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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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überschlagender Stimme: «Es tut mir leid! Es tut mir leid! Es tut mir leid!»
    Edmund erinnerte sich später nicht mehr genau, wie oft sie diesen Satz hinausgeschrien hatte. Sehr oft, so lange, bis er den Schreck überwunden hatte, bei ihr war und sie vom Boden hochzog. Und das dauerte ein wenig, weil ihre heftige Reaktion ihn irgendwie gelähmt hatte.
    Sie hatte sich die Stirn aufgeschlagen. Ein dünner Blutfaden rann über die Nasenwurzel nach unten. Er wischte ihn behutsam weg, hielt sie im Arm, bis sie sich beruhigt hatte. Auch das dauerte. Sie weinte nicht, schluchzte nicht, murmelte selbst an seiner Schulter nur immer wieder diesen einen Satz.
    «Es tut mir leid! Es tut mir leid! Es tut mir leid!»
    Er sprach leise auf sie ein, wusste gar nicht, was er sagte, konnte sich nur darauf konzentrieren, sie im Arm zu halten. Es war ein sonderbares Gefühl. Und ein sehr intensives. Er hatte etwas Derartiges seit Ewigkeiten nicht mehr empfunden und kostete jede Sekunde aus. Fünf Minuten, zehn Minuten, ehe er sie zurück in den Sessel drückte.
    Es fiel ihm schwer, sich ihr wieder gegenüberzusetzen. Bevor er es tat, holte er Verbandszeug und klebte ihr ein Pflaster auf die Stirn. Es war nur eine oberflächliche Wunde. Aber es waren noch einmal ein paar Sekunden Nähe.
    Als sie an diesem Tag die Praxis verließ, war Edmund sich seiner Gefühle für sie sicher. Den ganzen Abend dachte er über ihre Gefühle nach, die im Ansatz schon vorhanden waren und beliebig erweitert werden konnten. Ihr Schuldgefühl den Retlings gegenüber, ihr Hass auf Schramm. Und die Abhängigkeit von ihrem Therapeuten, die sich mit etwas Geschick in Liebe umwandeln ließ.

    Als Heiko ihr endlich eine Decke, einen Zeichenblock und eine Handvoll Stifte brachte, drehte sich der Kreisel in Patrizias Hirn immer noch mit irrwitziger Geschwindigkeit. Und in ihrem Magen ballten sich die Wurstscheibchen zu dicken Klumpen, die unbedingt wieder hinauswollten.
    Heiko blieb nicht einmal zwei Minuten. In der Zeit klappte er die Liege für sie aus, prüfte mit den Händen, ob die Auflage nicht zu dünn war. Bevor er ging, zog er sie an sich und küsste sie ganz sachte auf die Stirn.
    «Bis morgen, Püppi.»
    Sie konnte nicht atmen, und natürlich bemerkte er, dass etwas mit ihr nicht in Ordnung war, hielt sie ein Stückchen von sich ab und schaute ihr in die Augen. «Was ist los? Bist du sauer, weil ich jetzt raufgehe und dich hier unten allein lasse?»
    «Nein.» Das zumindest brachte sie einigermaßen verständlich über die Lippen, auch wenn es in ihren Ohren eher nach einem Würgen klang. Dass sie sich nur mit Mühe aufrecht hielt und gegen den Würgreiz kämpfte, schien ihm nicht aufzufallen.
    «Sieht aber so aus», meinte er und wirkte ein bisschen verlegen dabei. «Ist ja auch nicht die feine Art, dass ich mich in ein richtiges Bett lege und dir nur so ein Ding hinstelle. Ich hab mir das noch mal durch den Kopf gehen lassen, was du heute Nachmittag gesagt hast. Vielleicht meinst du ja, dass wir wenigstens zusammen in einem Bett schlafen könnten. Wir müssen ja nicht gleich aufs Ganze gehen. Nur so nebeneinanderliegen wär bestimmt auch sehr schön.»
    Bitte nicht, dachte sie. Bitte, bitte nicht.
    Er lächelte, wirkte immer noch verlegen dabei. Mit einer Hand strich er über ihre Schulter den Rücken hinunter. Die andere lag ruhig auf ihrer Hüfte. Sein Blick wurde weich. Sie drückte die Stirn gegen seine Brust, weil sie ihn nicht länger ansehen konnte.
    «Muss nicht sein», flüsterte sie erstickt. «Wer weiß, ob wir das schaffen, nur so beieinanderzuliegen. Wir haben es nie probiert und sollten nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen. Machen wir es lieber so wie früher, ja?»
    Sie hob den Kopf wieder, schaute ihn an, aber sie sah nicht, dass er nickte, weil sie ihn gar nicht richtig sah. Stattdessen sah sie Blutspritzer, überall Blutspritzer, und zwei verkrümmt liegende Körper auf dem Holzfußboden des Ferienhauses.
    Seine Fingerspitzen strichen zärtlich an ihrer Wirbelsäule entlang und erzeugten einen Schauer auf ihrer Haut. Aber es war kein angenehmer Schauer, nur ein kalter, so kalt wie der Tod.
    Unvermittelt ließ er sie los und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um, spitzte die Lippen und deutete einen Kuss an. «Mach nicht mehr zu lange», sagte er. «Du brauchst Ruhe und Erholung. Schlaf gut. Ich bin bei dir.»
    «Ich bin bei dir», murmelte sie ebenfalls und schnitt eine Grimasse, von der sie hoffte, dass sie wie ein

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