Hoffnung am Horizont (German Edition)
zu.
Sie wich zurück und stieß an die Wand hinter sich. Sie zitterte so sehr, dass alle Kraft aus ihrem Körper wich. Ihre Beine wurden schwach. Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann das nicht. Nicht mehr“, flüsterte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.
„Ich werde Ihnen nichts tun, Madam. Aber ich musste Sie irgendwie aus dem Saloon herausbekommen. Mit den Fragen, die Sie gestellt haben, haben Sie die falschen Leute auf sich aufmerksam gemacht. Und das ist hier nicht gut.“
„Aber ich dachte …“
„Ich weiß, was Sie dachten. Aber ich gebe Ihnen mein Wort: Ich werde Sie nicht anrühren. Ich werde Sie nicht schlagen und Ihnen auch sonst nichts tun. Sie hätten gleich gewusst, dass ich Ihnen helfen will, wenn Sie aus dem Glas getrunken hätten, das ich Ihnen gegeben habe. Es ist Kräuterbier. Ich habe die Flasche heimlich unter der Theke stehen. Manchmal ist sie ganz nützlich.“
Sie atmete stockend ein, beobachtete ihn aber immer noch und war nicht ganz überzeugt.
„Der Besitzer dieses Saloons wurde auf Sie aufmerksam. Und, was noch schlimmer ist, sein Mann an der Bar hat gehört, wie Sie sich nach dem Mädchen erkundigt haben. Sie war hier. Vor ungefähr vier Monaten, schätze ich. Sie blieben eine Weile, dann verschwanden sie wieder.“
„Sie?“, fragte Annabelle und lehnte sich auf der Suche nach einer Stütze an die Wand hinter sich. Erleichterung breitete sich warm in ihren Armen und Beinen aus.
„Zwei Männer waren bei ihr. Sie haben mit dem Besitzer einen Deal ausgehandelt. Ich weiß aber nicht, wie ihre Abmachung genau aussah. Ich weiß nur, dass das Geschäft in den nächsten paar Tagen gut lief.“
Annabelle massierte die Oberseite ihres Kopfes. Ihre Kopfhaut brannte immer noch.
„Entschuldigung, dass ich das getan habe“, sagte der Barkeeper und deutete auf ihren Kopf. „Aber dem Mann, dem dieser Laden hier gehört, und seinen Hintermännern gefällt es nicht, wenn jemand Fragen über die Geschäfte, die hier drinnen gemacht werden, stellt. Und schon gar nicht, wenn es sich um eine schmächtige kleine Frau handelt. Ohne Sie beleidigen zu wollen, Madam.“
Sie lachte kurz. „Ich bin nicht beleidigt.“
„Ein Mann, der auf der Suche nach dem Mädchen war, tauchte hier auf, als sie noch bei uns arbeitete.“ Er schüttelte den Kopf. „Er fing an, Fragen zu stellen, und die Männer hier haben ihn sehr böse in die Mangel genommen.“
Gallagher, Betsys Mann fürs Grobe aus Willow Springs, kam ihr in den Sinn. „War er groß, mit Bart und vollen, dunklen Haaren?“ Als der Barkeeper nickte, spürte Annabelle, auch wenn es vielleicht nicht richtig war, eine starke Befriedigung. Gallagher hatte endlich seine Brutalität gegenüber den Mädchen heimgezahlt bekommen. „Danke für Ihre Hilfe, Mr …“
„Es ist wahrscheinlich besser, wenn wir uns nicht mit Namen vorstellen, Madam. Ich weiß nicht, wohin die Männer unterwegs waren, als sie weiterzogen, nur dass sie eines Morgens das Mädchen nahmen und eilig aufbrachen. Aber falls Sie sich entscheiden, sie weiter zu suchen, müssen Sie vorsichtig sein. Diese Männer werden sich nichts dabei denken, Ihnen das Gleiche anzutun, was sie diesem Mann angetan haben. Oder noch etwas Schlimmeres.“
Obwohl sie wusste, dass es alles andere als überzeugend war, nickte Annabelle. „Mit solchen Männern habe ich es mein ganzes Leben lang zu tun gehabt. Ich habe sie von ihrer schlimmsten Seite erlebt.“
Sein hartes Gesicht wurde weicher. „Das habe ich mir schon gedacht, Madam“, sagte er leise. „Ich nahm aber an, dass Sie irgendwie herausgekommen sind.“
Als ihr bewusst wurde, was er da sagte, schluckte sie schwer. Käme je der Tag, an dem ihr nicht mehr jeder ihr altes Leben ansähe? Sie schaute kurz auf ihre Hände hinab, hob dann den Kopf und sah ihm in die Augen. „Woher wussten Sie das?“
Er zuckte mit den Achseln. „Ich arbeite schon lange in diesem Geschäft. Als Sie heute Abend durch die Tür traten, haben Sie keine Miene verzogen. Eine … normale Frau … sie wäre schockiert gewesen. Sie hätte sich auf dem Absatz umgedreht und das Weite gesucht. Aber Sie nicht. Sie haben sich im Raum umgesehen und Ihr erfolgversprechendstes Ziel gesucht.“ Er grinste. „Mich.“
Als sie sein Lächeln sah, musste sie ebenfalls lächeln. Ihre Erfahrung hätte sie teuer zu stehen kommen können. „Nochmals danke für Ihre Hilfe.“ Sie wollte zur Tür gehen.
Er hielt eine Hand hoch. „Ich fürchte, so leicht wird es nicht
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