Hoffnung am Horizont (German Edition)
geschildert haben. Und wie ich schon sagte: Es scheint alles gut zu sein. Es ist normal, dass Ihr Körper in dieser Zeit einige Veränderungen durchmacht. Aber wenn Sie wieder Krämpfe bekommen, und auf jeden Fall, wenn Blutungen auftreten, müssen Sie sofort zu einem Arzt gehen. Blutungen sind während einer Schwangerschaft nicht völlig ungewöhnlich, aber in den meisten Fällen will Ihr Körper Sie damit auf ein Problem aufmerksam machen. Deshalb rate ich Ihnen, darauf zu achten, dass Sie genug Ruhe haben, und darauf zu hören, was Ihr Körper Ihnen sagt.“ Er zog seine grauen Augenbrauen in die Höhe und wartete auf ihr bestätigendes Nicken. Dann tätschelte er ihre Hand und stand auf.
Er zögerte. „Darf ich Sie nach einer jungen Frau fragen, die ich früher einmal im Bordell behandelt habe?“ Als sie nickte, sprach er weiter. „Sie war sehr jung, hatte lange, dunkle Haare und …“
„Das muss Sadie sein.“
„Ja, ich glaube, so hieß sie. Was ist aus diesem Kind geworden? Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen.“
„Das würde ich selbst auch gern wissen. Ich war im Bordell, um sie zu besuchen, als ich vor Kurzem in die Stadt zurückkam, und sie war fort. Man hat mir gesagt, sie sei einfach verschwunden.“ In Annabelle regte sich ein starker Beschützerinstinkt und ein großes Verantwortungsgefühl. Sie biss die Zähne zusammen, ehe sie fortfuhr: „Die Mädchen wachten eines Morgens auf und stellten fest, dass ihr Zimmer leer war. Jemand hat sie entführt, aber niemand weiß, wer es war.“ Sie sah auf ihre Hände hinab. „Auf ihrem Kissen fand man Blutspuren.“
„Das erklärt einiges.“ Dr. Hadley schüttelte traurig den Kopf. „Ich musste in den letzten Monaten zu den ungewöhnlichsten Momenten aus keinem ersichtlichen Grund an dieses Kind denken. Und jedes Mal habe ich sie wieder Gottes Fürsorge anbefohlen, obwohl ich nicht wusste, worum ich konkret bitten sollte. Ich hatte nur das Gefühl, dass ich für sie beten muss.“
In Annabelle keimte eine schwache Hoffnung auf, als sie seine Worte hörte. „Ich bin fest entschlossen, sie zu finden, selbst wenn ich in jedem Bordell, in jeder Spielhalle und in jedem Saloon von hier bis Idaho nachsehen muss.“
„Das traue ich Ihnen wirklich zu! Aber seien Sie vorsichtig, Annabelle. Gott sei mit Ihnen auf dieser Suche.“ Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Und auch bei dem Mann, der sie hat, wenn Sie Sadie finden.“
* * *
Später an diesem Abend nahm Annabelle ihren ganzen Mut zusammen und ging mit zwei Kaffeetassen in der Hand über den dunklen Hof. Sie betrat die Scheune und wusste irgendwie, dass Jonathan wollen würde, dass sie diesen Versuch unternahm.
Der schwache, gelbe Lichtschein der Petroleumlampe verriet ihr, wo sie Matthew finden würde. Sie entdeckte ihn in der hinteren Ecke. Er hatte sich an ein Fass gelehnt, den Kopf gebeugt, und konzentrierte sich auf ein Blatt Papier in seiner Hand. Sie näherte sich ihm von der Seite und wartete darauf, dass er aufblicken würde. Aber er sah nicht auf. Er zwang sie, als Erste etwas zu sagen. Dieser Mann war manchmal so eigensinnig, so eingebildet, dass sie versucht war …
Sie schluckte die kratzbürstige Reaktion, die sich ihr aufdrängte, hinunter, zwang sich zu einem Lächeln und trat einen Schritt näher. „Ich dachte, ich komme kurz vorbei und schaue, wie es Ihnen geht.“
Er zuckte zusammen und fuhr abrupt herum. Sie trat erschrocken einen Schritt zurück und verschüttete dabei etwas von dem heißen Kaffee.
„Was machen Sie hier?“ Matthews Gesicht verfinsterte sich wütend, während er schnell das Papier hinter seinen Rücken schob.
„Ich wünsche Ihnen auch einen guten Abend, Mr Taylor!“ Sie verzog wegen ihrer reflexartigen sarkastischen Antwort reumütig das Gesicht und erinnerte sich daran, warum sie eigentlich gekommen war. Das half ihr, ihren Sarkasmus zu zügeln. „Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich dachte, Sie hätten mich kommen hören.“
„Sie haben mich nicht erschreckt. Sie haben nur …“ Er schüttelte den Kopf, dann schritt er zu seiner Satteltasche und stopfte das Papier hinein.
Ihre Aufmerksamkeit war geweckt und sie fragte sich, was das für ein Papier war, das ihn alles andere um sich herum hatte vergessen lassen. Sie las gern und war neugierig, welche Geschichten er am liebsten mochte. Sie persönlich liebte spannende Bücher, in denen man bis zum Schluss nicht wusste, wer der Böse war und wo er den
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