Hoffnung am Horizont (German Edition)
kalt.“
„Wirklich?“ Er berührte mit der anderen Hand ihre Wange. „Du fühlst dich aber ziemlich warm an.“
Sie versuchte zu lachen, aber es klang gezwungen. Sie hätte gedacht, dass ihre früheren Erfahrungen mit Männern sie für die Gefühle immun gemacht hätten, die jetzt irgendwo tief in ihrem Inneren begannen und sich in ihrem ganzen Körper ausbreiteten. Sie hatte immer ihre Schutzmauern um sich herum aufgebaut. Sie war beherrscht gewesen. Distanziert. Als würde sie alles nur aus der Ferne beobachten. Aber jetzt …
Sie entzog ihm vorsichtig ihre Hand und trat einen Schritt zurück.
„Was ist los?“
„Nichts ist los, Matthew. Es ist nur …“ Wie sollte sie ihr Zögern erklären? Jedem, der ihre Vergangenheit kannte, musste das lächerlich erscheinen. Aber ihr war alles andere als nach Lachen zumute.
„Nur was …?“, fragte er nach einem Moment, und jetzt lächelten auch seine Augen.
Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gedacht, er spiele mit ihr. Aber sie wusste es besser. Sie kannte ihn. Trotzdem wusste sie auch, dass Matthew, wenn er sich bis jetzt nicht entschieden hatte, in Idaho zu bleiben, nicht so tiefe Gefühle zu ihr entwickelt hatte, wie sie hoffte. Ihre Gefühle für ihn hingegen gingen schon viel zu tief.
Er trat auf sie zu. „Annabelle, ich …“
Wieder baute sie etwas Abstand zu ihm auf.
„Warum entfernst du dich immer wieder von mir?“ Seine leise Stimme war fragend. Nicht anklagend.
Ihr Blick vermied den Seinen. „Ich entferne mich nicht. Ich … gebe uns Raum.“
„Und wenn ich dir sage, dass ich nicht so viel Raum zwischen uns haben möchte? Nicht mehr.“ Er trat einen Schritt näher. „Und wenn ich dir sagen würde, dass du das auch nicht willst?“
Ihre Kinnlade fiel nach unten. Sie schloss schnell wieder den Mund und fragte sich, was in diesen Mann gefahren war. Egal, was es war, sie musste dem ein Ende setzen, bevor es noch weiter ging. „Dann würde ich sagen, dass Sie wieder Whiskey getrunken haben, Mr Taylor. Und dieses Mal können Sie das nicht auf eine Wunde schieben.“
Er lachte. Der fröhliche Ton half Annabelle, sich wieder zu entspannen.
In diesem Moment ertönte auf der anderen Seite des Lagers ein lautes Krachen und einige Sekunden später wurde der Nachthimmel rot und weiß erhellt. Es krachte wieder und ein blauer Lichtstrahl schoss in die Dunkelheit hinauf und explodierte zu tausend bunten Punkten. Die Punkte regneten auf die Prärie herab, kamen aber nie unten an.
Auf der anderen Seite des Lagers ertönten laute Freudenrufe.
Annabelle betrachtete das Feuerwerk, wandte aber trotzdem den Blick nicht von Matthew ab. Er hatte sich nicht gerührt. Ebenso wenig wie sie.
Ein letzter Farbenregen erhellte den Himmel, gefolgt von neuerlichen Begeisterungsrufen. Dann wurde die Nacht um sie herum wieder still.
„Hat dir das Tanzen heute Abend gefallen?“
Sie war dankbar für die kurze Pause, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, und blickte ihn an. „Das hast du mich vor ein paar Minuten schon gefragt.“
„Nein. Vor ein paar Minuten habe ich gefragt, ob du eine schöne Zeit beim Tanz hattest.“
Sie lachte leise und war gleichzeitig verwirrt und neugierig. „Du glaubst doch sicher nicht, dass ich tatsächlich mit jemandem getanzt habe, Matthew.“
„Beantworte einfach meine Frage, Annabelle. Bitte“, fügte er leiser hinzu.
Sie ließ einen Moment den Kopf hängen. „Nein, es hat mir nicht wirklich gefallen. Die Musik war nett, die Leute haben mit mir gesprochen … Sie waren alle sehr freundlich, aber … das Tanzen war für mich nicht das Schönste an diesem Abend.“ Sie zuckte leicht mit den Achseln. „Dieser Abend war einfach nicht so, wie ich ihn mir erhofft hatte.“
Ein Moment verging und beide schwiegen.
Er hielt ihr eine Hand hin. „Würdest du mir Gelegenheit geben, das zu ändern?“
Sie schaute zuerst seine ausgestreckte Hand und dann ihn an, als sie begriff, wie er seine Frage meinte.
„Vielleicht hilft es Ihnen zu wissen, dass wir bei Ihrer Hochzeit miteinander getanzt hätten, Mrs McCutchens. Falls wir damals miteinander gesprochen hätten.“
Das entlockte ihr ein leises Lachen, aber sie wusste trotzdem, dass sie wahrscheinlich lieber nicht tanzen sollte. Sie sah sich um, ob jemand sie vielleicht beobachtete oder ob andere gerade von der Feier zu ihren Wagen zurückkehrten. Aber sie und Matthew waren ganz allein.
Er räusperte sich. „Annabelle, ich bitte dich um einen
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