesetzten bei einer der nun täglich stattfindenden Konferenzen lobend erwähnt wurde.
    Der Rat beschloss, mit der Nachricht zu bluffen, dass alle Verletzten wieder auf dem besten Weg der Genesung waren, um den Engeln jede Aussicht auf Erfolg zu nehmen. Funksprüche wurden über unverschlüsselte Frequenzen

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