Hoffnung am Horizont (German Edition)
Freundlichkeit zeigte sich in den Gesichtszügen dieses Mannes. „Geben Sie mir da recht?“
„Absolut“, antwortete Matthew und hätte ihn am liebsten zusammengeschlagen.
„Dann würde ich vorschlagen, dass Sie ihr heute Abend eine Lektion darin erteilen, wie dieser Schutz aussieht.“
Er wusste genau, worauf dieser Mann hinauswollte, und versuchte sich vorzustellen, wie Annabelles Leben in der Gewalt solcher Männer ausgesehen haben mochte. Sie ließ den Kopf auf ihren Brustkorb sinken, und ihre Arme hingen an ihren Seiten kraftlos nach unten. Sein Magen zog sich protestierend zusammen, als er antwortete. „Das mache ich. Danke für den Rat.“
„Gern geschehen.“ Der Mann nickte seinen Männern zu, die daraufhin Annabelle sofort losließen.
Sie trat neben Matthew, den Kopf immer noch gebeugt. Matthew ergriff sanft ihren Arm, um sie aus dem Saloon zu führen.
„Ach. Noch etwas.“
Matthew hörte die falsche Freundlichkeit in der Stimme des Mannes und drehte sich um. Er starrte in den Lauf seines eigenen Revolvers. Instinktiv baute er sich schützend vor Annabelle auf.
Ein bedächtiges Lächeln zog über das Gesicht des Mannes. „Sie haben etwas vergessen.“ Er nahm den Revolver in seine andere Hand und hielt ihn Matthew mit dem Griff voraus hin.
Matthew wollte ihn nehmen, aber der Mann zog den Revolver wieder schnell zurück.
„Um sicherzugehen, dass Sie begreifen, von welcher Lektion ich spreche, würde ich sie Ihnen gerne demonstrieren, wenn Sie nichts dagegen haben.“
Matthew trat einen Schritt vor. „Doch, ich habe etwas dagegen!“ Aus dem Augenwinkel sah er den Barkeeper, der fast unmerklich den Kopf schüttelte. „Diese Frau gehört mir, und wenn sie eine Lektion lernen muss, dann erteile ich sie ihr selbst.“
Die Gesichtszüge des Mannes verhärteten sich herausfordernd. „Meinetwegen. Lassen Sie sich nicht aufhalten!“
Matthew hasste das, was er jetzt tun musste, und blickte zu Annabelle. Sie hatte den Kopf immer noch gebeugt. „Schau mich an.“
Sie tat es nicht.
Er packte ihr Kinn und zwang sie, den Kopf zu heben. „Ich habe gesagt, sieh mich an!“ Ein flüchtiges Funkeln in ihren Augen verriet ihm, dass sie wusste, was er gerade tat. Trotzdem konnte er sich kaum überwinden, doch dann schlug er ihr tatsächlich mitten ins Gesicht. Sie sah ihn trotzig an. Sein Brustkorb wollte vor Schmerz zerspringen.
Er schlug sie wieder und betete, dass sie den Kopf unten lassen würde. Sie aber hob langsam das Kinn, so als wollte sie sagen: „Das ist alles, was du draufhast?“
Er schlug sie wieder, dieses Mal so kräftig, wie er es wagen konnte. Jetzt ließ sie den Kopf unten.
„Ich verspreche dir“, flüsterte sie, doch so, dass es die anderen gerade noch hören konnten, „dass ich das nie wieder tun werde.“
Alles in Matthew schrie danach, die roten Flecken auf ihrer Wange zu berühren, um den Schmerz, den er ihr zugefügt hatte, zu lindern, aber stattdessen schob er sie zur Tür. Er wartete, bis sie sicher draußen war, bevor er sich umdrehte. „Sie wird sich hier nicht mehr blicken lassen.“
Der Mann reichte ihm seinen Revolver. „Und Sie auch nicht, nehme ich an.“
Kapitel 22
A nnabelle gelang es, zur Tür hinaus und auf den dunklen Gehweg zu kommen. Dort drückte sie sich mit dem Rücken an das Gebäude. Und wartete. Und lauschte.
„Sie wird sich hier nicht mehr blicken lassen.“ Matthews tiefe Stimme drang an ihre Ohren.
Sie berührte ihre linke Wange und fühlte immer noch den Schlag von seiner Hand. Der gequälte Blick, den sie in seinen Augen gesehen hatte, verriet ihr, dass ihm die Schläge viel mehr wehgetan hatten als ihr.
„Und Sie auch nicht, nehme ich an.“
Sie schloss die Augen. Sag nichts mehr, Matthew. Geh. Geh einfach.
Da kam er auch schon zur Tür heraus, den Revolver in der Hand, die Miene wie versteinert. Als er sich umdrehte und sie anschaute, schmolz ein großer Teil der Härte in seinem Gesicht dahin. Annabelle spürte, wie sich die Worte in ihm formten und ausgesprochen werden wollten, aber sie schüttelte den Kopf. Als verstünde er, was sie meinte, warf er einen letzten Blick hinter sich und ergriff sanft ihren Arm. Er führte sie durch die leere Straße und zog sie dann mit sich in eine Seitengasse.
Ein gebrochenes Flüstern kam über seine Lippen. „Es tut mir leid, was ich da drinnen gemacht habe, was ich gesagt habe …“ Er hob die Hand, als wollte er ihr Gesicht berühren, doch dann zögerte er. „Ich habe es nicht so
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