Hoffnung am Horizont (German Edition)
und zielte auf den Schädel des Wolfes.
Er drückte ab. Das Tier sank zu Boden. Mit pochendem Herzen fuhr er gerade noch rechtzeitig herum, um zu sehen, wie zwei andere Wölfe einen Satz auf einen der Schimmel zu machten. Das Tier stieg in die Höhe, schlug mit den Vorderbeinen um sich und stieß einen panischen Schrei aus. Matthew drückte wieder ab. Der größere Wolf jaulte, wich zur Seite aus und verschwand in der Nacht. Der andere folgte ihm auf den Fersen.
Matthew lud schnell sein Gewehr nach. Er ging durch das Lager, suchte die Dunkelheit ab und sah nach den Tieren, obwohl er Mühe hatte, bei dem lauten Hämmern in seinen Ohren etwas zu hören. Dann lief er zum Bach und verlangsamte seine Schritte erst, als er sich dem Ufer näherte.
„Annabelle?“ Sein Atem kam schwer. Als sie nicht antwortete, befürchtete er das Schlimmste.
Ein Plätschern ertönte bachabwärts. Er hob sein Gewehr, legte an und zielte in einer einzigen, schnellen Bewegung.
„Matthew …“
Er atmete scharf aus. Dann sah er einen Schatten, der über dem Hügel auftauchte. Er ließ das Gewehr sinken und trat vor. „Ist alles in Ordnung?“
„Ja, aber bleib stehen! Und dreh dich um … bitte.“
Er drehte sich um. Er konnte in der Dunkelheit nicht viel sehen, aber er schaute trotzdem weg.
„Sind sie fort?“ Das Zittern in ihrer Stimme verriet ihre Angst.
Er nahm den Finger vom Abzug und entspannte den Hahn des Gewehres. „Ja … vorerst. Ich habe einen erschossen und einen zweiten verwundet. Dann liefen sie weg. Ich bin aber nicht sicher, wie viele es waren.“
„Ist mit den Pferden alles in Ordnung?“
Bei dieser Frage schüttelte er den Kopf und musste unwillkürlich lächeln. „Ja, ich glaube schon. Und mir geht es auch gut. Danke der Nachfrage.“
Annabelle kicherte leise.
„Du stehst mit dem Gewehr hier. Also ging ich davon aus, dass es dir gut geht. Jetzt …“
Er hörte das Gras am Ufer rascheln.
„Würde es dir etwas ausmachen, zum Lager zurückzugehen, damit ich mich anziehen kann?“
„Ja, Madam, das würde mir etwas ausmachen. Ich lasse dich nicht allein hier draußen.“ Er entfernte sich ein paar Schritte vom Ufer, ohne sich zu ihr umzudrehen. „Ich verspreche dir, dass ich mich nicht umdrehe.“
Hinter ihm war keine Bewegung zu hören. Schließlich hörte er sie ärgerlich etwas Unverständliches murmeln und musste wieder lächeln. Ein paar Minuten später stieg sie mit einem Bündel in den Armen das Ufer hinauf. Ihre nassen Haare hingen in dunklen Strähnen über ihre Schultern und ihren Rücken, und während sie – wortlos, aber aufmerksam – neben ihm her zum Lager zurückging, stieg ihm ein leichter Fliederduft in die Nase.
Matthew untersuchte die Tiere. Er redete mit leiser Stimme beruhigend auf das Pferd ein, auf das es die Wölfe abgesehen hatten, und beruhigte es, bis die Stute ihm erlaubte, seine Hand über ihre Beine zu bewegen. Sie schien nicht verletzt zu sein. Ein wenig beruhigter machte er noch einmal eine Runde um das Lager herum und kehrte dann zum Feuer zurück.
Annabelle saß mit dem Rücken zu ihm am Feuer. Ihre Haare waren frisch gekämmt und sie hielt sich etwas vors Gesicht. Als Matthew näher kam, stellte er fest, dass es ein Spiegel war. Sie hielt ihn in verschiedenen Winkeln und drehte ihn abwechselnd nach allen Seiten. Dann brachte sie ihn näher an eine Seite ihres Gesichts heran. Sie hob eine Hand an ihre rechte Schläfe und schien dort eine Spur nachzufahren.
Da er das Gefühl hatte, in ihre Privatsphäre einzudringen, schlurfte Matthew absichtlich mit dem Stiefel über die Erde, um sich bemerkbar zu machen.
Sofort ließ sie den Spiegel sinken und legte ihn unauffällig neben sich. „Sind sie weg?“
„Die Luft ist rein. Von den Pferden wurde keines verletzt, und der Kuh geht es auch gut.“
„Das ist gut.“ Sie sah zu ihm hinauf und dann wieder nach unten. „Matthew … würde es dir etwas ausmachen, wenn wir heute Nacht am selben Feuer schlafen? Unter den gegebenen Umständen.“
Er antwortete nicht sofort und veranlasste sie durch sein Schweigen, ihn noch einmal anzuschauen. Er entdeckte immer noch Spuren von Angst in ihrem Gesicht, obwohl er wusste, dass es sie große Überwindung kosten würde, das zuzugeben. „Ich denke, das ist okay.“
Sie lächelte ihn dankbar an und breitete ihre Decke auf der ihm gegenüberliegenden Seite des Feuers aus, legte sich hin und blickte in die Flammen.
Er streckte sich mit dem Gewehr neben sich aus und suchte den
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