Hoffnung am Horizont
die Augen und nehme meinen Platz ein, weil die Orgel zu
spielen anfängt.
Während der wunderbaren,
romantischen Trauung bemühe ich mich, nicht zu Gabe hinüberzusehen. Ich werde
mir die Hochzeit meiner besten Freundin ganz sicher nicht von so einem arroganten
Mistkerl verderben lassen!
Auch beim anschließenden
Essen im Festsaal versuche ich seine Anwesenheit ein paar Plätze weiter nicht
zu beachten, aber ich komme nicht umhin und bemerke, wie er mich immer wieder
verstohlen mustert, wenn er sich unbeobachtet fühlt. Na, geht doch! Ich
unterhalte mich fast ausschließlich mit Chris neben mir, der beschlossen hat,
bald auch zu uns nach Boothbay Harbor zu ziehen. Ich freue mich so sehr über
diese Neuigkeit und bin ganz aufgeregt. Ich habe nicht viele Freunde, Chris ist
nach Annie mein bester und bald habe ich auch ihn ganz in der Nähe und muss
keine 160 Meilen mehr fahren um ihn zu sehen.
Nachdem das Essen beendet
ist und die Reden gehört sind, fängt eine kleine Band an zu spielen und es wird
getanzt. Chris zieht mich sofort auf die Fläche und hält mich mehrere Tänze
lang dort fest. Er sagt mir, wie wunderschön ich bin und dass er stolz auf mich
ist und sich freut mit mir befreundet zu sein. Rein platonisch natürlich. Wir
albern herum und ich bin völlig entspannt und genieße es, in seinen starken
Armen sicher über die Tanzfläche geführt zu werden.
Auf einmal steht Gabe
neben uns.
„Jetzt bin ich mal dran!“
Ich staune, wo doch heute
wieder Eiszeit zwischen uns herrscht. Außerdem, was ist denn das für eine
Ansage? Geht es auch in höflich?
„Klar. Bis später Jules.“
Chris scheint sich nichts
dabei zu denken, denn er gibt mich frei und bevor ich reagieren kann, finde ich
mich, dicht an Gabes harten Oberkörper gezogen, in seinen Armen wieder.
Die Band fängt
ausgerechnet in diesem Moment ein ruhiges Lied an zu spielen, war ja klar. Er
ist ein guter Tänzer und führt mich so sicher, als hätte er sein Leben lang
nichts anderes gemacht. Aber er schweigt mal wieder. Okay, ich kann auch
Smalltalk machen.
„Eine wunderschöne
Trauung, oder?“, frage ich ihn.
„Hm…“
Hä? Ist das alles, was er
dazu zu sagen hat? Gut, nächster Versuch.
„Sieht Annie nicht einfach
umwerfend aus in diesem Kleid?“
„Hm…“
Ah ja, sehr gesprächig.
Nach einem weiteren Versuch wird es mir zu bunt und ich löse mich mitten im
Song aus seinen Armen und verlasse die Tanzfläche.
„Ich bin hier um Spaß zu
haben und nicht um mich anschweigen zu lassen.“, sage ich nur noch über meine
Schulter.
Ich gehe auf die Terrasse,
um ein bisschen abzukühlen und meine Wut verrauchen zu lassen. Völlig in meine
Gedanken versunken lehne ich an der Brüstung und sehe hinab in den dunklen Garten.
Ich bemerke nicht, dass er hinter mich getreten ist, bis er mich leise
anspricht.
„Wen willst du mit deinem
Gehabe beeindrucken? Du spielst mit dem Feuer, Mädchen.“
Erschreckt zucke ich
zusammen, kann einen kleinen Aufschrei im letzten Moment unterdrücken und fahre
aufgebracht zu ihm herum. Jetzt reicht es mir endgültig.
„Gehabe? Was willst du von
mir, Gabriel? Du bist doch derjenige, der mich ignoriert, sobald irgendjemand
in der Nähe ist. Du schaffst es ja nicht einmal, mit mir zu sprechen und wenn
doch, kommen nur Beleidigungen dabei heraus.“
„Ach so, und deshalb
schmeißt du dich dem Nächstbesten an den Hals?“
Kurz bin ich verwirrt, bis
mir dämmert, wen er meint.
„Momentmal, sprichst du
etwa von Chris? Denkst du, ich wolle dich eifersüchtig machen, indem ich mich
an Chris heranmache?“ Die Vorstellung ist so absurd, dass ich lachen muss. „Keine
Sorge! Chris ist wie ein Bruder für mich und ich mache mich an niemanden heran.“
„Danach sah es eben aber
nicht aus. Das Traumpaar des Abends schwebt über die Tanzfläche!“, tönt er
höhnisch.
Ich beiße die Zähne
aufeinander, bis mein Kiefer krampft, um ihn nicht anzubrüllen, aber es nützt
nicht.
„Ach ja? Du bist ja nur
neidisch, weil du ohne deine Strandschönheit von neulich hier bist. Was ist
passiert Gabriel, hat sie dich schon wieder in den Wind geschossen?“
Kurz zuckt er bei meinen
Worten zusammen, als hätte ich ihn ertappt, aber er lässt sich nicht wirklich
beirren.
„Ich knutsche nicht jede
Woche eine andere, wie du scheinbar.“
„ Okay, jetzt reicht es! DU
hast MICH geküsst und anscheinend bereust du es schon, aber ich sag dir jetzt
mal was. Jeder macht mal Fehler, komm darüber hinweg! Ich bin es
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