Hör!Mir!Zu! 10 Gespräche von Frau zu Mann
auch zu ihren eigenen Meinungen, Wünschen und Bedürfnissen stehen. Doch zwischen dem Recht auf Achtung, Respekt und Fairness und der tatsächlichen Umsetzung bis in die Familien hinein besteht oft immer noch ein großer Unterschied. In vielen Beziehungen haben sich Frauen den Ansprüchen des Partners unterzuordnen und sich zuerst um sein Wohlergehen und das der Familie zu kümmern. Auch fällt es vielen Frauen schwer, ihre eigenen Interessen durchzusetzen, weil dazu eine gehörige Portion Mut gehört und es häufig Streit, Kampf und Diskussionen nach sich zieht, die sie vermeiden wollen. So verleugnen sie lieber ihre eigenen Bedürfnisse und verlieren Schritt für Schritt ihre Selbstachtung, denn sie wissen tief im Inneren sehr genau, dass sie mit dieser Selbstverleugnung ihren Partner noch ermutigen, auf ihren Belangen herumzutrampeln.
»Du Liebling, ich gehe jetzt mit Mischa auf den Fußballplatz. Ich hatte zwar Laura versprochen, sie um 18:00 Uhr bei ihrer Freundin abzuholen, aber das werde ich wohl nicht schaffen. Könntest du unsere Tochter dort einsammeln? Ach ja, könnten wir heute vielleicht schon um 18:30 Uhr essen, damit Mischa und ich das Fußball-Länderspiel nicht verpassen? Wir bemühen uns auch, pünktlich zum Essen da zu sein! Tschüss.« »Halt, halt, Siggi, nicht so eilig! Du hast mir versprochen, heute endlich zur Wertstoffsammelstelle zu fahren und unseren Müll wegzubringen, der seit Wochen in der Garage vor sich hin gammelt. Auf dem Rückweg wolltest du dann hei Roland unseren Grill abholen, weil du heute Abend für uns grillen wolltest. Erinnerst du dich? Paul und Anja kommen zum Essen vorbei und wir wollten uns einen gemütlichen Abend auf der Terrasse machen.« Petra ist sauer, denn solche Situationen sind bei ihnen an der Tagesordnung. Worauf Siggi keine Lust hat, das >vergisst< er einfach und lädt es auf ihre Schultern, ehe sie es richtig merkt. »Oh je«, antwortet Siggi prompt, »das ist mir glatt entfallen. Aber du könntest doch schnell noch den Müll wegbringen und den Grill mitnehmen, wenn du sowieso Laura bei ihrer Freundin holst, du bist ja dann eh schon unterwegs. Also, ich geh dann mal.« »Nein, Siggi, ich denke ja gar nicht dran!« Petra nimmt all ihren Mut zusammen: »Nur weil du dauernd deine Termine versemmelst, kann ich mal wieder schauen, wie ich deine Kohlen aus dem Feuer hole. Ich kann mir die Beine ausreißen, um alles bis heute Abend zu erledigen. Laura und den Grill holen, zum Wertstoffhof fahren, das Fleisch vorbereiten, Gemüse schnippeln, Salat waschen, die Terrasse herrichten und, und, und. Und du? Vergnügst dich mit Mischa auf dem Fußballplatz! Ja bin ich denn hier der Trottel der Nation? Du haust wie üblich ab und alle Arbeit bleibt an mir hängen. Den Müll willst du angeblich schon seit drei Wochen entsorgen und den Grill hast du deinen Freunden auch schon vor Monaten geliehen. Immer auf den letzten Drücker, das hängt mir schon lange zum Hals heraus. Schau doch selber, wie du das alles auf die Reihe bringst. Ich setze auf jeden Fall heute keinen Fuß vor die Türe, denn ich habe hier schon mehr als genug zu tun.« Sofort fängt Mischa an zu heulen: »Immer müsst ihr streiten und außerdem hat Papi versprochen, heute mit mir Fußball zu spielen. Und das Länderspiel hat er mir auch versprochen. Ich will nicht, dass heute Leute zum Grillen kommen, sonst hat Papi doch gar keine Zeit.« »Da siehst du, was du wieder angerichtet hast!«, schreit Siggi. »Jetzt weint Mischa und du bist schuld. Wenn du dich nicht so anstellen würdest, dann wäre doch alles kein Problem. Das bisschen Organisation, das wirst du doch auch ohne mich schaffen. Sonst geht es doch auch, warum denn jetzt plötzlich nicht? Komm Mischa, wir gehen jetzt. Deine Mutter wird das schon ohne uns hinkriegen, wenn sie sich wieder beruhigt hat...«
Was wirklich dahinter steckt
Ist es schon so weit gekommen, dann ist es höchste Zeit, Grenzen zu ziehen. Nicht nur, dass er alle Arbeit einfach bei ihr ablädt. Welches Bild bekommt der Sohn von seiner Mutter, wenn er den Worten seines Vaters Glauben schenkt? Gerade in Partnerschaften, bei denen >Er< gerne den Ton angibt, schleicht sich nach und nach häufig ein respektloses Verhalten der Partnerin gegenüber ein. Und vor allem weil es so allmählich passiert, dauert es oft sehr lange, bis >Sie< dieser Situation auf die Spur kommt. Natürlich ist zu Beginn einer Beziehung meist jeder bereit, die eigenen Bedürfnisse und
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