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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Lächeln wirkte. Sie schaute ihm nach, wie er die Stufen nahm, bis der Türsturz ihr die Sicht auf ihn versperrte.
Schlaf gut!
    Sie fühlte keine Spur von Müdigkeit, jeder Nerv war gespannt. Horchen, jeden Laut aufnehmen. War da nicht ein Kratzen an der Haustür, ein Schaben an der Hauswand? Sammelten die Polizisten sich da vorne? Oder hinten, wo sie durch die Terrassentür leichter eindringen konnten? Oder kamen sie gleichzeitig von beiden Seiten? Versuchten sie, die Haustür mit einem Rammbock aufzusprengen? Hatte Ed ihnen denn nicht gesagt, dass sie vorne wahrscheinlich scheitern würden?
    Die Polizei musste inzwischen seit Stunden da sein, und einige waren bestimmt schon ungeduldig. Ed war garantiert auch da. Er musste da sein, weil sie ihn noch nie so sehr gebraucht hatte wie jetzt.
    Heiko hatte die Werkstatttür nicht hinter sich geschlossen. Das Licht in der Diele brannte noch, was man draußen aber nicht sehen konnte, weil die Haustür nicht den kleinsten Glaseinsatz hatte, auch keinen Spion, durch den man spähen konnte, wenn es geklingelt hatte. Und noch saß der Dicke vor dem Fernseher. Sie hörte den Ton, obwohl der nicht allzu laut eingestellt war.
    Sich hinzulegen war ihr unmöglich. Sie setzte sich mit dem Block und den Stiften an den Arbeitstisch, begann zu zeichnen, nur ein paar Kringel, ohne jeden Sinn. Und bereits das leichte Kratzen des Stiftes auf dem Papier störte sie.
    Oben ging eine Tür, Schritte in der Diele, dann Heikos Stimme. «Ich geh rauf und hau mich hin. Du kannst es dir ja hier unten gemütlich machen, wenn du genug von dem Mist hast.»
    Damit war wohl die Sendung gemeint, die der Dicke sich anschaute. Kein Wort von einer Zeit, zu der er wieder geweckt werden wollte. Keine Silbe von Wachehalten und Sichabwechseln dabei. Wozu auch? Mit nur einer Gefangenen im Keller, noch dazu einer, von der Heiko annehmen musste, dass sie nach seiner Pfeife tanzte.
    Eine Welle von Panik und Schuldgefühlen überflutete die Bilder von zwei Leichen im Ferienhaus. Sie presste sich eine Faust vor den Mund und biss sich auf die Knöchel, um sich am Schreien zu hindern. Nach ein paar Minuten beruhigte sie sich wieder.
    Ed war da draußen! Und er war mit seinen Gedanken bei ihr, das war so sicher, wie nur irgendetwas sicher sein konnte. Aber was den Tod von Albert und Alwine Retling anging – versuchte sie sich weiter zu beruhigen –, konnte sie nicht völlig sicher sein. Solche Horrorbilder aus einem verschmähten Teller Suppe abzuleiten sprach eindeutig für zu viel Phantasie.
    Vielleicht mochte der Dicke keine kalte Suppe und war zu faul gewesen, sich seine Portion noch mal aufzuwärmen. Vielleicht tat er das gleich noch, oder er machte sich ein halbes Dutzend Leberwurstbrote, weil ihm so eine Tütensuppe mit ein paar Wurstscheiben nicht reichte. Vielleicht hatte er sich auch am Nachmittag den Wanst so vollgeschlagen, dass er erst mal warten musste, bis wieder Platz für Nachschub war. Vielleicht hatte er das Geschirrtuch im Herunterkommen auf der Treppe vom Gesicht genommen und über den Arm gehängt, weil er wusste, wie lächerlich er damit wirkte.
    Vielleicht!
    Sie drehte den Stuhl so, dass sie die Treppe direkt im Blick hatte. Wieder waren oben Schritte zu hören, nicht in der Diele, es klang nach der Treppe, die bei einigen Stufen ebenso knarrte wie der obere Flur. Wahrscheinlich war Heiko auf dem Weg in den ersten Stock.
    Das Licht in der Diele wurde gelöscht und tauchte den oberen Teil der Kellertreppe in Dunkelheit. Minutenlang rauschte und gluckerte Wasser durch die Leitungen. Heiko im Bad, da war sie sicher. Komisch. Hatte er vergessen, dass sie sich ebenfalls waschen und die Zähne putzen wollte? Oder hatte er entdeckt, was sie außer der Zahnbürste eingepackt hatte?
    Während sie noch darüber nachsann und erneut Panik in ihr aufstieg, verstummte oben der Fernsehton. Sie stand noch einmal vom Stuhl auf und betrachtete skeptisch die Werkzeuge. Es war nichts dabei, was sie als Waffe hätte benutzen können, weil sie es niemals geschafft hätte, mit einem dieser Teile zuzustechen oder auf einen Kopf einzudreschen.
    Bevor sie sich wieder auf den Stuhl setzte, löschte sie das Licht in der Werkstatt. Jetzt war alles dunkel, im ersten Moment richtig schwarz. Und so still. Dabei gab es durchaus Geräusche. Rascheln, Knirschen, Summen, Knistern, alles so fein, als ob sich nur die Luft bewegte. Manchmal rauschte es in ihren Ohren vor Anstrengung. Und manchmal machte das Donnern ihres Herzschlags

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