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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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Tagen hingegen ergab es sehr viel Sinn.“
    Ihre Miene zeigte Verständnis und wurde weicher. Matthew schämte sich plötzlich. Nicht weil diese Frau etwas über seine Kindheit wusste, sondern weil er nicht hier gewesen war, um Johnny zu helfen, diese jahrelange Last zu tragen. Johnny war schlimmer misshandelt worden als er. Er war nicht einmal Haymen Taylors leiblicher Sohn, und trotzdem war er geblieben und hatte für ihn gesorgt. Matthew ließ den Kopf hängen und konnte sich nicht überwinden, Annabelle anzuschauen, da er sicher war, dass sie das Gleiche dachte wie er.
     
    * * *
     
    An diesem Abend stand Matthew nach dem Essen am großen Fenster im Wohnraum des Blockhauses und ließ seinen Blick über das Tal hinaus auf die offene Prärie wandern. Diese Ranch war so, wie er und Johnny sie sich als Jungen immer erträumt hatten. Es war, als hätte sein Bruder den ganzen Westen durchstreift, bis er schließlich ein Land gefunden hatte, das genau ihren Jungenträumen entsprach.
    Warum hatte Johnny ihm nichts von alledem erzählt, als sie sich im letzten Herbst gesehen hatten? Er seufzte. Als er an das Gespräch zurückdachte, begriff er, dass Johnny es ihm sehr wohl erzählt hatte. Er war nur nicht bereit gewesen, ihm zuzuhören.
    „Darf ich dir Gesellschaft leisten?“, fragte Annabelle und trat zu ihm ans Fenster. Einen Moment lang sprachen beide kein Wort. „Diese Ranch ist viel größer und eindrucksvoller, als ich sie mir vorgestellt hatte.“
    Er nickte und betrachtete die Sonne, die sich immer mehr dem westlichen Horizont näherte. „Es ist genau so, wie er es beschrieben hat. Ich dachte, Johnny würde übertreiben, als er mir von dieser Ranch erzählte. Als Kind hat er gern übertrieben.“ Er konzentrierte sich auf einen Fleck weit draußen auf der Prärie. „Er konnte das schon immer. Er konnte in Dingen und Menschen das sehen, was aus ihnen werden könnte, nicht das, was sie waren.“ Diese Gabe hatte es möglich gemacht, dass Johnny und Annabelle geheiratet hatten.
    Er hörte Annabelles leises Seufzen.
    Johnny hatte in ihr das gesehen, was kein anderer Mann hatte sehen können, da sich keiner die Mühe gemacht hatte, tiefer zu schauen. Johnny hatte ihn so vieles in seinem Leben gelehrt, und Matthew hatte das Gefühl, auch jetzt noch viel von seinem älteren Bruder zu lernen.
    Sie trat näher. „Wie geht es dir?“
    Er wusste, was sie mit ihrer Frage meinte, und zuckte mit den Achseln. „Ich versuche einfach, das alles zu begreifen. Ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass mein Vater noch am Leben ist. Er ist so verändert.“ Er rang mit sich und wusste nicht, wie er mit dem jahrelangen Ärger, der sich in ihm angestaut hatte, umgehen sollte. Ärger auf einen Mann, den es nicht mehr gab. Wie vergab man einem Menschen, der einem so viel Unrecht angetan hatte? Besonders, wenn dieser Mensch ihn nie selbst um Vergebung bitten würde?
    Er hatte Shannon am Abend beim Essen mit seinem Vater beobachtet. Sie schaute Haymen Taylor mit einer Zuneigung an, die Matthew nie für diesen Mann empfunden hatte, und er fühlte sich seltsam beraubt.
    „Was denkst du, Matthew?“
    Annabelle schob ihre Finger durch seine. Von dieser Geste überrascht, schloss Matthew die Hand um ihre und war dankbar, sie neben sich zu wissen. Er beugte den Kopf und versuchte, seine Gefühle in Worte zu fassen. Ein Teil von ihm wünschte sich, sie wären wieder zu zweit allein am Lagerfeuer in der Prärie und hätten meilenweit nur freies Land um sich.
    Er sah sie an. „Hast du Lust auf einen Spaziergang?“
    „Sehr gern. Lass mich nur kurz Shannon und Sadie Bescheid geben.“
    Eine Minute später kehrte sie zurück. Als sie gingen, griff Matthew nach seinem Gewehr neben der Haustür, aber Annabelle sah ihn fragend an.
    „Ich halte das Gewehr für ratsam, da wir uns hier auf dem Gelände noch nicht auskennen.“ Bevor sie etwas sagen konnte, nahm er ihren Ellenbogen. Sie stiegen die Verandastufen hinab und er bot ihr seinen Arm an. Sie hakte sich bei ihm ein. „Was machen Shannon und Sadie?“
    „Shannon liest deinem Vater eine Geschichte vor, und Sadie sah aus, als genieße sie es genauso sehr wie er.“
    Matthew war hin und her gerissen zwischen der Dankbarkeit, dass Sadie nun ein wenig glücklicher war, und dem Ärger und Bedauern, das in ihm tobte. Er wählte einen Weg, der sie am Stall und an den Koppeln vorbei in Richtung der Berge im Westen führte. Die Geräusche der Rinder auf den Wiesen drangen zu ihnen herüber.

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