Hoffnung am Horizont (German Edition)
Madam. Aber ich muss trotzdem meine Arbeit machen.“
Sie dachte über diesen Satz nach. „Für wen arbeiten Sie?“
Er sah sie einen Moment schweigend an. „Ich arbeite für den Mann, der mir einen Auftrag gegeben hat, Madam.“
Sie nickte und versuchte, seine Worte zu verarbeiten, aber sie war abgelenkt. Was machte Matthew in der Spielhalle? War er schon bei Sadie? Konnte er Sadies Vertrauen gewinnen, sodass sie bei ihrem Plan mitmachte? Und was half das alles schon, falls Matthew nicht an Mason Boyd und jetzt auch noch an diesem Rigden Caldwell vorbeikäme?
Plötzlich hörten ihre Gedanken auf zu kreisen. Sie schlugen eine andere Richtung ein und Annabelle schaute Caldwell wieder an. „Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben, Matthew zu finden?“
Er gab ihr keine Antwort.
„Sie haben gerade seinen Ankläger erwähnt, Mr Caldwell. Wer ist Ihr Auftraggeber?“
„Ein Mann, mit dem Sie bestimmt nichts zu tun haben wollen, Mrs McCutchens. Jemand, den ich nie enttäuschen möchte.“
Seine Antwort überraschte sie nicht, und sie konnte ihn gut verstehen. „Wie viel bezahlt er Ihnen?“
„Mehr, als Sie sich wahrscheinlich leisten können.“
Sie wusste, dass er recht hatte. Dann kam ihr ein anderer Gedanke. „Warum kommen Sie zuerst zu mir, Mr Caldwell? Warum gehen Sie nicht direkt auf Mr Taylor zu?“
„Weil er jedes Mal, wenn ich ihn sehe, bewaffnet ist. Und weil Sie in seiner Begleitung sind.“
Sie runzelte nachdenklich die Stirn, da sie sich nicht erinnern konnte, dass Matthew sein Gewehr mit in die Stadt nahm.
Als könnte er ihre Gedanken lesen, zog Caldwell seinen Mantel zurück. „Er trägt seinen Revolver hier.“ Er deutete auf den Revolver, der in seinem Gürtel steckte, und dann auf seinen Rücken. „Oder hier.“
Annabelle erinnerte sich, dass Matthew an jenem Abend in Parkston einen Revolver dabeigehabt hatte, aber ihr war nicht bewusst gewesen, dass er ihn immer bei sich trug.
„Sie haben vielleicht keine hohe Meinung von mir oder davon, was ich tue, Madam, aber ich will nichts von Ihnen. Ich will nur ihn.“ Er schaute an ihr vorbei zur Spielhalle.
Sie respektierte ihn dafür, dass er so viel Anstand besaß, und überlegte, ob sie an diesem Punkt einen Hebel ansetzen könnte. „Mr Caldwell, was würden Sie sagen, wenn Sie Ihren Auftraggeber nicht enttäuschen müssten, wenn wir eine Art … gegenseitige Übereinkunft treffen könnten?“
„Das käme darauf an. An was genau denken Sie, Mrs McCutchens?“ Er lächelte, und seine Miene verriet ihr, dass er sich eine solche Übereinkunft nicht vorstellen konnte.
Kapitel 31
M atthew stand auf einem Flur im hinteren Teil des Gebäudes und versuchte, sich so zu benehmen, als wäre er schon früher in solchen Etablissements gewesen. Er verlagerte sein Gewicht auf ein Bein, lehnte sich an die Wand und verlagerte dann lässig sein Gewicht auf das andere Bein. Das alles geschah unter dem wachsamen Auge eines Mannes, dessen Arme große Ähnlichkeit mit den dicken Holzbalken hatten, die der Länge nach über die Zimmerdecke verliefen. Matthew war nur dank Annabelles bedauerlicher Kenntnisse solcher Häuser und dank ihrer dringend nötigen Gebete so weit gekommen. Sie hatte sich als gute Lehrerin erwiesen und er hatte bis jetzt jede Prüfung bestanden.
Aber das Schwerste stand ihm noch bevor.
Er schätzte, dass fast zwei Stunden vergangen waren, seit er die Spielhalle betreten hatte. Er hatte fast eine ganze Stunde an der Bar gewartet, bevor er nach hinten zu Mason Boyd gebracht worden war. Dieses Erlebnis würde Matthew so schnell nicht aus seinem Gedächtnis löschen können, obwohl er es gern jetzt schon vergessen würde. Das Wort abstoßend war noch eine viel zu milde Beschreibung dieses Mannes.
Das Knarren einer Tür, die er nicht sehen konnte, veranlasste Matthew, den Kopf zu heben.
Der Mann deutete auf ihn. „Sie sind dran. Zweimal Klopfen heißt, dass die Zeit vorbei ist.“
Matthew schlenderte mit zur Schau getragener Lässigkeit an ihm vorbei, trat um die Ecke und merkte sich jedes Detail auf dem Weg. Nur zwei Türen gingen von diesem Flur ab. Eine rechts neben ihm, die leicht angelehnt war. Die zweite am anderen Ende, durch die man, wie er bereits festgestellt hatte, das Gebäude verlassen konnte. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum hier ein Mann Wache stand. In der Hoffnung, dass Annabelle auch in diesem Punkt recht gehabt hatte – und er hatte keinen Grund, daran zu zweifeln –, trat Matthew durch die offene
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