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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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ich deine Hilfe nicht brauche, Annabelle!“
    Die Schärfe in seiner Stimme ließ sie erstarren. Dann trat sie einen Schritt zurück.
    Die Muskeln an seinem Kinn verspannten sich. „Ich mache das lieber allein.“
    Ich mache das lieber allein. Diesen Satz hatte sie schon einmal aus seinem Mund gehört. Es konnte gefährlich sein, wenn ein Mann seine Hoffnungen darauf setzte, dass er alles allein schaffen könnte, hatte Jonathan darauf geantwortet.
    Es lag ihr auf der Zunge, Matthew zu sagen, dass er ruhig weitermachen und die Schimmel allein ausspannen und dabei seine frisch vernähte Wunde gefährden sollte. Aber sein nur schwach verschleierter Ärger zügelte ihre Zunge. Denn sie blickte tiefer und erkannte, was ihn belastete.
    Im Laufe der Jahre hatte sie gelernt, dass Männer genauso wie Frauen Masken trugen. Nur dass es immer die gleichen Masken waren. Männer durften angeblich nicht weinen. Also wurden sie wütend, statt ihre Traurigkeit zu zeigen. Männer durften keine Angst haben. Also wurden sie wütend, statt Angst zu zeigen. Sie wusste, was Matthew durchmachte, da sie, so lange sie zurückdenken konnte, selbst von dieser Angst beherrscht gewesen war. Aber jetzt nicht mehr. Sie war davon befreit worden.
    Und sie wollte, dass Matthew diese Freiheit auch erleben würde.
     
    * * *
     
    Am Horizont in der Ferne wurden die Wolken für den Bruchteil einer Sekunde erhellt, bevor alles wieder dunkel wurde, als wäre innerhalb von einer Sekunde die Sonne aufgegangen und im nächsten Moment wieder hinter den Wolken versunken. Kein Donner. Kein Regen. Nur ein tonloser Blitz, der den weiten Nachthimmel erhellte. Matthew betrachtete Annabelles Profil, während sie dieses Schauspiel verfolgte, und beneidete sie fast um die Verwunderung in ihrem Blick, während er versuchte, die Hoffnungslosigkeit, die sich immer mehr in seinem Inneren breitmachte, zu verdrängen.
    Seit er vor fünf Tagen den Kopfgeldjäger entdeckt hatte, wartete Matthew jeden Tag darauf, dass der Mann auftauchen würde. Seine Fantasie ging mit ihm durch, aber ein wenig fragte er sich tatsächlich, ob Annabelle irgendwie von seiner Vergangenheit erfahren haben und planen könnte, ihn gegen die ausgesetzte Belohnung an den Kopfgeldjäger auszuliefern. Es war dumm, das wusste er. Sie hatte nie auch nur angedeutet, dass sie etwas von seinen Spielschulden ahnte, geschweige denn, dass sie ihn je verraten würde. Aber wenn sie irgendwo unterwegs einen Steckbrief von ihm gesehen und ihm nie etwas davon gesagt hatte?
    „Unsere erste Nacht im Idaho-Territorium, und es ist, als würde Gott eigens für uns dieses Schauspiel aufführen.“ Sie sprach leise, als würde sie, wenn sie lauter spräche, dieses Naturschauspiel stören.
    Er beugte sich vor und riss ein weiteres Stück von dem gebratenen Fleisch ab, das über dem Feuer hing. Er kaute langsam und schaute zu, wie die Wolken am Nachhimmel auftauchten und dann schnell wieder verschwanden. Er musste unweigerlich daran denken, was für eine gute Schauspielerin sie war.
    Sie drehte sich zu ihm herum, lächelte und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Sie schaute ihn einen Moment länger an als nötig, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Schauspiel am Himmel richtete. In diesem Moment begriff Matthew, dass die Angst seine Gedanken lenkte. Annabelle würde ihn nie verraten. Nach allem, was sie miteinander durchgemacht hatten, konnte er sich das nicht vorstellen. Außerdem wäre sie sofort zu ihm gekommen, wenn sie etwas von seinen Spielschulden erfahren hätte. Sie hätte ihn nie ungeschoren damit davonkommen lassen, nachdem er ihr ihre Vergangenheit bei jeder Gelegenheit vorgehalten hatte. Nein, er war überzeugt, dass sie nichts wusste.
    Ein warmer Wind bewegte das Präriegras und ließ einen leichten Anflug von Feuchtigkeit hinter sich zurück. Er würde solche Nächte vermissen. Er würde es vermissen, mit ihr hier draußen allein zu sein. Vor drei Tagen hatten sie den South Pass durchquert, einen Pass in den Rocky Mountains, durch den man weiter in den Westen gelangen konnte. Der South Pass war keine schmale Schlucht, sondern ein Tal, das fast dreißig Kilometer breit war. Er rechnete damit, dass sie innerhalb der nächsten zwei Tage auf Brennans Treck stoßen würden. Also gerade noch rechtzeitig für die Feier am vierten Juli in zwei Tagen.
    „Tut dein Arm noch sehr weh?“, flüsterte sie.
    „Heute nicht so sehr. Es wird allmählich besser.“ Er sprach genauso leise wie sie. Warum er das

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