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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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mehr eingesammelt werden.“ Zuerst bildete sich eine kleine Pfütze, dann verzweigte es sich zu winzigen Bächen. In einer ausholenden Bewegung wischte Johnny mit der Hand über den Boden, bis die durstige Erde die ganze Feuchtigkeit aufgesaugt hatte. „Aber ich habe gelernt zu glauben, dass Gott das Leben von Menschen nicht einfach wegwischt, auch wenn sie selbst keinen Wert mehr in sich sehen. Und ich denke, wir sollten sie auch nicht einfach abtun. Wir müssen einander eine zweite Chance geben, egal, ob wir sie verdienen oder nicht.“ Er schaukelte langsam und gleichmäßig weiter.
    Matthew blickte auf den dunklen Fleck neben Johnnys Stuhl und sah die Tränen in den Augen seines Bruders. Er blieb ungerührt. Johnny hatte schon immer eine Schwäche für verlorene Dinge und ausgesetzte oder verwundete Tiere gehabt. Aber der Gedanke, dass diese Frau Johnny betrog und ihn irgendwie dazu gebracht hatte zu glauben, er befände sich auf einer Art Gnadenmission …
    Trotz ihrer häufigen Meinungsverschiedenheiten hatte Matthew seinen Bruder immer bewundert. Wie hätte er das auch nicht tun sollen? Johnnys Hemd verbarg die Narben, aber Matthew wusste, dass die dünnen Streifen, die der dicke Lederriemen seines Vaters hinterlassen hatte, immer noch da waren. Sie waren auf Johnnys breitem Rücken und seinen Schultern verteilt.
    Johnny hatte immer eine Schwäche für Frauen gehabt, und offensichtlich hatte Annabelle Grayson einen Weg gefunden, seine Schwäche … und ihre Erfahrung zu ihrem Vorteil zu nutzen. Aber er würde nicht danebenstehen und zulassen, dass Johnny wieder Schläge einsteckte oder den Preis für die Fehler von anderen bezahlte. Nicht schon wieder.
    „Du wirst vorgeführt, Johnny. Siehst du das denn nicht? Sie wird dich verlassen, sobald sie das hat, hinter dem sie her ist.“
    „Und hinter was ist sie deiner Meinung nach her?“ Johnny hörte plötzlich auf zu schaukeln. „Oder glaubst du, keine Frau könnte einen großen, schwerfälligen Klotz wie mich mögen?“
    Matthew weigerte sich, sich von dieser alten, tief sitzenden Verletzung beirren zu lassen, obwohl er sich sehr gut daran erinnerte. „Sie ist hinter dem Geld her, das du hast. Und sie weiß zweifellos, wie sie an dieses Geld herankommen kann.“
    Die unterschiedlichsten Gefühle flackerten so schnell über Johnnys Gesicht, dass Matthew nicht abwägen konnte, wie die nächste Reaktion seines Bruders ausfiele. Aber er stellte sich vorsichtshalber auf Johnnys nächsten Fausthieb ein. Nur für alle Fälle.
     
    Matthew starrte in seine leere Kaffeetasse und verzog in Erinnerung daran, wie dieser Abend geendet hatte, das Gesicht. Sein Blick wanderte wieder zum östlichen Horizont, der jetzt in Dunkelheit gehüllt war. Ein hohes Wiehern holte ihn in die Gegenwart zurück.
    Er folgte seinem sechsten Sinn und stand langsam auf.
    Die Nacht legte sich wie eine Decke außerhalb des Feuerscheins über die Prärie und er konnte nicht sehen, was außerhalb des beschienenen Kreises vor sich ging. Er sah suchend zu den Pferden hinüber, die ungefähr zehn Meter von ihm entfernt angebunden waren, und konzentrierte seinen Blick dann auf die Richtung, in der Annabelle verschwunden war.
    „Annabelle, ist bei dir alles in Ordnung?“
    Er wartete und strengte seine Ohren an. Dann rief er noch einmal ihren Namen. Anhand des Mondes schätzte er, dass keine halbe Stunde vergangen war, seit sie das Lager verlassen hatte.
    Wieder hörte er ein hohes Wiehern. Die Pferde schnaubten nervös.
    Matthew tastete nach seinem Gewehr neben sich und seine Hand legte sich fest darum. Er trat in den Schatten und wartete ungeduldig, dass sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnen würden. Die Prärie, die noch vor wenigen Sekunden undurchdringlich gewesen war, verwandelte sich langsam in eine schattenhafte Welt mit verschiedenen Graustufen.
    Rechts neben ihm bäumten sich die Pferde auf und wehrten sich dagegen, dass sie angebunden waren. Ein leises Knurren ertönte links neben ihm, das Matthew einen Schauer über den Rücken jagte. Die Pferde schlugen nervös mit den Hufen auf die Erde. Ihr panisches Wiehern durchdrang die Nacht.
    Matthew fuhr herum, legte sein Gewehr an und zielte.
    Knurren. Das Scharren von Pfoten. Dann tauchte ein Paar rötlicher Augen aus den Schatten auf. Mit tief gelegtem Kopf machte das Tier auf seinen dürren Beinen einen Satz auf ihn zu. Aus dem Augenwinkel bemerkte Matthew eine Bewegung rechts neben sich, ließ aber den Finger auf dem Abzug liegen

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