Hoffnung am Horizont (German Edition)
Minuten im Saloon zu ihm gesagt hatte.
„Ich nehme dich beim Wort.“
Er trat einen Schritt zurück. Dabei fiel sein Blick auf ihr Mieder. Es geschah so schnell. Er blinzelte und wandte den Blick ab. Sein Kinn spannte sich an. Fast als täte er es gegen seinen Willen, schaute er sie wieder an.
Annabelles Gesicht begann zu glühen. Sie umklammerte ihre Bluse, drehte ihm den Rücken zu und machte sich bereits an den Knöpfen zu schaffen. Sie trug zwar ein Unterkleid, das sie bedeckte, aber sie wusste nur zu gut, dass schon das ausreichte, um Männer zu verwirren und abzulenken. Ihre Hände zitterten stark, und die lästigen Knöpfe waren so winzig, dass sie es nicht schaffte …
„Ich warte da drüben, bis du … fertig bist.“
„Ja, danke. Ich brauche nur eine Minute.“
Sie schloss die Augen, atmete mehrmals tief ein und konnte immer noch Matthews Blick vor sich sehen. Sie hatte fast ihr ganzes Leben damit zugebracht, Männer zu verführen. Sich so zu kleiden, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Worte so einzusetzen, dass sie ebenfalls ein Teil des Spiels wurden. Männer auf scheinbar unschuldige Weise zu berühren, während Unschuld das Letzte war, das beide Parteien im Sinn hatten. Sie wand sich innerlich bei dem Gedanken, dass Matthew denken könnte, sie hätte versucht, diese Taktik bei ihm anzuwenden.
Nach einem Moment beruhigte sie sich so weit, dass sie die Knöpfe durch die schmalen Knopflöcher stecken konnte. Dann trat sie zu ihm auf die Straße.
Sie ging neben ihm her zurück zum Lager. Im Gegensatz zu ihrer bisherigen Reise empfand sie das Schweigen zwischen ihnen im Moment als sehr angenehm. Sie war dankbar, dass sie diese Stadt verlassen konnten, und nutzte die Stille, um ihre Gedanken zu ordnen. Sie kreisten immer wieder um den Unterschied zwischen Männern und Frauen und darum, wie sehr es einen Mann reizte, eine Frau anzuschauen. Und dass viele Frauen von völlig anderen Dingen angezogen wurden. Obwohl sie wusste, dass der Schöpfer sich bestimmt etwas dabei gedacht hatte, als er Männer und Frauen unterschiedlich schuf, und obwohl sie seine Weisheit nicht infrage stellte, verstand sie es trotzdem nicht. So vieles in der Beziehung zwischen Männern und Frauen führte aufgrund dieser Verschiedenheit zu Verwirrung und Schwierigkeiten.
Sie betrachtete den Mann, der neben ihr herging, und dachte an alles, was sie über ihn wusste, auch wenn er davon vielleicht keine Ahnung hatte. Sie schwor sich, in seiner Nähe vorsichtiger zu sein, und sie nahm sich fest vor, sich nicht so zu kleiden oder zu verhalten, dass sie ihn dadurch in den Konflikt bringen würde, den sie vor wenigen Minuten in seinem Gesicht gesehen hatte.
Das fahle Licht des Mondes fiel auf etwas in der Ferne und sie erkannte, dass es die weiße Plane des Wagens war. Ein höchst willkommener Anblick. Sie war unsicher, wann und wie es genau passiert war, aber widerstrebend musste sie sich eingestehen, dass sie eine unerwartete Zuneigung zu Matthew empfand. Er war genauso wie sein Bruder gut und anständig, auch wenn er starrköpfig wie ein Maultier und manchmal übermäßig kritisch sein konnte. Die Erinnerung an seinen scheuen, jungenhaften Blick, als er davon gesprochen hatte, wie der Barkeeper ihn am Hals gepackt hatte, entlockte ihr ein Schmunzeln.
„Was ist so komisch?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe gerade an dich und den Barkeeper da drinnen gedacht.“
Matthew atmete tief ein. „Wenn ich jetzt mit ein wenig Abstand da-rüber nachdenke, glaube ich, dass ich es doch mit ihm hätte aufnehmen können.“
Sie lachte. „Daran zweifle ich keinen Augenblick.“ Ein kühler Wind blähte die Wagenplane auf und sie rieb sich die Arme und wurde sich erst jetzt bewusst, wie müde sie war und wie viel Hunger sie hatte. Vorher hatte sie keine Lust zu essen gehabt, aber jetzt konnte sie an nichts anderes denken. Sie hatte ihr Feuer gelöscht, bevor sie in die Stadt gegangen war, und sie stellte fest, dass Matthew seines ebenfalls gelöscht hatte. „Ich zünde am besten mein Feuer wieder an.“
„Hast du etwas dagegen, wenn ich das mache?“ Er sah nach oben, als schätze er den Stand des Mondes ein. „Bis zum Sonnenaufgang dauert es nicht mehr lange, und ich fürchte, du könntest bis dahin brauchen, um es wieder anzuzünden.“
„Ich möchte betonen, dass ich heute Abend nur neununddreißig Versuche gebraucht habe. Aber ich nehme deine Hilfe trotzdem gern an.“
Er hatte ihr Feuer in kürzester Zeit
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