Hoffnung am Horizont (German Edition)
Schluss kam, dass es vielleicht doch besser wäre, ihm zuzuhören.
Als der Barkeeper fertig war und ihn endlich losließ, drehte er sich um. Matthew schlug ihn von hinten. Der Mann fuhr herum und schlug ihm kräftig ins Gesicht. Wieder mit einer Wucht, die der Muskeln, die seine dicken Arme stählten, unwürdig war. Matthew ging erneut zu Boden. Er rappelte sich wieder auf und landete einen Hieb unter dem Brustkorb dieses Mannes und trat zurück. Dabei öffnete und ballte er mehrmals die rechte Hand, um die brennenden Schmerzen daraus zu vertreiben. Es fühlte sich an, als hätte er gerade versucht, die Faust durch eine Ziegelmauer zu stoßen.
Er schmeckte Blut und wischte sich den Mund ab. „Ich schulde Ihnen gar nichts. Und meine Frau auch nicht.“
„Was Sie nicht sagen!“ Der Barkeeper lächelte und ließ seinen Blick über die Gesichter der Männer schweifen, die um sie herum still geworden waren. „Wie viele Leute hier sind der Meinung, dass er mir etwas schuldig ist?“
Ein lautes Gegröle erhob sich.
„Wie viele Leute glauben, dass sie mir etwas schuldig ist?“
Noch mehr Gegröle und Gelächter.
Er sah Matthew wieder an. „Ich glaube, du irrst dich, mein Junge. Ich kann verstehen, dass du dein Flittchen beschützen willst, und ich habe auch nichts dagegen. Aber du musst mich für meine verlorene Zeit bezahlen.“ Der Barkeeper trat nahe an ihn heran. „Ich lasse sie gehen … für fünf Dollar. Das müsste ungefähr hinkommen.“
Matthew blickte ihn finster an. Dann zog er die Scheine aus seiner Tasche und zählte sie dem Mann in die Hand.
Der Barkeeper lächelte. „Es war mir eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen.“ Dann nickte er den Männern zu, die Annabelle festhielten. Aber sie ließen sie nicht los. Er warf wieder einen Blick auf Matthew und versuchte, seine Überraschung zu verbergen.
Matthew hörte Schritte hinter sich. Der Mann, der auf ihn zukam, war elegant gekleidet und ungefähr zwanzig Jahre älter als er. Mit seinen mit Pomade glatt zurückgekämmten schwarzen Haaren und ohne die geringste Spur von Gnade in seinem Gesicht erinnerte er Matthew an Antonio Sedillos. Der Gedanke an Sedillos und den Preis, den er in Texas auf Matthews Kopf ausgesetzt hatte, jagte Matthew ein Schauern über den Rücken.
Der Mann blieb nur wenige Meter vor ihm stehen. Aus seinen dunklen Augen sprach eine Entschlossenheit, die es nicht duldete, infrage gestellt zu werden. „Haben Sie immer so viele Probleme mit Ihrer Frau? Warum muss sie hier die Gesellschaft von Männern suchen statt bei Ihnen zu Hause?“
Einige Männer brachen in amüsiertes Gelächter aus.
Matthew unterdrückte den Drang, den Barkeeper anzuschauen, da er wusste, dass das nicht gut wäre. „Nein, Sir, normalerweise nicht. Das war das erste Mal. Ich dachte, sie hätte sich geändert.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Aber einmal eine Hure, immer eine Hure, schätze ich.“
Ein zustimmendes Murmeln machte sich breit.
Der Mann kniff die Augen zusammen. „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie damit beleidige“, sagte er, obwohl seine Miene das genaue Gegenteil von seinen Worten aussagte. „Aber wenn ich Sie so anschaue, sehe ich keinen Mann, der es versteht, eine Frau richtig zu handhaben. Besonders eine Frau wie diese da.“ Er nickte den Männern zu, die Annabelle festhielten, und sie brachten sie vor ihn.
Ihre braunen Locken lagen offen um ihre Schultern. Ihre Miene war trotzig und abweisend.
Matthew wollte sich bewegen, aber als er ein warnendes Funkeln in ihren Augen sah, rührte er sich nicht.
Der Mann hob eine dunkle Locke von ihrer Brust und rieb sie zwischen seinen Fingern. „Lassen Sie mich raten: Sie haben sie von einem Ort wie diesem hier gekauft, weil Sie dachten, wenn Sie sie von hier wegbringen, würde das etwas daran ändern, wer sie ist.“ Er schüttelte den Kopf und schnalzte tadelnd mit der Zunge. „Nur ein Dummkopf glaubt, er könne das Schicksal eines Menschen ändern. Ich will Ihnen einen Rat geben. Von Mann zu Mann.“ Er bedachte Matthew mit einem väterlichen Blick und fuhr dann mit dem Finger an Annabelles Kinn entlang und ihren Hals hinab.
Nur das schnelle Heben und Senken ihres Brustkorbs verriet Annabelles Angst.
Matthew konnte kaum an sich halten. Alles in ihm schrie danach, es diesem Mann heimzuzahlen, aber er wusste, dass er das nicht konnte.
„Tief in ihrem Herzen will eine Frau wissen, dass ihr Mann stark ist und die Kraft hat, sie zu beschützen.“ Eine absurde
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