Hör!Mir!Zu! 10 Gespräche von Frau zu Mann
Wangen und sie schluchzt: »Aber Papi hat es mir doch ganzfest versprochen! Nie hält er etwas ein, er hat bestimmt schon hundertmal gesagt, dass wir was zusammen machen, und dann kommt er einfach nicht. Doofer Papa! Soll er doch in seiner blöden Firma bleiben. Ich will ihn gar nicht mehr sehen. Der hat mich doch gar nicht mehr lieb!« Silvia ist bestürzt und versucht, ihre kleine Tochter zu beruhigen. »Nein, nein, der Papi hat dich ganz bestimmt noch lieb. Er würde sicher viel lieber mit dir rollerbladen gehen als in seiner blöden Firma zu sitzen. Er macht es ganz bestimmt wieder gut. Komm, mein kleiner Schatz. Wir machen uns jetzt schnell eine Kleinigkeit zu essen und dann fahren wir beide ganz allein ein paar Runden ums Haus. Da brauchen wir den Papi doch gar nicht.« Silvia fasst ihre Tochter bei der Hand und nimmt sie mit in die Küche, doch während der Zubereitung des Essens arbeitet es wie wild in ihrem Kopf. »Tina hat ganz Recht,« denkt sich Silvia, »wenn wir ihm noch wichtig wären, dann würde er wenigstens ab und zu mal versuchen, noch ein wenig Zeit für uns zu haben. Aber erst kommt die Firma, dann natürlich sein blöder Tennisverein und dann, irgendwann, wenn noch zwei Minuten übrig bleiben, sind wir auch noch dran. Und dann darf ich ihn auch noch vor seiner Tochter verteidigen, dabei bin ich selber wütend auf ihn. So kann das nicht weitergehen, entweder sein Beruf oder seine Familie. Er muss sich entscheiden. Heute Abend lasse ich nicht locker, wenn er heimkommt, dann ist endlich ein Gespräch fällig...«
Was wirklich dahinter steckt
Egal ob Häuptling eines Stammes oder in leitender Position einer Firma: Es hat sich bis heute nicht geändert, lediglich das Umfeld ist ein anderes. Die Steppe wurde mit dem Büro vertauscht, die Höhle mit dem Reihenhaus, aber die Jagd nach Anerkennung und Respekt bei Männern ist bis heute ungebrochen.
Nur wer erfolgreich im Beruf ist, seine Familie gut versorgt und zumindest mit den elementaren Statussymbolen der neuen Zeit glänzen kann — Auto und eigenes Häuschen — , darf sich eines angemessenen Platzes in der männlichen Statuswelt gewiss sein. Alle anderen haben schon vorher verloren.
Dieses über Generationen vererbte Verhalten prägt bis heute die westliche Gesellschaft und auch wir Frauen sind nicht frei davon, wenn wir einen Partner wählen. Der verwegene Biker oder der sinnliche Künstler, für den wir in unserer Sturm- und Drangzeit alles hätten liegen und stehen lassen, kommt bei näherer Betrachtung zur Gründung einer Familie meist nicht mehr in Frage. Er wäre sicher noch ein spannendes Abenteuer wert, geht es aber um die weitere Existenz, dann wägen viele von uns sehr genau ab, wer uns den Lebensstil bieten kann, den wir für uns und unsere Kinder wünschen. Selbst wer sich für einen Mann entscheidet, der nicht der Gesellschaftsnorm entspricht — egal, ob diese Norm nun sinnvoll ist oder nicht — , trachtet sehr häufig binnen kurzem danach, ihn davon zu überzeugen, einen Weg einzuschlagen, der sie und die Familie materiell absichert.
Aber gerade weil Geld und Status in unserer Gesellschaft von höchstem Stellenwert sind, drehen wir uns zwangsläufig in einem Teufelskreis, sobald wir im Strom mitschwimmen wollen. Je höher die Ansprüche, desto mehr Geld muss verdient werden. Doch viel Geld verdient nur, wer die Karriereleiter erklimmt, und jede Stufe darauf kostet Zeit, Einsatzbereitschaft über das übliche Maß hinaus und überdurchschnittliches Engagement. Das ist die eine Seite.
Viele Männer nehmen allerdings den Job gern als Vorwand, um sich aus der Verantwortung für die Familie zu stehlen. Sie sorgen zwar finanziell für ein gutes Auskommen, überlassen jedoch den Alltag, die Kinder, den Haushalt, Schule, Kindergarten und alles drum herum gerne ihren Partnerinnen. Sie leben ein Singledasein mit Familie und damit es keiner merkt, dient der Arbeitsplatz als gesellschaftlich akzeptierter Grund, ihrem Treiben als >Lonesome Cowboy< kein Ende setzen zu müssen.
Hier den Unterschied festzustellen ist nicht immer einfach, aber Grundvoraussetzung, um die Situation zu klären und einen Kompromiss zu finden, der allen gerecht wird.
Das Gespräch
Fragen Sie sich vor einem Gespräch, was Ihnen Ihr Status und das momentane Einkommen Ihres Partners und — wenn Sie selbst berufstätig sind — auch das eigene wert sind. Das Argument, dass weniger Einsatz auch weniger Geld bedeutet, ist nicht immer von
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