Hoellischer Verrat
von Hauptquartier zu Hauptquartier geschickt, in der Hoffnung, dass die Engel sie mit ihrer primitiven Technik empfangen konnten und von weiteren Angriffen absahen.
Als auch nach zehn Tagen keine weiteren Engel s ichtungen mehr registriert wurden, nahm man allgemein an, dass die Funksprüche ihre Wirkung nicht verfehlt und die Engel so weit in ihre Schranken verwiesen hatten, um endlich einen Rückzug in Betracht zu ziehen.
Ich hatte mich noch ein paar Mal ertappt, dass ich wie selbstverständlich nach der Feder in meiner Hosentasche tasten wollte , doch je mehr Zeit verging, desto weniger bereute ich den Entschluss, auch die letzte Erinnerung an Levian einfach losgelassen zu haben. In meiner Wohnung jedenfalls erinnerte nichts mehr an ihn und ich glaubte, dies wäre der einzige Weg, ihn aus meinem Kopf zu bekommen.
Mutter hatte natürlich wieder und wieder angerufen, doch mittlerweile schaffte ich es, mich nicht mehr so weit provozieren zu lassen, dass ich einfach auflegte. Stattdessen ließ ich sie reden und lehnte einfach höflich ab, wenn sie die Vorzüge des elterlichen Wohnsitzes anpries. Ich war also immer noch lernfähig. Was für ein Glück.
Kapitel 5
»Kampf in der Krypta«
G enau zwei Wochen später waren die Engel plötzlich wieder da.
Der Abend begann zwar so ruhig wie immer, doch kaum hatte die dunkle Nacht das verbleibende Tageslicht verdrängt, ging der Alarm los. »Alle verfügbaren Einheiten bereit machen! Ich wiederhole: ALLE verfügbaren Einheiten bereit machen!«
»Och nee …«, schnaufte Mik und warf sein Buch neben sich auf die Couch. »Beginnt der Zauber jetzt von vorn? Ich dachte, wir wären sie endlich los!«
Yaris war schon auf den Füßen. »Ihr habt es gehört. Befehl ist Befehl.«
Wir schoben uns durch das Gedränge auf den Gängen und es dauerte viel zu lange, bis wir auf den Maschinen saßen.
»Ich höre, Cayo«, sagte ich, als ich den Zündschlüssel drehte.
»Ihr sollt schon wieder zur Pauluskirche.«
»Wieder mit B3 und C6?«
»Nein, allein.«
»Allein? Wie viel habt ihr gezählt?«
»Deutlich weniger als bei dem Angriff vor zwei Wochen. Ungefähr dreißig Engel. Alle bewaffnet. Sie starren in unsere Überwachungskameras, als wüssten sie genau, was sie damit auslösen. Fehlt nur noch, dass sie freundlich winken.«
»Und B3 und C6? Es sollten doch alle Teams ausrücken?«
»Ja, wir haben viel mehr Sichtungsorte als beim letzten Mal. Um genau zu sein …« Er raschelte mit Papier. »Fast drei Mal so viele.«
»Und wieder tauchten sie überall gleichzeitig auf?«
»Ja. Die anderen Hauptquartiere melden exakt die gleiche Zeit.«
»Das gibt es doch nicht.«
»Doch, Nikka. Deshalb versprich mir, dass du vorsichtig bist. Egal, was sie tun, sie scheinen es sich vorher genau überlegt zu haben. Und vergiss nicht, die hatten zwei Wochen Zeit für die Planung.«
»Mach ich, Cayo. Danke.«
Als wir vor der Pauluskirche ankamen, sah alles genauso aus wie beim letzten Mal. Wieder war das stark beschädigte Gebäude von Fackeln erhellt, als wollten sie uns den Weg weisen. Ich meldete Cayo, dass wir angekommen waren und er stellte uns auf Gruppenfunk.
»Formieren«, sagte Yaris und wir stiegen ab. Nichts rührte sich, als wir näher kamen .
»Sind es hinten mehr Fackeln als vorn?«, fragte ich.
»Sieht fast so aus«, meinte Yaris. »Wir sehen nach.«
Gemeinsam gingen wir um die Kirche herum. Hier waren die Fackeln in einem engeren Abstand in die Erde gesteckt.
»Heute ziehen sie ihre Show aber ohne mich ab«, brummte Mik und schoss wahllos in die dunklen Felder zwischen den Lichtkegeln.
»Mik«, fauchte Yaris. »Feuer einstellen, aber sofort!«
Durch die gebrochenen Mauern der Kirche drangen Schritte. Es klang, als ob jemand eine Treppe heraufkam. Ich legte die Hände auf meine Waffen und wippte lauernd auf den Hacken vor und zurück. Es erschien wieder ihr Anführer, unverwechselbar mit den schneeweißen Flügeln und den kurzen braunen Haaren. Mit ruhiger Selbstsicherheit ließ er seinen Blick über unser Team schweifen.
»Ihr seid nicht vollzählig«, sagte er dann und seine durchdringende Stimme hallte von den zerfallenden Wänden. »Einer fehlt!«
Mir wurde heiß und kalt zugleich bei der Feststellung, dass er damit andeutete, tatsächlich überprüft zu haben, ob unsere Verwundeten wieder einsatzbereit waren.
»Und du bist ganz allein«, brummte Mik fast lautlos, doch der Engel reckte suchend den Kopf und lächelte dann zu ihm hinüber.
»Weit
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