Hoffnung am Horizont (German Edition)
Männer gutgelaunt auf.
Dann machte er eine Pause und seine Miene wurde ernst. „Seit wir in Denver aufbrachen, sind wir immer mehr eine Familie geworden. Aber wir mussten unterwegs auch einige zurücklassen, die wir sehr geliebt haben.“
Matthews Brustkorb zog sich zusammen, als er ahnte, was jetzt kommen würde.
Brennan zog einen Zettel aus seiner Hemdtasche. „Ich möchte euch die Namen derer vorlesen, von denen wir uns leider verabschieden mussten. Ich lese sie in der Reihenfolge vor, in der wir sie zu ihrer letzten Ruhe legen mussten.“
Matthew sah, dass Annabelle den Kopf beugte, und tat es ihr gleich. Er ergriff ihre Hand und verschränkte seine Finger mit den ihren.
„Jonathan Wesley McCutchens … Jewel Eloise Young … Imogene Elizabeth Anderson … Ben Everette Mullins …“ Brennan machte nach jedem Namen, den er vorlas, eine Pause.
Matthew spürte, wie ein starkes Band zwischen ihm, Annabelle, Sadie und allen anderen um sie herum geflochten wurde. Er warf einen Blick auf Annabelle, die neben ihm stand. Sie hatte die Augen geschlossen und den Kopf immer noch gebeugt. Tränen liefen über Sadies Gesicht, aber sie gab keinen Ton von sich und rührte sich nicht.
„Virginia Mae Dickey … Onice Dale Whitehead … Rayford Denton Whitehead … Agnes Preston Gattis … Charles Wilson Gattis …“
Er hätte nie gedacht, dass so viele bei diesem Treck gestorben waren. Er hatte also in den letzten Tagen zweifellos mit Müttern, Vätern, Schwestern, Brüdern und Großeltern gesprochen, die immer noch um ihre Angehörigen trauerten und versuchten, sie loszulassen und ihr Leben ohne sie zu meistern, während sie unaufhaltsam ihren Weg in Richtung Westen fortsetzten.
Brennan las den letzten Namen, faltete seinen Zettel zusammen und beugte den Kopf. Alle folgten seinem Beispiel. „Herr Jesus, du kennst unsere Herzen. Jeden Schmerz, den wir empfinden, fühlst du auch. Uns passiert nichts, von dem du nicht weißt. Wir vermissen diese geliebten Menschen, die wir beerdigt haben, und wir bitten dich, dass du den Trauernden nahe bist und Frieden bringst. Bitte führe uns weiter, geh mit uns und lass uns bei dir zu Hause sein.“
* * *
Matthew schaute an Sadie, die still neben ihm auf dem Kutschbock saß, vorbei zu Annabelle hinüber, die auf dem Wallach neben ihnen her ritt. Er sah, wie sie die Zügel hielt – genau so, wie er es ihr gezeigt hatte. Er hatte mit seiner Vermutung, dass sie vom Reiten begeistert wäre, richtig gelegen.
Seit sie sich vor drei Tagen am Snake River von Brennans Gruppe getrennt hatten, war ihre Stimmung schwermütiger und ernster geworden. Matthew wusste, wo seine Anspannung herrührte: Er müsste sich bald von den beiden verabschieden. Und er glaubte, dass Annabelles Schweigsamkeit dieselbe Ursache hatte, wenigstens teilweise.
In den letzten zwei Tagen hatte er zweimal kurz davorgestanden, ihr alles zu gestehen: San Antonio, seine Schulden, den Kopfgeldjäger. Alles. Aber da sich kaum ein ungestörter Moment dafür ergeben hatte, und vor allem, weil er den Mut dazu nicht aufbrachte, hatte er das bis jetzt nicht getan. Er würde es ihr aber sagen, bevor er sie verließ. Er müsste nur den richtigen Moment finden.
„Was denkst du, wie weit ist es noch, Matthew?“, fragte Annabelle.
„Höchstens noch einen Tag. Morgen bist du zu Hause.“ Das Lächeln, zu dem er sich zwang, fühlte sich steif und wenig überzeugend an.
Sie fuhren an diesem Tag länger, da er am nächsten Tag noch vor Einbruch der Dunkelheit auf der Ranch ankommen wollte. Während Annabelle und Sadie am Abend das Essen zubereiteten, spannte er die Schimmel aus, führte sie zu einem Bach in der Nähe und ließ sie grasen.
Als er zurückkam, stieg ihm der vertraute Geruch von Annabelles warmen Brötchen in die Nase. Sie und Sadie kochten gemeinsam und lachten über etwas. Er blieb neben dem Wagen stehen, betrachtete Annabelle und verfolgte ihre Bewegungen, während sie sich über das Feuer beugte und den Zipfel ihrer Schürze als Topflappen benutzte, um den Deckel vom Bräter zu nehmen. Er achtete nur selten auf Annabelles Kleidung, aber die weiblichen Rundungen darunter waren ihm längst aufgefallen.
In diesem Moment drehte sie sich um. Als sich ihre Blicke trafen, wurde sie still.
Langsam verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln. Matthew erwiderte es, fühlte sich aber, als wäre er mit der Hand in der Keksdose ertappt worden. Aber in ihrer Haltung lag nicht der geringste Tadel, weil er sie
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