Hoellischer Verrat
mit! Weißt du schon, dass Dämonen zu Tode gekommen sind? Bist du hier, weil du deinen Job endlich gekündigt hast?«
Ich ignorierte sie.
»Was ist das für ein krankes Spielchen, das du spielst?«
Vater war schon zu lange Politiker und Diplomat, um sich von so einer Provokation aus der Fassung bringen zu lassen.
»Nikka, wir sind alle ein wenig durcheinander. Dieses blaue Feuer hat sich zu einem Problem entwickelt und …«
»Verkauf mich nicht für dumm, Vater. Ich weiß von deinem kleinen, privaten Spielplatz hier unter dem Haus.«
Er lachte. »Du verlierst wohl den Verstand?«
»An deinem Verstand zweifle ich auch, wenn ich daran denke, was du dort unten mit den Engeln veranstaltest.«
Nun wirkte er plötzlich doch beunruhigt.
»Welche Informationen willst du von den Engeln? Und wissen deine Ratskollegen von deinen Ambitionen?« Ich schlug mir scheinbar überrascht vor die Stirn. »Nein, warte. Natürlich wissen sie nichts davon, denn sonst müsstest du dir keine solche Mühe geben, deine Bunkeranlage geheim zu halten.«
»Wie redest du mit deinem Vater?«, keifte Mutter.
»Wusstest du davon?«
Sie funkelte mich erbost an und das war mir Antwort genug.
»Was läuft hier?«, flüsterte ich. »Was zur Hölle passiert hier gerade? Seid ihr überhaupt meine Eltern?«
»Was redest du für einen Unsinn?«, protestierte Mutter. »Natürlich sind wir deine Eltern. Wenn du deinen Vater zu Wort kommen ließest, dann könnte er …«
»Er könnte mir erklären, warum er in seiner persönlichen kleinen Regierungsbehörde Lebewesen auf brutalste Art zu Tode quält? Oh, vielen Dank, solche Geschichten hört man doch gern von seinem Vater! Weißt du was? Er soll mir gar nichts erklären, denn ich habe genug gesehen.«
Mutter wurde blass, während Vater aufsprang.
»Du hast dir Zutritt verschafft?«
Ich wandte mich zum Gehen. »Ich muss raus hier.«
Zuerst wunderte ich mich, dass nicht sofort Protest erhoben wurde. Dann sah ich, wie Vater einen eindeutigen Blick in Mutters Richtung warf und sein Telefon fast unbemerkt in die Tasche seiner Hose zurückschob.
»Was hast du getan?«
»Es ist nur zu deinem Besten, Nikka.« Vater sah mich ausdruckslos an und ich erkannte nichts Vertrautes mehr an ihm. Das Geräusch herannahender Schritte erklang.
»Sind das deine Lakaien, die normalerweise die Engel für dich fangen?«
Vater antwortete nicht. Die Schritte waren mittlerweile schon sehr nah.
»Was hast du mit mir vor?«
»Dich hier im Haus behalten, bis alles vorbei ist.«
»Vorbei? Was soll denn vorbei sein?«
»Das wirst du noch früh genug erfahren.«
»Ihr seid doch verrückt!« Ich sondierte den Raum nach einer Fluchtmöglichkeit.
»Nikka …«, sagte Mutter warnend.
Nun hörte ich die Schritte fast unmittelbar vor der Tür. Ich nahm die Beine in die Hand und stürzte zum Fenster, riss es auf und sprang mit einem Satz hindurch. Ich fiel gute zwei Meter tief und prallte hart auf meine Knie.
»Hinterher«, erklang Vaters Stimme von drinnen. »Sie weiß zu viel!«
Ich sprintete zu meinem Wagen, warf mich hinein und trat nur Sekunden später das Gaspedal durch. Um meine möglichen Verfolger abzuhängen, nahm ich eine der nicht wieder instand gesetzten Straßen und betete, meine Stoßdämpfer würden diese Höchstbelastung mitmachen. Immer wieder sah ich mit rasendem Herzen in den Rückspiegel, doch ich schien die Männer meines Vaters losgeworden zu sein.
Er hatte mich gefangen nehmen wollen! Mich, seine Tochter! Ich konnte es einfach nicht fassen. Levian hatte tatsächlich recht gehabt. Ich jagte über eine Schnellstraße und in Richtung Sicherheitszone. Mein Handy vibrierte und ich rechnete schon damit, die Nummer meiner Eltern zu sehen, doch es war Tarsos, der mich anrief.
»Wo steckst du? Ich habe dich im Hauptquartier gesucht.«
»Tarsos, ich …« Dann brach meine Stimme.
»Alles in Ordnung?«
»Ja, es …« Hektisch klemmte ich mir das Telefon zwischen Wange und Schultern, um einen Gang höher zu schalten. »Es ist gerade etwas ungünstig.«
»Bist du im Auto?«
»Ja. Ich wollte kurz zu meiner Wohnung, noch ein paar Klamotten zum Wechseln holen und dann weiter zum Hauptquartier.«
»Bist du sicher, dass alles okay ist?«
»Nein, es ist nicht alles okay, aber ich kann jetzt nicht reden.«
»Gut, dann …« Er wirkte gekränkt. »Dann hören wir uns später.«
»Tut mir leid!«
»Schon gut.«
Wir legten auf und eine innere Stimme bestätigte mir, dass es richtig gewesen war, mit
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