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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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werde einen Herzanfall verursachen, wurde er angenehm enttäuscht. Eher das Gegenteil schien der Fall. Paul wirkte so kraftstrotzend wie seit Monaten nicht mehr.
    Ungeachtet der Tatsache, dass Melanie sich zu ihm auf die Couch setzte, schluckweise ihren Saft trank und aufmerksam zuhörte, erging Paul sich in düsteren Vermutungen über Patrizias Geisteszustand, schilderte Edmund die Zeit ihrer Ehe, als ob der daran keinen Anteil gehabt hätte, sprach von glücklicher Fügung und allem, was ihm dazu sonst noch in den Sinn kam.
    Edmund hörte ihm kaum zu. In Gedanken fuhr er durch Straßen, hielt vor Kneipen, sprach mit gesichtslosen Menschen, sah sich dazwischen auch mal mit Patrizia am sonntäglichen Frühstückstisch sitzen. Ihr Haar war noch feucht von der Dusche, sie föhnte es nie völlig trocken, selbst im Winter nicht. Sie reichte ihm den Teller mit Aufschnitt, strich dabei wie zufällig über seine Hand. Ihr Blick verschleierte sich ein wenig. Dann lachte sie. «Schau mich nicht so an. Jetzt nicht. Ich habe mich nur gerade an die vergangene Nacht erinnert. Du warst spitzenmäßig.»
    Und wie Schramm war, hatte sie nie erfahren. Was hatte sie veranlasst, mit ihm zu gehen? Neugier?
    Nach einer Weile fragte Paul: «Und du hast wirklich keine Ahnung, wo er mit ihr hin sein könnte?»
    Edmund schüttelte nur den Kopf, sah ein Zugabteil vor sich, ein fahrendes Auto, ein Hotelzimmer. Ein breites Bett. Patrizia rekelte sich auf glatten Laken. Und eine Hand strich über ihren Körper.
Erst ansehen. Dann anfassen
. Mit diesen Worten hatte der verfluchte Hund sie damals heiß gemacht. Wenn das Scheusal sie anrührte …
    «Du weißt auch nicht ungefähr, wann er da war?», fragte Paul.
    «Am Vormittag, schätze ich, sie war noch mit Staubsaugen beschäftigt.»
    Paul nickte schwermütig. «Dann können sie jetzt schon überall sein.»
    «Ja», sagte Edmund knapp.
    Überall! Abkassiert und über alle Berge. So würde Kleiber es ausdrücken. Im Prinzip war es sinnlos, telefonisch nach Schramms Mutter zu suchen. Selbst wenn die wusste, was ihr Sohn vorgehabt hatte, würde sie es kaum verraten.
    Oder war es doch nicht vollkommen sinnlos?
    Abkassiert! Nur einmal angenommen, Kleiber hatte auch in diesem Punkt recht. Edmund glaubte nicht daran, doch im Moment stellte es die einzige Möglichkeit dar, sich nicht in Hoffnungslosigkeit zu verlieren. Der unbekannte Komplize, der die Beute zu Geld gemacht hatte. Oder – der Gedanke kam Edmund zum ersten Mal, erschien ihm aber um vieles wahrscheinlicher: ein Vertrauter aus früheren Tagen, den Schramm zuerst hatte aufsuchen müssen, nicht um seinen Anteil in Empfang zu nehmen, sondern um alles abzuholen. Schmuckstücke, Gold, Steine, irgendwo musste die Beute damals ja geblieben sein. Bei einer Person, der Schramm vertraut hatte, die ihm womöglich ebenso hörig gewesen war wie Patrizia. Eine Frau. Und Schramms Mutter kannte diese Frau vielleicht. Gerda?
    Edmund bemühte sich, durch die geschlossene Tür auf Dorotheas Stimme zu horchen. Im Augenblick sprach sie nicht, schien ihrerseits zu lauschen. Oder sie wählte eine neue Nummer. Dann kam der Satz wieder:
    «Hier ist Gerda, kann ich mal den Heiko sprechen?»
    Ein paar Sekunden Stille, Paul schwieg, lauschte nun ebenfalls. Melanie tat ohnehin kaum etwas anderes. Dorotheas Stimme war jetzt deutlich zu verstehen: «Ach, das ist aber blöd. Ich müsste ihn nämlich unbedingt sprechen, es ist wichtig. Wo ist er denn hin?»
    Weitere Sekunden vergingen. Es kam Edmund so vor, als würde Paul vergessen zu atmen.
    «Und wann kommt er zurück?», fragte Dorothea. «Oder kann ich ihn vielleicht irgendwie erreichen, auf ’nem Handy?»
    Dann ihr Fluch: «So ’n Mist. Das ist jetzt aber wirklich zu blöd. Was mach ich denn nun? Na trotzdem, vielen Dank.»
    Sie kam zurück ins Wohnzimmer und zuckte mit den Achseln. «Fehlanzeige. Er war daheim. Bis gestern Abend. Seine Mutter weiß angeblich nicht, wo er hin ist und wann er zurückkommt. Sie kann ihn auch nicht erreichen, er hat wohl ein Handy, aber sie weiß die Nummer nicht.»
    «Angeblich», brummte Paul.
    Dorothea schaute auf die beiden leeren Kaffeetassen hinunter und lächelte Edmund an. «Ich schlage vor, wir fahren zu dir und schauen uns dort mal richtig um. Das da», sie zeigte zum Tisch, wo der Zeitungsfetzen lag, «ist nicht Pattys Art. So gut solltest du sie doch kennen.»
    Natürlich, dachte Edmund, ich kenne sie besser als sonst jemand. Auf jeden Fall kenne ich sie besser als

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