Hoffnung am Horizont (German Edition)
mitgebracht, die Ihnen letztes Mal so geschmeckt haben.“
Miss Maudelaine trat einen Schritt zurück, ohne die Hände der beiden loszulassen, atmete tief ein und strahlte übers ganze Gesicht. „Oh, meine Lieben, es ist schon so lange her. Und ja, ich fühle mich inzwischen viel besser. Besonders jetzt.“
Annabelle lächelte. Genau wie Kathryn ihr vorher angekündigt hatte, ließ der irische Akzent der Frau alles, was sie sagte, hübsch klingen. Ihre weißen Haare glänzten wie Morgentau in der Sonne und sie besaß eine königliche Haltung, die Respekt einflößte.
„Es ist wie Balsam für eine durstige Seele, Sie beide wiederzusehen. Hannah, Sie sehen so hübsch aus wie eh und je. Und wie geht es meinem Lieblingspfarrer?“
„Patrick geht es gut, Miss Maudie, und den Kindern auch. Ich soll Sie von ihnen allen recht herzlich grüßen.“
„Grüßen Sie sie bitte auch von mir. Und Kathryn …“ Miss Maudie schnalzte mit der Zunge. „Sehen Sie sich nur an, Liebes. Sie strahlen wieder so viel Lebensfreude aus. Die Schwangerschaft steht Ihnen genauso gut wie bei Ihrem ersten süßen Baby. Und wie geht es Ihrem lieben Mann? Ich würde Jac…“ Sie unterbrach sich, als sie den Namen hatte verwenden wollen, den Larson früher benutzt hatte, und schüttelte den Kopf. „Ich würde Larson gern wiedersehen, wollte ich sagen. Ich fürchte, Ihr Mann wird für mich immer Jacob heißen.“
„Ihm geht es gut, und er lässt Sie auch herzlich grüßen.“
„Schade, dass Sie den kleinen William nicht mitbringen konnten. Er ist bestimmt einen Kopf größer geworden, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe.“
Annabelle sah, dass Miss Maudies Blick in ihre Richtung wanderte, und sie fühlte die Wärme im Lächeln dieser Frau.
„Ja, William ist groß geworden“, sagte Kathryn. „Und er will alles auskundschaften und ausprobieren. Deshalb habe ich ihn heute Morgen mit Larson in der Stadt gelassen. Außerdem sollte es ein Damentag werden. Wir haben eine liebe Freundin mitgebracht, Miss Maudie.“ Kathryn zog Annabelle sanft nach vorne. „Annabelle, ich möchte dir Miss Maudelaine vorstellen. Sie verwaltet das Haupthaus hier auf Casaroja. Miss Maudie, das hier ist Mrs Jonathan McCutchens, eine sehr liebe Freundin von Hannah und mir. Annabelle bricht morgen ins Idaho-Territorium auf. Wir möchten ihren letzten Tag hier in Willow Springs gemeinsam verbringen, und sowohl Hannah als auch ich wollten, dass Sie sich kennenlernen. Deshalb haben wir einfach beschlossen, uns vom Packen loszureißen und sie mitzubringen.“
Miss Maudie ergriff Annabelles Hände. „Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Mrs McCutchens. Darf ich Annabelle zu Ihnen sagen?“
„Natürlich.“
„Und sagen Sie bitte Miss Maudie zu mir.“ Sie zwinkerte. „Bei Miss Maudelaine fühle ich mich so alt.“
Während sie im Wohnzimmer saßen, nippte Annabelle an ihrem Gewürztee und bewunderte die zarte Porzellantasse. Und das Haus! Die ganzen schönen Möbel und weichen Teppiche. Kathryn hatte mit ihrer Beschreibung von Casaroja und des umliegenden Geländes stark untertrieben. Aber natürlich war in Kathryns Augen kein Haus schöner als die Blockhütte, die Larson für sie auf ihrer Ranch oben in den Bergen am Fountain Creek gebaut hatte.
„Danke, dass Sie mir die Suppe bringen, meine Lieben, und die Kekse. Noch dazu meine Lieblingskekse.“
Annabelle fühlte eine kühle Berührung auf ihrem Arm. Miss Maudie beugte sich vor und lächelte sie an.
„Liebe Annabelle, erzählen Sie mir jetzt ein wenig über sich. Kathryn und Hannah sagen beide, dass Sie eine gute Freundin von ihnen sind. Ich weiß also, dass Gott Sie drei aus demselben Holz geschnitzt haben muss. Haben Sie sich in der Kirche kennengelernt? Oder vielleicht im Quiltkreis in Willow Springs?“
In diesem Moment hätte sich Annabelle fast an ihrem Tee verschluckt. Sie stellte ihre Untertasse und Tasse vorsichtig auf den Tisch und räusperte sich. Dann warf sie einen schnellen Blick auf Hannah und Kathryn. Aus ihren Mienen schloss sie, dass keine von ihnen Miss Maudie von ihrer Vergangenheit erzählt hatte.
Annabelle räusperte sich. „Kathryn habe ich vor zwei Jahren kennengelernt, als … ein gemeinsamer Freund uns eines Abends einander vorstellte. Und Hannah und ich lernten uns bei Kathryns und Larsons Hochzeit im vorletzten Dezember kennen.“
Ihre Antwort blieb im Rahmen der Wahrheit, aber trotzdem hatte sie das Gefühl, diese liebenswerte Frau irgendwie zu belügen.
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