Hoellischer Verrat
dunklen Haare aus der Stirn.
Ich erwiderte nichts. Dieses Kompliment war so offensichtlich wegweisend in eine Richtung, in die ich mich kaum zu blicken traute. Es wäre ein Leichtes gewesen, darauf einzugehen. Doch je mehr er vorpreschte, desto vorsichtiger wurde ich. Ein zweites Mal würde ich mein Herz nicht so bereitwillig verschenken. Tarsos schien bemerkt zu haben, dass er etwas zu weit gegangen war.
»Lass uns mal raus aus dem Wasser, bevor wir Kiemen bekommen.« Er reichte mir höflich die Hand. Als wir aus dem Pool spazierten, fand ich es plötzlich ein bisschen schade, dass wir das Wasser wieder verließen.
»Ich glaube, schwimmen macht mir Spaß.«
Tarsos gab ein Geräusch von sich, das fast wie ein heiseres Kichern klang und seine Finger schlangen sich noch fester um meine .
»Ehrlich gesagt, schwimmen mit dir macht mir auch sehr viel Spaß.
»Wir sollten es öfter tun.«
Tarsos zog ein bedeutsames Gesicht. »Da bin ich ganz deiner Meinung.«
Zurück in seiner Wohnung fiel mir ein, dass ich ja heute Nachmittag mit Eli verabredet war. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch knapp drei Stunden schlafen konnte, bevor ich mich auf den Weg zum elterlichen Anwesen machen musste. Tarsos bemerkte mein verdrießliches Gesicht.
»Ist etwas passiert?«
»Ich habe heute Nachmittag einen Termin mit meiner Schneiderin , und wenn ich auch nur halbwegs pünktlich sein will, bleiben mir nur noch knapp drei Stunden, um etwas zu schlafen. Ich glaube nicht, dass das Sinn macht. Vielleicht bleibe ich wach und warte die Zeit einfach ab.«
»Bist du sicher, dass du dann deine Schicht durchhältst?«
»Ich habe das schon ein paar Mal gemacht. Ich bin zwar etwas müde, aber ich falle nicht um oder so.«
Tarsos überlegte einen Moment lang, dann ging er zu einer Kommode und nahm etwas aus einer der Schubladen.
»Mach mal die Hand auf«, sagte er.
Etwas Metallisches klimperte und als ich hinsah, lagen zwei Schlüssel in meiner Hand.
»Dann musst du mich nicht immer wecken, sondern kannst mich damit überraschen, dass du plötzlich neben mir liegst.«
»Du gibst mir die Schlüssel zu deiner Wohnung?«
»Es sieht fast danach aus.«
»Nach zwei Tagen?«
»Ich denke, wir sind beide erwachsen, oder?«
»Ja.«
»Und ich glaube nicht, dass du die Schlüssel meistbietend weiterverkaufst.«
Ich grinste und ließ die Schlüssel spielerisch hinter meinem Rücken verschwinden. »Zu spät!«
Tarsos’ hübscher Mund formte sich zu einem leicht überheblichen Schmunzeln. »Gib sie wieder her, du unreifes Kind. Oder ich hole sie mir.«
»Versuch es doch«, flüsterte ich, schloss die Hand fest über den beiden Schlüsseln und rechnete damit, dass er sich auf mich stürzen und mit mir balgen würde. Doch Tarsos wich plötzlich zurück und räusperte sich energisch.
»Du musst schon bald wieder arbeiten. Was hältst du von diesem Vorschlag: Wir könnten es uns einfach im Wohnzimmer gemütlich machen, ein bisschen Musik hören und vielleicht schläfst du ja ein paar Minuten.«
»Das klingt gut.«
»Dann machen wir das so.« Tarsos strahlte mich an. »Darf ich bitten?« Er legte mir die Hände auf die Schultern, drehte mich sanft um und schob mich vor sich her Richtung Wohnzimmer.
Kapitel 9
»Geheimnisse überall«
W ährend ich knappe vier Stunden später meine neuen Kleider anprobierte, lief Jaro draußen vor der Tür eine Spur in den Teppich. Er hätte mich am liebsten noch vor der Anprobe abgefangen, um mir etwas angeblich »überaus Wichtiges und streng Geheimes« zu erzählen, doch das hatte Eli strikt unterbunden und ihn höflich aber bestimmt des Raumes verwiesen. Ich hatte ihn um eine viertel Stunde vertröstet. Seitdem hörte ich seine hektischen Schritte und wurde davon immer nervöser.
»Warum ist er bloß so angespannt? Was will er mir denn dringend erzählen?«
Eli steckte den Saum des Kleides ab, hatte ein paar Nadeln zwischen die Lippen gepresst und warf mir nur einen ratlosen Blick zu. Die vereinbarten fünfzehn Minuten waren kaum vergangen, da stürzte Jaro in den Salon, als hinge sein Leben davon ab. Ich war gerade dabei, mich bei Eli für ihre ausgezeichnete Arbeit zu bedanken und einen neuen Termin auszumachen, da stand er schon neben mir und japste vor Aufregung.
»Komm, Nikka, es ist wichtig!« Er hakte sich bei mir unter. » Eli, sei nicht böse, aber bitte warte hier. Je weniger du davon weißt, desto sicherer ist es.«
Eli warf ihm einen zweifelnden Blick zu,
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