Hoffnung am Horizont (German Edition)
ein breites Grinsen. Patricks Nachahmung eines erschöpften Cowboys, einschließlich seines Tippens an einen unsichtbaren Hut, entlockte ihr ein Lachen. Und einen verwirrten Blick.
Er zuckte grinsend mit den Achseln, als wollte er sagen, dass er auch nicht wisse, warum er das mache, und warf dann einen Blick zurück zum Haus. „Mrs Cranchet ist zu Besuch gekommen.“
„Ah …“ Annabelle nickte und erinnerte sich an die ältere Witwe, die oft mit einer „göttlichen Eingebung“ für Patricks Predigten unangemeldet vor der Tür stand. Sie hatte die Frau zweimal zufällig im Haus der Carlsons ihre Anliegen vorbringen gehört. Bei den Themen ging es nie um Dinge, die Mrs Cranchet selbst Schwierigkeiten bereiteten. Es war eher eine Form von verdecktem Tratsch. „Fred Grandby wurde am Freitag gesehen, wie er in den Saloon ging. Sie sollten also vielleicht darüber predigen, was für ein Übel der Alkohol ist.“ Oder: „Martha Triddle trägt in letzter Zeit zu viele neue Kleider zur Schau, noch dazu ganz moderne Kleider. Für eine Predigt über Eitelkeit wäre es also wahrscheinlich höchste Zeit, Pfarrer Carlson.“
Annabelle bemühte sich um eine ernste Stimme, während sie gleichzeitig versuchte, ihr Lächeln zu verbergen. „Aber Patrick, ich dachte, Mrs Cranchet kommt normalerweise, um dich zu besuchen.“
Patrick errötete leicht, verzog das Gesicht und zuckte mit den Achseln. „Willst du die ehrliche Wahrheit hören?“ Er hob eine Braue in die Höhe.
„Das ist im Allgemeinen die beste Wahrheit.“
„Ich habe heute einfach keine Lust, mir ihre Predigtvorschläge anzuhören. Besonders, da ich wegen der morgigen Predigt immer noch unsicher bin.“
Annabelle betrachtete die Zettel in seiner Hand. „Verstehe. Also hat Hannah Mrs Cranchet für dich übernommen, ja?“
Er nickte. „Ich bin mit einer Heiligen verheiratet. Mit der wunderbarsten Frau, die ein Mann sich wünschen kann.“
„Das ist sie wirklich, mein Freund. Und sie hat es mit dir auch ganz gut getroffen.“
Patrick bedankte sich mit einem stummen Lächeln für ihre Worte. „Fühlst du dich wieder besser?“
„Ja, viel besser. Wenigstens gerade jetzt.“ Sie unterhielten sich noch einen Moment. Dann nutzte Annabelle die Gelegenheit, um ihn nach der Anzeige zu fragen.
„Ich habe immer noch nichts gehört, aber ich bin sicher, dass wir bald eine Antwort bekommen.“
Wenn sie nur seine Zuversicht teilen könnte. „Es ist Ende Mai. Wenn ich in den nächsten paar Tagen keinen Scout einstellen und bald aufbrechen kann, ist es fast unmöglich, Brennans Treck einzuholen. Außerdem habe ich es so verstanden, dass wir genug Zeit einplanen müssen, um rechtzeitig vor dem ersten Schneesturm anzukommen.“ Die Möglichkeit, mit einem Mann, den sie nicht einmal kannte, den ganzen Weg ins Idaho-Territorium allein zurückzulegen, kam für sie nicht infrage. Sie wusste besser als die meisten anderen Frauen, wie Männer waren. Aber vor allem wusste sie, dass Jonathan dagegen gewesen wäre.
„Ich habe mich gestern in der Stadt umgehört.“ Patrick fuhr mit der Hand über den rauen Pinienzaun. „Bis zum nächsten Frühling bricht kein Treck mehr aus Denver ins Idaho-Territorium auf.“
Annabelles Entschlossenheit, nach Idaho zu reisen, war trotzdem ungebrochen. Sie hatte es Jonathan versprochen, und es war sein letzter Wunsch für sie und ihr gemeinsames Kind gewesen.
In den letzten Tagen war sie wieder daran erinnert worden, dass sie Willow Springs unbedingt verlassen musste. Die kühlen Blicke und das auffällige Flüstern, das ihr neulich in der Stadt von den Leuten entgegengebracht worden war, prallten nun nicht mehr wie früher einfach an der Schutzmauer ab, die sie jahrelang um sich herum aufgebaut hatte. Einen Moment lang war sie versucht gewesen, den Leuten ins Gesicht zu sagen, welche Heuchler sie waren, besonders zwei Männern, an die sie sich aus dem Bordell erinnerte. Aber am Ende hatte sie es doch nicht gekonnt.
Sie würde diese isolierende Mauer nicht wieder um sich herum aufbauen, nachdem Hände der Liebe und Freundschaft so mühsam daran gearbeitet hatten, sie Stein für Stein abzutragen. Außerdem wollte sie Jonathan und die Barmherzigkeit, die sie durch ihn das erste Mal in ihrem Leben erfahren hatte, würdigen. Trotzdem verblüffte es sie, wie Menschen dasselbe Buch lesen und zu so völlig verschiedenen Schlussfolgerungen kommen konnten. Es war schon komisch, dass die Bibel einige Menschen weich machte, während andere nur
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