Hoellischer Verrat
tun es, bis wir beide nicht mehr laufen können.«
Ich machte eine wegwerfende Geste. »Mal abgesehen davon, dass du einfach unmöglich bist, nett im Sinne von: Er sieht gut aus.«
»Hat er denn wenigstens ein bisschen an dir …«
»Hör auf.«
»Na, man wird ja noch fragen dürfen. Die Ablenkung wird dir guttun. Es bringt nichts, weiterhin an jemanden zu denken, der nicht wiederkommen wird.«
»Ich suche mir das nicht aus oder nehme es mir vor, es passiert einfach. Alles in meiner Wohnung erinnert mich an Levian. Bei jedem Einsatz habe ich Angst, plötzlich vor ihm zu stehen. Nachts träume ich von ihm. Und das alles geschieht, ohne dass ich etwas dafürkann !«
»Schon gut«, lenkte Yaris ein. Sie kam hinter ihrem Schreibtisch hervor und setzte sich mir gegenüber. »Es war unsensibel. Erzähl mir von diesem Tarsos. Wie sieht er aus? Ist er lieb zu dir? Und was habt ihr gemacht?«
»Er ist natürlich ein Blutdämon, also helle Haut, schwarze Haare, groß und schlank. Aber er hat grüne Augen. Und was für welche!«
Yaris seufzte entzückt und stützte das Kinn auf die Hände. »Erzähl ruhig mehr von ihm …«
»Er ist unheimlich … elegant, irgendwie. Also nicht so wie Mutter mit ihren frisierten Haaren und dem dicken Schmuck, sondern anders elegant. Seine ganze Wohnung ist perfekt eingerichtet. Und alles wirkt richtig teuer, ohne dass es kitschig aussieht. Sein Schlafzimmer ist zum Beispiel blaugrau!«
»Was habt ihr in seinem Schlafzimmer gemacht?«, fragte Yaris prompt.
»Oh, er musste sein Oberhemd wechseln.«
»Aha. Das konnte er nur mit deiner Hilfe, ja? Und überhaupt, wieso wechselt man mitten in einer Verabredung das Hemd?«
»Ich hab ihn gebissen«, sagte ich etwas kleinlaut.
»Ich weiß, dass das keine Art Begrüßungsritual unter Blutdämonen ist, also sag mir lieber gleich die Wahrheit«, flüsterte Yaris über den Tisch, obwohl wir immer noch ganz allein im Raum waren.
»Er hat mich herumgetragen, da musste ich mich wehren!«
»Er hat was? Und dann hast du ihn …? Warte, sag nichts mehr, ich glaube bereits jetzt, dass ihr zwei gut zusammenpasst, denn ganz in der Spur scheint ihr ja beide nicht zu sein.«
»Ich musste mich wehren«, wiederholte ich eindringlich.
»Er hat dir doch nicht wehgetan?«
»Nein, aber er hat mich einfach wie ein Spielzeug über die Schulter geworfen!«
»Warum?«
»Ja, keine Ahnung!«
»Einfach so? Aus dem Nichts heraus?«
»Wir waren in seinem Arbeitszimmer und er hatte mir interne Berichte zu lesen gegeben und dann …«
»Interne Berichte?«, kiekste Yaris und ihre Stimme überschlug sich beinahe.
»Ja! Als ich fertig war, hab ich ihn geschubst, weil er mich gepikst hat und dann hat er mich einfach hochgehoben!«
»Gepikst, geschubst …« Yaris nickte wissend. »Schon klar, aber ‚Fräulein Rührmichnichtan‘ denkt immer noch wehmütig an ihren Engel.«
»Es war halt so!« Wenn Yaris mich mit diesen harmlosen Umständen schon so aufzog, wie würde sie erst reagieren, wenn ich ihr erzählte, dass ich nach Dienstschluss wieder zu Tarsos fahren wollte , damit er mir beim Schlafen zusah? Ich beschloss spontan, dieses unbedeutende Detail meiner Erzählung auszulassen.
»Warum hast du ihn nicht einfach kräftig getreten? Ich meine, mit den Schuhen ist das kein Problem, oder?«
»Ich hatte nur noch Socken an.«
»Ach …«, sagte Yaris matt. »Klar, wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen. Aber alles andere war noch an seinem Platz?«
»Natürlich! Und die Schuhe hatte ich auch nur ausgezogen, weil wir getanzt haben.«
Yaris stöhnte und legte eine Hand über die Augen. »Getanzt? Du? Nikka … bitte!«
»Ja?«
Sie sah mich an, dann musterte sie meinen ehemals verletzten Arm. »Alles okay dort? Tut er noch weh? Irgendwelche seltsamen Veränderungen?«
»Nein?«
»Auch hier nicht?«, fragte sie und tippte ihren Kopf an.
»Ich habe mir das nicht ausgedacht! Es war genau so, wie ich es erzählt habe.«
»Na klar. Zuerst tanzt ihr auf Socken durch seine Wohnung, dann gibt er dir streng geheime Dokumente zu lesen, wofür du ihn schubst, er dich über die Schulter wirft und du ihm dann den Hals aufreißt. Klingt wie ein ganz normales Date. Solche Dates habe ich ständig! Was frage ich überhaupt nach!«
Ich hätte Yaris gern noch von seinem besonderen Wasser erzählt, doch das sparte ich mir jetzt. »Dann glaub mir halt nicht.«
»War irgendetwas an ihm halbwegs normal? Ich meine, nicht dass er deswegen hervorragend zu dir
Weitere Kostenlose Bücher