Hoffnung am Horizont (German Edition)
beobachtet hatte. „Weißt du, was Kathryn in diesen Monaten durchmachen musste? Als sie auf dich gewartet hat und nicht wusste, ob du tot bist oder lebst? Aber sie versuchte, die Ranch zu erhalten. Und dann haben sie diesen Toten gefunden …“
Matthew schüttelte den Kopf, als er sich an den Tag erinnerte, an dem er Kathryn zum Bestatter begleitet hatte, um die Überreste des Mannes anzusehen, von dem sie gedacht hatten, es wäre Larson. Einerseits war er froh gewesen, dass Jennings’ Leiche endlich gefunden worden war. Er hatte es gehasst, Kathryn so leiden zu sehen, und gleichzeitig hatte er es gehasst, nicht mit ihr zusammen sein zu können und sich so um sie zu kümmern, wie er es damals gewollt hatte.
„Du hättest sehen sollen, was sie durchgemacht hat, Jennings. Wie konntest du ihr das nur antun? Und das, obwohl sie mit deinem Kind schwanger war!“
Jennings atmete langsam ein. „Das ist es ja gerade, Matthew. Ich wusste nicht, dass sie mit meinem Kind schwanger war. Ich dachte …“ Er schaute weg, als schäme er sich, Matthew anzuschauen. „Ich dachte, das Kind wäre von einem anderen.“ Seine heisere Stimme wurde zu einem Flüstern. „Eine Weile dachte ich sogar … es wäre dein Kind.“
Matthew wusste, dass das einige Leute in Willow Springs gedacht hatten, aber dass auch Jennings darauf hereingefallen war, konnte er nicht verstehen. „Wie konntest du das von Kathryn glauben? Kennst du deine eigene Frau nicht?“
Larsons schmerzverzerrte Miene entspannte sich. „Jetzt schon“, antwortete er langsam. „Gott sei Dank kenne ich sie jetzt besser.“
Das Feuer hatte Jennings’ Aussehen verändert, aber der Blick in seinen Augen war immer noch derselbe. Auf eine Weise, die Matthew nicht genau beschreiben und sich nicht ganz erklären konnte. Jennings hob den Abstand zwischen ihnen auf, und obwohl Matthew stärker und größer war als er, nahm er eine Abwehrhaltung an.
Jennings hob eine Hand. „Ich bin nicht hier, um mit dir zu kämpfen, Taylor. Obwohl ich das, weiß Gott, früher unbedingt wollte.“ Ein verschmitztes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Du musst zugeben, dass es einen Mann nicht kaltlässt, wenn er feststellt, dass er gerade ins Grab gelegt wurde und ein Freund, dem er jahrelang vertraut hat, seine Frau umwirbt.“ Er schüttelte seufzend den Kopf. „Aber deshalb bin ich nicht hier, Taylor. Das liegt jetzt alles hinter uns.
Ich will mich bei dir entschuldigen. Was ich getan habe, war falsch. Ich hatte damals meine Gründe, aber das macht mein Verhalten nicht richtig. Es tut mir leid, dass ich dir damit Schmerzen zugefügt habe, und ich bin gekommen, um dich um Vergebung zu bitten.“ Jennings verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein und wandte den Blick von ihm ab. Dann schaute er ihn wieder an. „Kathryn hat mir erzählt, wie nett du zu ihr warst, wie sehr du ihr geholfen hast, als ich nicht zurückkam und wie du dich eingesetzt hast, um unsere Ranch zu retten.“ Sein Blick wurde intensiver. „Dafür danke ich dir. Es war falsch von mir, mich dir nicht zu erkennen zu geben, als ich zurückkam, aber … sagen wir einfach, dass ich einiges lernen musste. Über mich selbst und über meine Frau. Und vor allem viel über meinen Gott.“
Jennings’ Geständnis verschlug Matthew die Sprache.
In den Jahren, in denen er für Jennings gearbeitet hatte, hatte er diesen Mann schätzen gelernt. Jennings konnte manchmal hart sein und hatte ein aufbrausendes Temperament, aber er war immer fair zu ihm gewesen. Jennings besaß einen angeborenen Geschäftssinn, den Matthew achtete und um den er ihn manchmal sogar beneidete. Aber Matthew hätte den Mann, der vor ihm stand, nie als gütig beschrieben, und er konnte sich nicht erinnern, dass Larson Jennings je einen Fehler eingestanden hätte, geschweige denn gesagt, dass ihm etwas leidtue.
Daran würde er sich sicher erinnern.
Er wusste nicht, was er sagen oder wie er sich verhalten sollte, und wollte Jennings’ Verantwortung bei der ganzen Sache auch nicht herunterspielen. Deshalb nahm er die Entschuldigung einfach an. „Ich nehme die Entschuldigung an, Jennings. Kathryn ist eine wunderbare Frau. Du kannst dich glücklich schätzen, dass du sie hast.“
„Das weiß ich, mein Freund.“ Jennings sah ihn noch einen Moment an, dann schaute er an ihm vorbei zum Grab. „Das mit deinem Bruder tut mir leid. Ich habe Jonathan nur zweimal getroffen, aber Pastor Carlson erzählte nur Gutes von ihm. Er sagte, dass er ein guter
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