Hoffnung am Horizont (German Edition)
gestohlenen Schatz versteckt hatte.
Matthew deutete zu den Kisten und Kartons, die neben ihnen gestapelt waren. „Ich habe schon alles abgeholt und werde heute Abend noch alles durchgehen und mich vergewissern, dass alles geliefert wurde.“
„Deshalb bin ich nicht gekommen, aber danke.“ Sie war fest entschlossen, jetzt keinen Rückzieher zu machen, und hielt ihm eine Tasse Kaffee hin.
Er warf einen skeptischen Blick auf die Tasse und dann auf sie.
Seine vorsichtige Miene entlockte ihr ein Lachen. „Sie können ihn beruhigt trinken. Versprochen. Ich habe Ihnen schon ein Drittel Ihres Lohns gezahlt, Mr Taylor. Ich hätte nichts davon, wenn ich Sie jetzt vergiften würde.“ Sie hielt ihm die Tasse ein paar Zentimeter näher hin. „Ich warte damit lieber, bis wir näher an Idaho sind. Das ist sinnvoller, finden Sie nicht auch?“
Das brachte ihr ein leises verächtliches Schnauben ein, aber nicht das erhoffte schiefe Grinsen. Er nahm die Tasse, trank aber nicht.
Er sah sie eine Sekunde an. Dann schien er zu begreifen, warum sie wahrscheinlich gekommen war. Er griff in seine Jackentasche und zog ein Bündel Banknoten heraus. „Das ist übrig geblieben, nachdem ich alles gekauft habe. Ich wollte es Ihnen morgen früh geben.“ Sein Tonfall wurde abweisend. „Es sind fast sieben Dollar übrig. Sie können es gerne nachzählen.“
Dieses Gespräch lief nicht so, wie sie es geplant hatte. „Danke, Mr Taylor, aber Sie können das Geld behalten. Wir brauchen unterwegs bestimmt wieder etwas.“
„Ich wollte nur, dass Sie wissen, wie viel noch da ist.“
„Ich vertraue Ihnen, Mr Taylor.“ Die Worte waren ausgesprochen, bevor sie darüber nachgedacht hatte. Die Unwahrheit hing schwer in der Stille zwischen ihnen.
Er bedachte sie mit einem taxierenden Blick.
Sie hatte ihm den Kaffee gebracht, weil sie hoffte, sie könnten eine Art unausgesprochenen Waffenstillstand schließen, bevor sie morgen aufbrachen. Aber vielleicht hatte sie zu viel erwartet. Und zu früh.
Er steckte das Geld wieder in seine Westentasche und verlagerte sein Gewicht dann auf sein anderes Bein.
Sie spürte, dass er nur darauf wartete, dass sie die Scheune verließ. Das verstärkte ihren Entschluss zu bleiben. Gleichzeitig dachte sie an ihre Auseinandersetzung vor zwei Tagen auf der Veranda und sie bat Gott im Stillen, ihr zur rechten Zeit den Mund zuzuhalten. Sie wusste nicht, ob es in der Bibel eine Stelle gab, an der dieser Gedanke angesprochen wurde, aber sie wusste, dass das gut wäre. Wenigstens in ihrem Fall.
Sie setzte sich auf einen Hocker an der Wand und nippte an ihrem Kaffee. „Und … sind Sie bereit, Willow Springs den Rücken zuzukehren?“
Er kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Warum fragen Sie das?“
Er ging wieder in die Defensive. „Aus keinem bestimmten Grund. Ich versuche nur, mich mit Ihnen zu unterhalten.“
Er bedachte sie mit seinem typischen gelassenen schiefen Lächeln. „Auf Du und Du mit den Angestellten, was?“
Es war immerhin ein Anfang. „Etwas in der Art.“ Sie warf einen Blick auf seinen Kaffee, den er immer noch nicht angerührt hatte. „Soll ich ihn zuerst probieren? Damit Sie sehen, dass Sie ihn unbesorgt trinken können?“ Ein Funkeln trat in seine Augen und sie konnte sich gut vorstellen, welche scharfen Antworten ihm gerade durch den Kopf gingen. Ihm lag es sicher auf der Zunge, ihr zu sagen, dass er nicht aus derselben Tasse trinken würde wie eine Frau wie sie.
Er trank einen Schluck. Diese Geste sprach Bände.
„Ich fühle mich geschmeichelt. Sie scheinen mir auch zu vertrauen, Mr Taylor.“
„Beileibe nicht, Madam. Ich nehme einfach an, dass Sie mich brauchen. Wenigstens im Moment.“
Sie zog eine Braue in die Höhe.
„Wie Sie selbst sagten, Sie haben mich schon bezahlt. Ich denke, ich kann den Kaffee mindestens genießen, bis …“ Er legte den Kopf schief, als müsse er scharf nachdenken. „… wir in Wyoming sind.“
„Und dann?“
„Dann muss ich vielleicht anfangen, mir meinen Kaffee selbst zu kochen.“
Sarkasmus lag in seinem Blick. Er traute ihr nicht, aber wenigstens war er in seinem Misstrauen ehrlich. Während sie ihn beobachtete, versuchte Annabelle nicht darüber nachzudenken, warum sein Lächeln ihr so guttat. „Ich dachte, Sie hätten gesagt, dass Sie nicht kochen können. Haben Sie mich angeschwindelt?“
„Nein. Aber wenn ich vor die Wahl gestellt werde, vergiftet zu werden oder selbst zu kochen, wähle ich Letzteres.“
Er sah sie
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