Hoellischer Verrat
Tarsos nicht über meinen offensichtlich völlig wahnsinnig gewordenen Vater geredet zu haben. Zuerst wollte ich herausbekommen, was er wirklich dort trieb.
In meiner Wohnung war das Chaos unverändert schlimm. Ich bog die Türen des völlig verbeulten Metallschranks auf und entnahm daraus meine letzten frischen Shirts und eine Ersatzlederhose . In der komplett zerlegten Küche suchte ich gerade nach einer verbliebenen Dose Blut, als ein Geräusch mich aufhorchen ließ. Ich schwang herum und dort stand Tarsos. Akkurat gekleidet wie immer passte er so gar nicht in das apokalyptische Durcheinander meines Apartments.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich völlig perplex.
»Du sagtest am Telefon, dass du in deine Wohnung fahren wolltest und da dachte ich, ich sehe mal vorbei.«
Unsere Blicke kreisten umeinander. Seine so entspannt wirkende Haltung überzeugte mich nicht.
»Das dachtest du also«, gab ich vage zurück.
Tarsos kam näher und streckte die Hände nach mir aus. »Werde ich denn gar nicht begrüßt?«
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Wieder begann das berühmte Warnlämpchen in meinem Kopf zu blinken . Es passte nicht zu ihm, sich freiwillig in so eine Gegend zu begeben. Er war ein Snob und hatte auch nie ein Geheimnis daraus gemacht. Dass er nun von sich aus mit seinem Luxuswagen hier vor dem uralten Haus geparkt hatte und mit seinen teuren Lederschuhen durch ein halb zerstörtes Gebäude gewandert war, konnte ich mir nicht vorstellen. Tarsos legte seine Arme um mich und zog mich an seine Brust. Er streichelte meinen Rücken, meine Arme, meine Hände …
Dann klickte etwas metallisch.
»Was hast du …? « Ich riss meinen Arm hoch. Handschellen? Tarsos fing den Arm geschickt wieder ein und hielt ihn dabei so fest, dass ich vor Schmerzen aufkeuchte .
»Was soll das?«
Er drehte mir auch den anderen Arm auf den Rücken und es klickte ein zweites Mal. Ich trat nach ihm, doch er wich mir geschickt aus. Stattdessen umfasste er grob meinen Hals.
»Du dummes, dummes Mädchen«, flüsterte er. Dann kam sein Gesicht immer näher. Er ließ seine Hand höher wandern, umgriff schmerzhaft meinen Kiefer und fixierte so meinen Kopf. Sein Mund strich über meine Lippen, dann zwang er sie auseinander. Er küsste mich grob, während ich erfolglos versuchte, ihn zu beißen. Meine Reißzähne schnellten hervor, doch auch bei Tarsos ließ dieser Zustand nicht lange auf sich warten. Er gab den Mund frei, packte meinen Kopf mit beiden Händen und kratzte mit seinen langen scharfen Zähnen an meinem Hals entlang. Blut quoll aus den schmalen Wunden und er leckte es genüsslich ab. Dabei presste er sich gegen meinen Körper und ich spürte seine Erektion.
»So gefällt es mir«, flüsterte er in diesem Moment wie zur Bestätigung. »Lass es uns endlich tun.« Er schob eine Hand in den Bund meiner Hose und zwängte sie dann immer tiefer bis zwischen meine Beine.
»Verschwinde«, keifte ich.
»Niemals. Es ist doch gerade so nett.« Er bewegte seine Finger über meinem Höschen, während ich versuchte, ihn mit meinen Schultern von mir zu schieben.
»Hat Vater dich geschickt?«
Er lachte leise an meinem Ohr. »Natürlich. Was dachtest du denn?«
Ich holte ein zweites Mal aus und schaffte es, ihn so heftig in die Magengegend zu treffen, dass er ein Stück zurücktaumelte. Er hielt sich den Bauch und atmete schwer.
»Gib auf, Nikka. Du kannst dich deinem Vater nicht mehr in den Weg stellen.«
»Was treibt er denn eigentlich genau? Vielleicht sollte ich das wissen, bevor ich mich entscheide.«
Tarsos lächelte in seiner bodenlosen Arroganz. Dann kam er wieder auf mich zu. »Ich nehme dich jetzt mit und dann sehen wir weiter.«
»Gar nichts wirst du!«
Er strich mit einem Finger über meine Wange. »Du bist so schön, wenn du wütend bist.«
Ich lachte bitter auf. »Spar dir die Worte. Oder willst du mir weismachen, dass es nicht auch Vaters Idee war, dich an mich ranzumachen?« Ich sah, wie meine Worte ins Schwarze trafen. »Das ist so erbärmlich«, flüsterte ich.
»Es war ein Job«, gab Tarsos zu und seine Finger spielten mit meinen Haaren. »Am Anfang.«
Ich sah zu ihm hoch. Seine Augen ruhten auf meinen Lippen, als würde er mich wieder küssen wollen.
»Doch sehr schnell war es mehr als ein Job.«
»Und was ist es jetzt?«
»Jetzt …« Er holte tief Luft. »… ist es wieder nur ein Job. Leider. Aber wer weiß, was später ist, wenn du zur Vernunft gekommen bist.«
»Ich werde niemals zur Vernunft
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