Hoellischer Verrat
der Dämmerung hier auftauchen, wurden in Vaters Auftrag so lackiert. Und seine persönliche Leibgarde fährt sie.«
»Verdammt, was hat das zu bedeuten?«
»Ich weiß es nicht. Aber es ist definitiv so, dass Vater am Hohen Rat vorbeiarbeitet. Natürlich hat er durch seinen Vorsitz gewisse Privilegien, aber was auch immer sich dort unter dem Haus befindet, Vater gibt sich größte Mühe, dass niemand davon etwas mitbekommt.«
»Aber wenn er so etwas Geheimes hier auf dem Grundstück veranstaltet, warum wollen sie dann unbedingt, dass ich wieder einziehe? Ich meine, je mehr Leute hier wohnen, desto größer ist doch die Chance, dass es irgendwann entdeckt wird.«
»Das ist eines der Puzzleteile, die noch fehlen. Tatsache ist, da unten ist etwas im Gange. Fast jeden Abend kommt in der Dämmerung so ein Transporter an. So wie der Grundriss aussieht, sind die Wände so dick, dass sie komplett schallisoliert sind. Man könnte dort einen Schießstand aufmachen und niemand im Haus würde auch nur ein Geräusch hören.«
»Wir müssen uns dort mal umschauen, Jaro. Oder meinst du, es ist klüger, Vater einfach damit zu konfrontieren?«
»Wenn wir ihn darauf ansprechen, wird er mich hochkant rauswerfen. Solange er glaubt, dass niemand davon weiß, kann ich unbemerkt weiter Nachforschungen anstellen.«
»Vielleicht sollte ich Tarsos mal fragen, ob er etwas darüber weiß.«
»Tarsos?« Jaro sah mich überrascht an. »Steht ihr euch so nahe?«
»Nun ja, wir …«, murmelte ich und meine Wangen glühten.
»Du hast etwas mit ihm?«
»Ja.«
»Um es mal mit Mutters Worten auszudrücken: Na, wenigstens ist es ein Blutdämon.«
Ich grinste leicht verlegen.
»Aber ehrlich gesagt, Nikka, rät mir mein Gefühl, dass wir mit niemandem darüber reden sollten, bis wir wissen, womit wir es zu tun haben. Tarsos ist Vater gegenüber hundertprozentig loyal. Du solltest mal seine Akte lesen. Der Typ scheint nur aus Regierungstreue und Pflichterfüllung zu bestehen.«
»Ich weiß«, erwiderte ich. »Eigentlich sollte Vater doch zuerst seine Kinder, von denen zudem eines ebenfalls für ihn arbeitet, einweihen. Und das hat er nicht getan.«
Jaro nickte langsam und faltete den Grundriss wieder zusammen. »Was hältst du nun davon?«
Ich lehnte mich im Sitz zurück und sah auf die Stelle, an der der Transporter hinter dem Haus verschwunden war. Da ich schon seit mehreren Tagen das Gefühl hatte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, sah ich meine Vermutung nun bestätigt. »Wenn du findest, dass Vater sich seltsam verhält, dann kann ich dir nur sagen, Mutter steht ihm in nichts nach. Du hättest ihre hasserfüllte Rede über die anderen Dämonenrassen hören müssen. So kannte ich sie bisher auch noch nicht.«
»Was hat sie denn gesagt?«
»Dass ich wieder hierherziehen soll, damit ich keinen Umgang mehr mit diesen anderen scheußlichen Dämonenrassen habe, was im Klartext heißt, meinen Job aufgeben, die Wohnung kündigen …« Bei diesem Stichwort fiel mir etwas ein. Ich zog den Brief aus meiner Tasche und hielt ihn Jaro hin. »Wobei sich das Thema ‚Wohnung kündigen‘ bereits von selbst erledigt hat, da das Haus wohl droht, uns über dem Kopf zusammenzufallen.«
Jaro sah auf den Bogen Papier und überflog kurz den Text. »Irgendwo habe ich diesen Namen schon mal gesehen«, sagte er dann und deutete auf den Schriftzug des Eigentümers. »Frag mich nicht , wo, aber ich werde es herausbekommen.«
»Ich habe den Eigentümer leider nie gesehen. Der Hausverwalter hat alles mit mir abgewickelt. Von daher bin ich dir wahrscheinlich keine große Hilfe.«
»Das ist nicht schlimm. Ich werde nachher mal meine grauen Zellen bemühen, dann wird es mir schon wieder einfallen.«
»Findest du nicht auch, dass in letzter Zeit einfach zu viel Merkwürdiges passiert?«
Jaro seufzte. »Vielleicht sind wir auch bloß zwei Spinner, die unter Verfolgungswahn leiden.«
»Vielleicht. Aber dafür verdichten sich die Hinweise momentan zu sehr.« Ich streckte mich kurz und legte dann die Hand auf den Türgriff. »Leider muss ich jetzt los, aber wir bleiben in Kontakt, ja? Melde dich, sobald du mehr herausgefunden hast.«
»Nikka, da ist noch etwas.«
»Noch mehr?«
Jaros Kiefermuskeln knackten, als er die Lippen zusammenpresste und tief Luft holte, als suchte er nach den richtigen Worten.
»Erinnerst du dich, als du so schlimmen Liebeskummer hattest und ich auf deinem Bett gesessen und dich belauscht habe?«
Ich nickte vage, gespannt auf
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